339 im #Advent 2023 – Die 5. Tür


Eine Verwechslung, eine (Ent-)Täuschung, und doch bringt es Glück.

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Das ist der 14. Adventskalender hier. Ich widme ihn allen, die krank sind oder Unterstüt­zung benötigen, und allen, die einsam oder allein sind. Möge allen Menschen eine im wahrsten Sinne des Wortes wunder­volle Weihnachtszeit beschieden sein. Meine Kerzen brennen wieder für Menschen und Tiere, die Hoffnung und Trost brauchen.

 

 

Ach Heiliger Sankt Nikolaus!
Bist Du jetzt grad in unserm Haus?
Ich hör' Dich trampeln, hör' Dich schnaufen,
die Treppen auf- und abwärts laufen.

Doch seh' ich meine Stiefel an:
In denen hat sich nichts getan?
Kein Pfefferkuchen, keine Nuß,
nichtmal ein Keks mit Schokoguß?

Was ist gescheh'n? War ich nicht brav?
Wandelt Sankt Nikolaus heut' schlaf?
Nein, die Erklärung ist viel schräger:
Im Haus ist heut' der Schornsteinfeger.

 

 

Manchmal irrt man sich eben mit seinen Vermutungen.

 

Ich schleiche mich davon und wünsche eine schöne Adventszeit.

Der Emil

 

 

Am 4. Dezember 2023 war ich zufrieden mit den geschafften Erledigungen draußen, mit dem Wintertee (Zimt und Wildkirsche), mit dem Rest Kartoffelbrei und Zwiebeln aus der Pfanne.

© 2023 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
CC by-nc-nd Website (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).

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338 im #Advent 2023 – Die 4. Tür


Reisig überall.

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Das ist der 14. Adventskalender hier. Ich widme ihn allen, die krank sind oder Unterstüt­zung benötigen, und allen, die einsam oder allein sind. Möge allen Menschen eine im wahrsten Sinne des Wortes wunder­volle Weihnachtszeit beschieden sein. Meine Kerzen brennen wieder für Menschen und Tiere, die Hoffnung und Trost brauchen.

 

Was gab es früher nicht für sonderbare Bräuche in der Adventszeit oder zur Weihnacht. Im Erzgebirge wurde zum Beispiel Stroh in der Stube und/oder Küche auf den Boden gelegt wie Einstreu im Stall (eben, wegen der Tiere). Das hab' ich aber schon länger nicht mehr gesehen.

Ganz anders ist es mit dem Reisig, den grünen Zweigen und Ästen von Fichten und Tannen. Zum einen werden damit die Gräber auf den Friedhöfen abgedeckt und so winterfest gemacht. Zum anderen ist es bei vielem Menschen als Advents- und Weinhachtsschmuck am und im Haus, in der Wohnung zu finden. Und das ist nicht nur im Erzgebirge so.

Reisig als Wort ist übrigens eine Besonderheit. Denn es ist eine Ableitung von Reis in der Bedeutung „Ast, Rute, Zweig, Gestrüpp”, wie sie im Deutschen nicht sehr häufig vorkommt (nachzulesen im DWDS und auch im Adelung). Aber woher kommt die Sitte, immergrüne Zweige von Nadelbäumen in dieser Zeit als Schmuck zu verwenden? Die Römer schmückten zur Zeit der Winter­sonnenwende ihre Häuser mit Lorbeer, noch heute werden Misteln an Türen gehängt, im Alpenraum an die Haustüren, in Britannien über eine Tür in den Wohnräumen. Wieso aber hierzulande das Reisig zum Schmuck der (Vor-)​Weih­nachtszeit wurde, fand ich nicht heraus.

Für mich gehört Reisig wie selbstverständlich zur Zeit des Advent. Manchmal kann ich seinen Geruch wahrnehmen, meist ist es nur das Grün, das mich berührt. Einige Zweige liegen hier wie jedes Jahr auf dem Tisch unter den Kerzen. Und der (gekaufte) Adventskranz ist aus Reisig geflochten. Wenn ich in die Flammen der Adventskerzen sehe, dann ist es mir auch schnuppe, wann dieses Reisig wieso zum Schmuck wurde, dann ist mir einfach nur ein wenig mehr nach Weihnachtszauber.

 

Ich schleiche mich davon und wünsche eine schöne Adventszeit.

Der Emil

 

 

Am 3. Dezember, dem ersten Advent 2023, war ich zufrieden mit Kartoffelbrei mit viel brauner Zwiebel und Bratwurst, mit dem Geschriebenen, mit Weih­nachts­musik aus dem Alpenraum.

