331–2024: Wartezeit

Die gibt es dort nicht; niemand muß dort vorm Termin erscheinen.

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Ich bin positiv überrascht. Tatsächlich. Denn wie oft schon saß ich bis zu zwei Stunden in einem Wartezimmer oder -bereich, wohlgemerkt bis zu zwei Stunden nach dem vereinbarten Termin. Nicht nur bei Ärzt:inn:en, nein, sondern auch bei Behörden und in Firmen. Das, so wurde mir heute vormittag gesagt, gibt es bei „meiner” Physiotherapie nicht. Ich muß nicht eine Viertelstunde vorm Termin dort sein, besser ist es, wenn ich zum Termin ± 2 min erscheine. Also zwischen 9.58 Uhr und 10.02 Uhr, wenn ich auf 10.00 Uhr bestellt bin. Damit würde ich helfen, Menschen­an­samm­lun­gen in der Praxis zu vermeiden – und zu ihnen kommt man ja auch nicht, wenn kein Termin vereinbart ist (es sei denn, da liegt eine neue Verord­nung vor). Aus der Erfahrung heraus wissen die Mitarbeiter in der Praxis, wann ihre Patienten mit der Straßen­bahn hinkommen können, und auf diese Ankunftszeiten werden die Bestell­zeiten angepaßt.

Das nenne ich mal gute Terminverwaltung. Ich weiß, daß das beim Hausarzt oder anderen Ärzt:inn:en so nicht umsetzbar ist, weil dort – im Gegensatz zur physio­thera­peutischen Praxis – nicht klar ist, wieviel Zeit der Patient tatsächlich braucht. Ich bin aber auch von der deutlichen Kommunikation ganz positiv angetan! So verstehe ich, warum ich nicht 20 min vorm Termin auftauchen soll, so kann ich auch gegen mein übliches Bedürfnis, einiges vorher anwesend zu sein, exakt auf die Minute dort eintreffen …

 

Erinnerung des Tages:
Bei meinen ersten Schwiegereltern gab es Spaghetti immer mit gebratenen Würfelchen von Touristenblutwurst, Jagdwurst o. a. war bei denen verpönt.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 26. November 2024 mit der Physiotherapie, mit einem sehr notwen­digen Mittagsschlaf, mit den Nudeln mit roter Soße und Käse.

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330–2024: Flußdampflok

Für die Traumdeuter, aus der vergangenen Nacht.

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Unterwegs mit einem Segelboot auf einem Fluß. Es weht gerade genug Wind, um sehr, sehr langsam flußaufwärts voranzukommen. Wir überlegen, die Paddel einzusetzen, um schneller zu werden. Dann stehen alle bis auf den Steuermann an der Reling, gut zwei Meter über dem Wasser, und stechen im Takt mit den Paddeln immer wieder in die Luft. Das Boot wird langsamer, treibt bald mit der Strömung flußabwärts. In der hereinbrechenden Abenddäm­me­rung wird eine altertümliche blaue Dampflok vor das Segelboot gepannt. Die zieht uns, in der Flußmitte auf dem Wasser fahrend, in zwei Stunden bis hinauf zur Quelle am Fuß eines freistehenden Felsens.

 

 

Absurd. So absurd, wie nur ein Traum sein kann. Nein, ich versuche mich nicht an seiner Deutung, habe auch nicht im WWW danach gesucht. An das Blau der Lok kann ich mich lebhaft erinnern, an die Farbe der Segel nicht. Jedenfalls war das Blau so wichtig, daß ich es auf dem Zettel unterstrich, als ich die Traumfetzen notierte. Am späten Morgen bzw. am sehr frühen Vormittag lag ich heute nochmal auf der Couch, gönnte mir den Luxus des Dahindämmerns und luzider Träume. Von denen kann ich ob ihres Inhalts hier aber nichts erzählen.