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337 im #Advent 2023 – Die 1. Kerze in der 3. Tür


Ein paar Worte über meine Adventskerzen.

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Das ist der 14. Adventskalender hier. Ich widme ihn allen, die krank sind oder Unterstüt­zung benötigen, und allen, die einsam oder allein sind. Möge allen Menschen eine im wahrsten Sinne des Wortes wunder­volle Weihnachtszeit beschieden sein. Meine Kerzen brennen wieder für Menschen und Tiere, die Hoffnung und Trost brauchen.

 

Ich zünde eine Kerze an. Lasse ein Licht erstrahlen. Eine wärmende Flamme brennt.

Oh, das mache ich jeden Tag. Wirklich jeden Tag des Jahres. Und dennoch: Heute ist das etwas Besonderes. Heute ist ein besonderer Tag für diese eine, für diese erste Kerze. Es ist bei mir tatsächlich Tradition. Ich weiß nicht genau, wie alt ich war, als ich das erste Mal in meinem Leben eine Kerze anzünden durfte. Es war in Schlema und es war Advent, das hat mir auch meine Mutter bestätigt. Heute leuchtet bei mir eine rote Kerze. Vom Frühstück bis zum Schlafengehen. Denn auch da bin ich traditionell erzgebirgisch geprägt. Auf dem Adventskranz brennen immer nur rote Kerzen.

Ich zünde eine Kerze an. Lasse ein Licht erstrahlen. Eine wärmende Flamme brennt.

Vom heutigen Tage an haben die Kerzen bei mir eine andere, eine … Ich weiß nicht, einfach eine Bedeutung, die sie sonst im Jahr nicht haben. Gerade in der Adventszeit ist das Licht, ist die Kerze ein Symbol, das für mich untrennbar mit dem Bergmann untertage, im Schacht oder im Stollen verbunden ist. Das Licht, daß die Wege und den Ort ausleuchtet, nicht sehr weit, nicht sehr hell, aber doch so, daß einiges erkennbar ist und vieles erahnt werden kann.

Ich zünde eine Kerze an. Lasse ein Licht erstrahlen. Eine wärmende Flamme brennt.

Und ja, ich lade Menschen ein, mit mir bei meiner brennenden Kerze zu sein, die Flamme zu sehen, die Wärme zu ahnen und zu spüren. Das Licht zu erken­nen. Sich dem Frieden einer einzelnen Kerze hinzugeben, denn das ist es, was eine einzelne Kerze verdeutlicht: Frieden. Aber heute erinnere ich mich auch an die einsame, einzelne Kerze, die für lange Zeit allabendlich in meinem Fenster brannte und von meiner Hoffnung zeugte auf Veränderung, auf Aufbruch der festbetonierten Ideologie und ihrer Folgen. (Ihr wißt, von welchem Jahr ich spreche.)

Ich zünde eine Kerze an. Lasse ein Licht erstrahlen. Eine wärmende Flamme brennt.

Und in mein Herz und in meine Seele ziehen deutlicher als sonst im Jahr der Wunsch nach Frieden in so vielen Bereichen, nach Heimeligkeit, nach Mitein­an­der, Füreinander und Voneinander. In freudiger Erwartung. Adveniat – Advent.

Ich zünde eine Kerze an. Lasse ein Licht erstrahlen. Eine wärmende Flamme brennt.


 

Ich schleiche mich davon und wünsche eine schöne Adventszeit.

Der Emil

 

 

Am 2. Dezember 2023 war ich zufrieden mit den Buttermöhren, mit dem Stollen vom Handwerksbäcker, mit dem Glühwein.

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336 im #Advent 2023 – Die 2. Tür


Weiße Weihnacht in Erinnerung und Hoffnung und Lied.

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Das ist der 14. Adventskalender hier. Ich widme ihn allen, die krank sind oder Unterstüt­zung benötigen, und allen, die einsam oder allein sind. Möge allen Menschen eine im wahrsten Sinne des Wortes wunder­volle Weihnachtszeit beschieden sein. Meine Kerzen brennen wieder für Menschen und Tiere, die Hoffnung und Trost brauchen.

 

Auch gestern war es hierzustadt weiß und frostig, nicht über 0 °C kletterten die Temperaturen auf meinem Fensterbrett. Ob es in diesem Jahr wohl eine Weiße Weihnacht geben wird? Ich weiß, ich weiß: Schnee an den Weihnachtstagen ist statistisch eher nicht zu erwarten. Auch nicht im Erzgebirge. Aber in der Erinnerung, nicht wahr, in der Erinnerung (auch in eurer, oder?) waren alle Weihnachtsfeste weiß von Schnee und Eis.