 

Heute weggegeben bzw. entsorgt:
Altglas zum Container und sieben Bücher in ein Öffentliches Bücherregal gebracht.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 25. November 2024 mit den luziden Träumen zwischen Acht und Zehn, mit völlig unerwarteter und mich sehr berührender Post, mit dem getätigten Kauf eines Fernsehapparates.

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329–2024: Vorfreude

Auch an einem traurigen Tag kann ich mich freuen.

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Ich dachte heute viel an die vielen Abschiede ohne Wiedersehen, die ich schon erleben mußte. Am frühen Nachmittag fuhr ich zum Nordfriedhof. Dort brennt jetzt auf einem sehr wahrscheinlich vergessenen Grab ein Grablicht. Kurz war ich noch beim Training der Ritterschaft, einige organisatorische Dinge besprechen. Und seit Anbruch der Dämmerung leuchten heute ein paar Kerzen, wo sonst immer nur ein Teelicht brennt. Und ich sitze da, trinke Kräutertee und denke an die, die nicht mehr leben.

Ewigkeitssonntag, letzter Sonntag im Kirchenjahr, Totensonntag. Im Dorf wurden vor dem schon die Gräber abgedeckt, winterfest gemacht. Wahrscheinlich erst ab 1990 wurden dann auch immer öfter Kerzen aufgestellt, die am Abend des Totensonntags brennen. So mancher Friedhof ähnelt einem Lichtermeer, der, auf dem ich heute war, wird nicht dazugehören.

Ab morgen gibt es dann Weihnachtsdeko bei mir, darauf und auf die ganze Advents- und Weihnachtszeit, die bei mir bis Mariä Lichtmeß geht, freue ich mich jetzt schon.

 

Erinnerung des Tages:
Da waren heute ziemlich viele: an meine Großeltern, an meinen Sohn, an Onkel und Tanten, an einige Bekannte und sogar Unbekannte.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 24. November 2024 mit dem sehr langen Schlaf am Morgen, mit der Zeit auf dem Friedhof, mit vielen schönen Erinnerungen.

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328–2024: Unverständlich

Aus einem mich schockierenden Moment entstandene Gedanken.

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Ich muß mir mal was Akutes von der Seele schreiben, ich „komm' sonst einfach nicht drüber weg”.

Ich weiß ja nicht, wann und aus welchen Gründen sich das geändert hat, aber: Früher™ gehörten kleine Mißerfolge, Enttäuschungen, gemachte Fehler zum Alltag – und darum wurde nicht viel Aufhebens gemacht. Ja, da klappte oder paßte etwas nicht, da ging ein Wunsch nicht in Erfüllung, da reagierte jemand nicht ganz wie erwartet oder gehofft: Na und? Das ist doch völlig normal und auch zu erwarten, oder? Außerdem: Wer wertete denn eine enttäuschte Erwartung, einen fehl­ge­schla­genen Versuch, einen geplatzten Traum auf zu einem Weltuntergang?

Heute scheint mir das anders zu sein: Wenn die Welt sich nicht nach dem richtet, was ich will und zu brauchen glaube, dann ist doch alles sinnlos, Humbug, idiotisch, falsch, ein totaler Weltuntergang. Dann haben sich doch alle und alles gegen mich verschworen. Die anderen machen das doch nur, um mir zu schaden, meinen Erfolg zu verhindern und mir zu vermiesen, um mir mein Leben schwerzumachen. Weil sie mir aber auch absolut nichts gönnen. Menschen fühlen sich sofort angegriffen und abgelehnt, wenn jemand eine andere Meinung, Überzeugung, Methode hat. Wer nicht so ist, denkt, handelt und fühlt wie ich, wer nicht für mich ist, der ist ein Feind. Und wenn es nur der Straßenbahnfahrer ist, der pünktlich abfährt und nicht auf mich wartet, oder der Zugbegleiter, der mich darauf hinweist, daß ich mit der falschen Fahrkarte unterwegs bin (das erlebte ich heute mit, und was der sich anhören mußte von dieser Frau!): Feind. Todfeind. Arschloch. Ganz gleich, wie richtig das (gegen mich!) Vorge­brachte ist und wie korrekt mit dem Geschehen umgegangen wird: Das macht der Idiot doch nur mir zum Schaden und zum Hohn!