Vielleicht haben unsere Winter- und Weihnachtslieder einen Anteil an den fal­schen Erinnerungen? Da wird doch oft … oder etwa nicht? Vor allem die Lieder, die ich noch aus meiner Kinderzeit kenne, verbinden Weihnachten häufig mit Schnee, Schlittenfahren, Frost usw. usf. Ich hab mal ein Beispiel in Erzge­bir­gischer Mundart herausgesucht:

 

 
Weihnachten in Gebirg
Text: Friedrich Emil Krauß — Musik: Bernhard Uhlig
 

Dr Himmel is e Lichterbugn,
de hallsten Stern sei aufgezugn:
Weihnachten in Gebirg,
Weihnachten in Gebirg.

De Waalt is still wie in enn Traam,
in Schnee vergrobn sei Busch un Baam.
𝄆 Weihnachten in Gebirg. 𝄇

E Stern fällt do ins Herzel nei,
wie haall dos werd un fruh un frei.
𝄆 Weihnachten in Gebirg. 𝄇

Manfred Blechschmidt (Hrsg.): Behüt eich fei dos Licht.
Ein Weihnachtsbuch des Erzgebirges S. 204
3. Aufl. 1977 · © VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag Leipzig 1976.
Lizenz-Nr. 484 – 250/A201/76 · Bestellnr. 519 490 2

 

 

Übersezten muß ich das nicht, denke ich; wenn es gewünscht wird, mach ich das aber in einem Kommentar. Und wie das bei Volksliedern (das ist mitt­ler­weile eines) so ist, ergeben sich immer kleine Äderungen des Textes. Hier singen es Menschen, von denen ich die meisten kenne:

 


Heimatspiegel Zschorlau – Dr Himmel is e Lichterbugn

 

Ohne den Datensammeldienst kann das Lied auch hier gehört werden. (Der Link öffnet einen neuen Tab/ein neues Fenster. Invidious ist ein Dienst des Fediverse.)

Dieses Lied ist nur eines von den vielen, in denen Weihnachten und Schnee zusammengehören. Wie es eben in meinen Erinnerungen auch ist. Und ein Anderes bleibt mir ja auch: die Hoffnung auf eine kinderwunderbare Weiße Weihnacht.

 

Ich schleiche mich davon und wünsche eine schöne Adventszeit.

Der Emil

 

 

Am 1. Dezember 2023 war ich zufrieden mit dem Erwachen bei voller Advents­beleuchtung, mit mariniertem Hering und Kartoffeln, mit 20 aus­sor­tierten (aber noch nicht weggebrachten Büchern.

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335 im #Advent 2023 – Die 1. Tür


Erwartung und Vorfreude.

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Das ist der 14. Adventskalender hier. Ich widme ihn allen, die krank sind oder Unterstüt­zung benötigen, und allen, die einsam oder allein sind. Möge allen Menschen eine im wahrsten Sinne des Wortes wunder­volle Weihnachtszeit beschieden sein. Meine Kerzen brennen wieder für Menschen und Tiere, die Hoffnung und Trost brauchen.

 

 
Erwartung im Advent
 

Nun ist die Nacht gekommen,
die lange, dunkle Nacht.
Die Farben sind verschwommen,
die uns der Herbst gebracht.

Kahl sind die weiten Felder,
die Welt, sie schläft in Ruh.
Die stillgewordnen Wälder
deckt weißes Linnen zu.

Der Wind fährt durch die Zweige,
verweht das letzte Blatt.
Früh geht der Tag zur Neige,
der kaum begonnen hat.

Doch bald schon wird erglühen
der Freude heller Schein,
die Liebe still erblühen,
und Weihnacht wieder sein. —

Johannes Thiele: Weihnachtsgeschichten aus den Bergen. S. 54
© Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Augsburg 2004. ISBN 389897-039-6

 

 

[Johannes Thiele (∗ 1954) ist auch der Herausgeber dieser Anthologie. Es sind Texte enthalten, zu denen ein Autor genannt wird. Am Ende des Buches sind die zugehörigen Quellen aufgelistet. Da dieses Gedicht weder dort auftaucht noch mit einem Künstlernamen versehen ist, schlußfolgere ich, daß es von Johannes Thiele selbst geschrieben wurde.]