Alles, was nicht nach deren Pfeife tanzt, was nicht exakt so gemacht und bewertet wird, wie es von solchen Menschen erwartet, angeordnet, verlangt wird, alles das ist minde­stens Blödsinn. Sie sind egoistisch, egomanisch, narzisstisch, selbstgerecht, über­heblich und selbst­herrlich – all das auf einmal. Gab es früher auch so viele Menschen von dieser Sorte? Habe ich sie nur nicht gesehen, wahrgenommen? Wo kommen die alle her? Warum wurden die so?

Realitätsverweigerer. Manchmal, in einigen speziellen Situationen, bin ich das wohl auch. Doch nur kurz und eben nur in diesen besonderen Momenten. Hinterher sehe ich mir das noch einmal an und sehe, daß ich da Blödsinn angestellt habe. Ja, ich bin natürlich in der Lage, Teile meiner Lebenswirklichkeit (zeitweise) zu ignorieren, aus­zu­blenden, und muß das wahrscheinlich sogar tun. Aber ganz wohl ist mir dabei nie. Und ich kann „die Umstände” auch nicht komplett ignorieren, mich nicht der ganzen Wirklichkeit verweigern.

Realitätsignoranten und Realitätsverweigerer: Gibt es einen Unterschied – und was ist schlimmer?

(Was so eine miterlebte Szene doch in mir auslöst. Ich hab mich wirklich fremd­ge­schämt für diese Person und für ihre Äußerungen und ihren Umgang mit anderen. Solches Benehmen ist mir einfach nur unverständlich.)

 

Heute weggegeben bzw. entsorgt:
Ich weiß nicht, wieviele es waren, aber ich brachte heute leere Schachteln und Kartons ins Altpapier (zwei große Einkaufstaschen voll, u.a. Verpackungen von drei gekauften Notebooks).

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 23. November 2024 mit der Ruhe am Vormittag, mit meinem Weg durch die Stadt, mit heißen Knackern und Brot und Senf.

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327–2024: Aufwachen

Etwas aus einem Buch, das ich gerade (u. a.) lese.

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Eines der drei Bücher ist eine Anthologie der Reihe „SF Utopia” aus dem Verlag Das Neue Berlin, erschienen 1988 (1980). Darin sind Texte polnischer, sowjetischer und tschechischer Autoren über Kyborgs, Unsterbliche und Mutanten versammelt, in denen die Fragen nach Menschlichkeit und Menschsein gestellt werden. Eine der faszinierenden Geschichten heißt „Schaben”. Deren Anfang ist … Nun, das dort Beschriebene werden vielleicht viele kennen:

 

 

Ich habe keine Lust aufzuwachen. Ich weiß genau, mache ich die Augen auf, fängt das Karussell wieder von vorne an. Eine Umdrehung in vierundzwanzig Stunden. Tagaus, tagein, Monat um Monat und Jahr um Jahr. Im Schlaf kann mann die Welt formen, wie es einem gerade gefällt: sie nach eigenem Gutdünken zuschneiden und mit den wunderlichsten Gestalten besiedeln, die Zeit aufhalten oder sie mir nichts, dir nichts zurückdrehen.

Im Schlaf bin ich der Herr der Welt, doch am Tage … Aber es lohnt ja nicht, Gedanken daran zu verschwenden. Man soll zehn Minuten mit geschlossenen Augen liegenbleiben und sich ausschließlich angenehme Dinge vorstellen. Ein blödes Rezept. Mit anderen Worten, nicht an das denken, was einen in der Wirklichkeit erwartet. Nicht an den anbrechenden Tag, nicht an das Manuskript auf dem Tisch. Am besten an gar nichts denken! Eine uralte, naive Weisheit, kindliche Vorstellung von der Allmacht der menschlichen Psyche. Der bewußte Strohhalm für den Ertrinkenden.

Ilja Warschawski: Schaben. In Erik Simon (Hrsg.):
Die Rekonstruktion des Menschen. Phantastische Geschichten. S. 173
© Verlag Das Neue Berlin, Berlin, DDR · 1988 (1980).
1. Auflage dieser Ausgabe. ISBN 3-360-00846-5

 

 

Ich gönnte mir dieses Liegenbleiben sehr lange Zeit, pflegte währenddessen luzide zu träumen. Das dauerte durchaus auch mal zwei Stunden und war immer sehr angenehm für mich. Ich habe jedoch nie wachgelegen und an ausschließlich positive Dinge oder gar gar nichts gedacht.

Seit Juni dieses Jahres werde ich morgens zwischen 4.00 Uhr und 6.00 Uhr wach, ohne einen Wecker zu brauchen. Warum das so ist und wieso sich das sozusagen von einem auf den nächsten Tag änerte: Ich habe keine Ahnung. Ich habe üblicher­weise Lust aufzustehen und den Tag so früh mit Kaffee und Keks beginnen. Ich lebe gut mit dem neuen Rhythmus, nicht schlechter und nicht besser als „damals” als Eule, nur anders. Das luzide Träumen am Morgen fehlt mir ein klein wenig, doch oft habe ich die Gelegenheit dazu in einem Nickerchen tagsüber. Diese dreiviertel bis eine Stunde Pause gönne ich mir.

Und über diese Allmachtsphantasie, die ich in der Depression in anderer Form hatte (ich wäre am ganzen Elend der Welt schuld, bildete ich mir oft ein), lächele ich heute nur müde. Denn sie hält keiner Überprüfung in der Wirklichkeit stand. Was würde meine Nichtexistenz denn schon an der Gesamtsituation ändern? Die Politikerdar­steller wären deshalb nicht empathischer als jetzt, die Kriege fänden auch ohne mich statt, Sozialleistungen in der BRD wären auch ohne mich oft viel zu niedrig.

Für viele ist das erwähnte Karussell nichts anderes als das Hamsterrad, in das man täglich gezwungen wird. Welcher Zwang das genau ist, spielt keine Rolle. Vier oder fünf Tage jeder Woche ist es mindestens notwendig, fall man sich nicht gerade „nur” um den Haus­halt und / oder die Familie kümmern muß. Das oben im Zitat erwähnte Rezept jedenfalls: Hilft das irgendjemandem wirklich?

 

Erinnerung des Tages:
Vor vielen Jahren hatte ich die Idee zu einem Bastelprojekt, über das ich heute ein kurzes Gespräch führte.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 22. November 2024 mit dem schnellen Einkauf (keine 45 min für zwei Geschäfte und Weg), mit der nachmittags auf der Couch verbrachten Zeit, mit dem unverhofften Gespräch über längst vergangene Zeiten.

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326–2024: Innendrin

Natürlich weiß ich nicht, ob es dort so zugehen könnte.

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Ich reiße wirklich sonderbare Witze, rede von Dingen, von denen ich keine Ahnung habe oder von solchen, zu denen ich besser den Mund halten würde. Manchmal fallen mir Wörter ein, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr aussprach oder las; manchmal fehlen mir die Worte für die alltäglichsten Gegebenheiten. Heute zum Beispiel wußte ich ganz genau, wie ein Kandelaber mit Kerzen aussieht – doch das Wort, mit dem diese Dinger für Kerzen allgemein bezeichnet werden, das Wort fand ich nicht. Später, viel später, vorhin erst erinnnerte ich mich an Kerzenhalter, Tülle und Leuchter. Oder das Ding, mit dem man Suppe aus einer Kasserolle auf den Teller bringt, das mit dem langen Griff … Herrgottnochmal, wie heißt das nur? Ich hab' vier davon in der Küche und weiß ihren Namen nicht. Vier, so viele Finger habe ich an einer Hand. Ja, vier, denn der Daumen ist kein Finger! Das hab ich gelernt, als ich meiner Tochter im Physikum beim Lernen half. Os metacarpatis, arteria carotis, musculus articulatio genus, arteria ulnaris, nervus medianus und wie die Krankheiten sonst noch hießen. Eine -itis ist immer etwas Entzündliches, eine -ose nicht. Suppenschöpflöffel. Aber es muß noch ein kürzeres Wort geben. Ich habe nie Suppen­schöpflöffel gesagt, oder doch?

Auf dem Tisch steht eine Schale mit eingemachtem Baumgemüse. Das darf ich nach dem Essen essen. Zugabe heißt das, nicht wahr? Nein nein, ganz sicher nicht. Nein, das heißt nicht Kompott, da gibt es ein anderes Wort. Mein liebes Gehirn, verarsch mich nicht. Kom-Pott. Mit-Topf? Ach, egal. Wer weiß. Aber es ist schon sonderbar, nicht nur das mit den Wörtern. Neuerdings scherze ich viel mehr als früher. Aber früher wurde ich dafür nicht ausgelacht, nicht sogar noch getröstet nach einem Späßchen. Keine Ahnung, wer sich das hat einstürzen lassen, daß einer nach einem Scherz getröstet werden muß.

Ich muß mich jetzt endlich anzerren. Will nämlich gleich noch auf den Herrnacker, muß dort Blumen gießen. Die sollen ja so schön aussehen wie Helga, damit sie noch ein bißchen Freude daran hat. Und unterwegs fällt mir dieses blöde Wort für das Küchending wieder ein, denn es heißt nicht umsonst: Beim Gehen denkt es sich besser. Ja, der Karl Marx hat viele solcher Sprichwöter geschrieben, und ich habe den ganzen Karl Marx gelesen, was sage ich, gelesen, studiert habe ich den! Und der soll ja schon lange tot sein, wird gesagt. Was ich sonderbar finde und nicht glauben kann, denn auf dem Herrnacker bei meiner Helga habe ich seinen Sarg nicht finden können. Wenn er nicht begraben ist, kann er ja nicht tot sein, der Marx, der Karl. Der hat bestimmt auch eine Kelle in seiner Küche, mindestens eine Kelle. Ob der auch solche Scherzgedichte geschrieben hat? Ich kann mich grad nicht dran erinnern …

 

 

Ich habe keine Ahnung, was dieser Text mir mitteilen will. Er entstand heute früh, kurz nach fünf Uhr. Ein Traumrest – ein von Karl Marx geschriebenes Scherzgedicht über den Suppen­schöpflöffel – liegt ihm zugrunde. Wo mein Denkicht dann den Rest hernahm, weiß ich nicht.

 

Erinnerung des Tages:
Fast jedes Jahr, das ich hierzustadt schon lebe, war ich am Totensonntag auf einem der Friedhöfe und stellte ein Grablicht auf ein nicht mehr gepflegtes Grab – das will ich in diesem Jahr wieder tun.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 21. November 2024 mit einem Abschied, mit gekauften nützlichen Kleinigkeiten (neben den notwendigen Dingen), mit Kartoffeln und Quark und Leberwurst.


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325–2024: Eltern

Menschen, die sich sorgen und um die ich mich sorge.

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Es gibt wohl auf der ganzen Welt nicht einen einzigen verständigen Menschen, der sein Leben sorgenfrei leben kann, ganz besonders niemand, der Mutter oder Vater ist – denen bleibt unter allen Umständen die Sorge um die Kinder erhalten.

 

 

Beim Nachdenken und Erinnern schrieb ich mir das auf. Vielleicht verallgemeinere ich wieder aus meiner eigenen Erfahrung und aus der mir nahestehender Menschen, mag sein. Aber …

Mit diesem Satz kann ich anders, milder, verständiger auf das Verhalten meiner Mutter blicken. Das wird dadurch nicht weniger nervig, übergriffig, unangenehm. Allerdings ermöglicht mir dieser Gedanke, ihre Beweggründe anders zu bewerten (nicht Herrschsucht o. ä., sondern eben Sorge). Sie versucht, aus ihrer Erfahrung heraus – 1940 geboren, die Nachkriegszeit also bewußt erlebt und durchlitten – Ratschläge zu erteilen. Ja, auch die sind Schläge, ich weiß, aber so kann ich ihr Verhalten mir gegenüber als weniger bösartig betrachten.

Desweiteren: Auch ich habe Kinder. Und selbst an den Sohn, der vor so vielen Jahren starb und dessen Grab schon lange aufgelassen wurde, denke ich noch mit Sorgen. Mag sein, daß das „nicht normal” ist, aber wenn ich mir vorstelle, wie er weitergelebt haben könnte, weiterleben könnte … Nein, das geht nicht wirklich sorgenfrei.

Und nun, im Alter, kommen ja bei mir und bei vielen auch noch die Sorgen um die eigenen Eltern dazu …

 

Heute weggegeben bzw. entsorgt:
Zwei wirklich kaputte Emailletöpfe und drei uralte Glasflaschen (ja, hübsch, aber wozu) landeten in den entsprechenden Containern.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 20. November 2024 mit erledigten Telefongesprächen, mit erledigten Einkäufen, mit Tee aus der extra dafür besorgten Tasse.


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324–2024: Talentiert

Warum mach' ich das? Wahrscheinlich denke ich nur zuviel nach.

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Es gibt viele Gründe, etwas zu erzählen. Und oft vermischen sich die Gründe auf uner­klär­liche, komplizierte Art; damit entsteht die Angst, daß das auch auf die erzählten Geschichten zutreffen wird. Dennoch ist und bleibt in der Erzählung zumeist alles streng logisch und chronologisch und wohlgeordnet. Natürlich folge ich als Erzähler mit dieser Klarheit meinem Wunsch, mit und in dem Erzählten einen Sinn zu finden oder etwas, das beabsichtigt oder gerechtfertigt oder erklärt werden muß. Talentierte Erzähler schaffen es, genau das bei den Zuhörern oder Leserinnen ebenfalls zu erreichen oder zumindest den Wunsch danach zu wecken.

Ach, wenn ich mir nur immer sicher wäre, daß mir das gelingt oder gelungen ist!

Ich befürchte, ich denke viel zuviel nach über Dinge und Vorgänge, über die nachzu­denken nicht notwendig ist und die ich absolunt nicht auf mich beziehen sollte.

 

Erinnerung des Tages:
In der Woche vorm Totensonntag begann ich früher immer, nach den Weihnachtsgeschenken für die zu suchen, die ich unbedingt beschenken wollte.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 19. November 2024 mit der manuellen Therapie (autsch), mit der Durchsicht von Vorräten (umsortiert), mit einem fertig geschärften Messerchen.


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323–2024: Bereichstrennung

Wieder eine Kolumne der noch immer nicht ganz bekannten Figur.

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Was ich sonst streng voneinander trenne
 

Das liebe ich am November: Den ganzen Tag wird es nicht richtig hell, bleibt es grau. Das gibt mir die Gelegenheit, auch tagsüber hin und wieder die Augen zu schließen. Als freiberufich arbeitender Mensch kann ich mir meine Zeit ja wirklich einteilen, wie ich mag. Und ganz ehrlich: Nach so einem Nickerchen schaffe ich mehr, als wenn ich mich müde an den Schreibtisch setzte und recherchierte und zu schreiben versuchte. Und in diesem wundervoll diffusen Licht, das heute durchs Fenster kommt, schmeckt mir mein Tee außerdem viel besser.

Natürlich ist meine Stimmung jetzt nicht himmelhoch jauchzend. Heimelig ist mir, weil ich es mir hier zuhause heimelig mache. Ich habe sowieso kaum direktes Licht – nur am Schreibtisch, in der Küche auf der Arbeits­platte und am Spiegel im Bad. Mit den dicken Socken und den Wohlfühlpullis macht es mir auch nichts aus, daß es draußen kühler ist. Neben dem Teelicht im Stövchen brennen noch drei in einem Stück Wurzel auf dem Couchtisch. Hier drin ist es gemütlich, heimelig eben – nein, ich werde das nicht hygge oder sonstwie nennen. Das deutsche Wort gefällt mir ausnehmend gut. Ich muß schon für meine Arbeit zu viele neudeutsche Anglizismen einsetzen. Warum muß alles, was gemocht wird, denn „in” sein und Gutes immer „top”?

Nein, ich gehöre weiß Gott nicht zur Sprachpolizei. Ich unterscheide dennoch zwischen beruflichem Schreiben, das ich am Geschmack der Auftraggeber ausrichte, und meinem privaten Schreiben, in dem ich mich einfach nur wohlfühlen möchte. Nur sehr selten, wie jetzt in dieser Kolumne zum trüben November, lasse ich die Ver­mischung beider Bereiche zu.

Ich liebe den November als Ganzes, weil ich da meinem Bedürfnis nach Heimeligkeit ganz offiziell nachgeben kann, und meine Melan­cho­lie hilft mir manchmal dabei. In diesem Sinne: Machen Sie es sich gemütlich.

(R. Pel.)

 

 

Erinnerung des Tages:
Bei einem seiner Besuche kam Onkel Herbert aus HL/EU (ich weiß das Kennzeichen nicht mehr genau, und der Ort wechselte vom einem zum anderen Zulassungsbezirk) mit seinem gold­far­be­nen Opel Senator.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 18. November 2024 mit dem gestern vorgekochten Essen, mit meiner Herumgammelei, mit einer Idee zu einem Wochenendgrundstück (noch ist nichts entschieden).


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322–2024: Irgendetwas

Auch das fiel mir beim Herumsitzen und Denken auf.

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Irgendetwas muß es geben, von dem lange, dauerhafte Beziehun­gen leben. Warum nur ist das verlorengegangen, warum nur finden die Menschen das heute nicht mehr oder nicht mehr so leicht? Oder fehlt heute irgendetwas, das die lange Dauer früher für mehr, für viele Menschen erleichterte?

 

 

Nun, heute gibt es viel mehr und viel leichter verfügbare Möglichkeiten, nach etwas Anderem, nach noch Besserem zu suchen und das scheinbar auch zu finden. Immer und immer wieder. Aber wieso, wozu immer Besseres? Wieso nicht mit dem Guten zufriedensein? Und daran arbeiten, daß die Zufriedenheit auch bleiben kann? (Ja, auch ich hab es nicht so ideal hinbekommen …) Aber jetzt, jetzt suche ich nach genau diesem Irgendetwas, versprochen.

Einmal (noch) eine (erträumte, traumhafte) Beziehung eingehen oder / und fort­füh­ren, eine, die nicht schon nach wenigen Jahren wieder zerbricht, dabei jeden Morgen erwachen und bemerken, die Sehnsucht ist erfüllt: Ein Wunsch, den viele haben, nicht wahr?

 

Erinnerung des Tages:
Mein Böttcher-Großvater baute für seine Enkel, also uns, damals Ende der Sechziger ein hölzernes Schaukelpferd. Auch meine Kinder nutzten das noch.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 17. November 2024 mit einer angefangenen Näherei, mit erledigtem Haushaltskram, mit sprudelnder Phantasie.


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