Ja, es beginnt im Advent wieder zu weihnachten. Und ich bin wieder auf der Suche nach Texten, die in in meinen Adventskalender packen kann. Natürlich ist mir bekannt, daß unter meinen Leser:inne:n einige sind, die mit Weinachten nichts (mehr) am Hut haben oder noch nie etwas mit Weihnachten anfangen konnten. Bei mir ist und bleibt es ein Erzgebirgisches Fest, weitab von der Institution Kirche, mit Bräuchen aus bergmännischer, regionaler Tradition. Ja, dazu gehören auch einige, die nicht ohne Kirche und allem Drumherum auskommen, stimmt. Aber vieles ist mittlerweile so säkularisiert (und zu meinem Leidwesen auch kommerzialisiert), daß die hinter dem Weihnachtsfest stehenden kirchlichen Erzählungen kaum noch eine oder gar keine Rolle mehr spielen. Manche der erzgebirgischen Weihnachtsbräuche haben von Anfang an überhaupt nichts mit der Religion zu tun gehabt – ich denke an die Schwibbogen – und wurden erst im Nachhinein umgestaltet und umgedeutet …

Meine Räuchermännchen und -häuschen verbreiten heimelige Düfte, meine Schwibbogen, Pyramiden und Leuchter spenden warmes – nicht buntes und blinkendes! – Licht. Auch der Adventsstern hängt leuchtend über mir. Jetzt ist meine liebste Zeit des Jahres. Selbst wenn ich ganz allein und einsam bin, ist und bleibt Weihnachten, die Advents- und Weihnachtszeit für mich das Schönste im Jahr. Denn: Da ist immer ein ganz klein wenig Vorfreude auf das, was in meiner Kinder- und Jugend- und in meiner frühen Elternzeit das Familienfest schlechthin war.

 

Ich schleiche mich davon und wünsche eine schöne Adventszeit.

Der Emil

 

 

Womit ich heute zufrieden gewesen sein werde, kann ich erst morgen früh berichten.

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2023/334 – Zuversicht


Nicht anders als in den letzten 13 Jahren.

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Ab morgen könnt ihr euch von meinem Blog wecken lassen. Weil ja Adventskalendertürchen üblicherweise schon früh am Morgen geöffnet werden, schreibe ich meine Beiträge am Abend und lasse sie geplant um 6.00 Uhr veröffentlichen. (Hoffentlich klappt das wie geplant, das ist grad eine meiner größeren Sorgen.)

 

Zum 14. Male möchte ich denen, denen das gefällt, die Zeit verkürzen und/​oder ihren Lauf verdeutlichen. Ich weiß noch nicht, ob ich diesmal wirklich 24 neue Beiträge schaffen werde, aber zuversichtlich, zuversichtlich bin ich. Und das ist etwas, das ich mir erarbeitet habe trotz all meiner Sorgen und Probleme, die ich in meinem Leben so habe. Zuversicht ist für mich mehr als Optimismus: Sie ist konkret. Nicht nur eine generelle Einstellung wie der so oft geforderte Optimismus, der mir in der heutigen Weltlage immer schwieriger zu erreichen, zu erhalten zu sein scheint. Sondern eine mit etwas ganz Bestimm­ten verbundene Haltung, Denkweise, Handlungsfähigkeit, die vom Gelingen ganz bestimmter Vorhaben, vom Eintritt ganz bestimmter Ahnungen fest überzeugt ist.

Das Etymologische Wörterbuch erklärt die Herkunft des Wortes Zuversicht: »‘Vertrauen in die Zukunft’, ahd. zuofirsiht ‘ehrfurchtsvolles Aufschauen, Hoffen’ (um 1000), mhd. zuoversiht«. (Dort am Ende des Artikels zu finden.) Im heutigen Sprachgebrauch scheint es seltener zu werden, das Wort Zuversicht. Und seine Bedeutung hat sich natürlich gewandelt. Bei mir steht es für mein festes Vertrauen darauf, daß in der Zukunft, insbesondere in der nahen Zukunft, etwas von mir Gewünschtes und/​oder Erwartetes eintrifft, weil ich alles dafür tue, das in meiner Kraft und Macht steht.

Und so bin ich auch zuversichtlich, daß ich noch einiges zu sagen, zu erzählen, weiterzugeben habe – nicht nur hier im Blog, nicht nur auf den Mittelalter­märk­ten – und daß ich damit vielleicht auch andere zum Erinnern und Weitergeben von Erinnerungen anregen kann. Vielleicht klappt das ja in den nächsten 24 Tagen besonders gut. Und wenn nicht: Ich mache trotzdem weiter, weil ich zuversichtlich bin.

Bis morgen früh sechs Uhr dann.

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Am 30. November 2023 war ich zufrieden mit dem abgeschlossenen Aufbau aller Weihnachtsdeko einschließlich Herrnhuter Stern, mit dem Einkauf ganz zu Fuß im weiter entfernten Discounter, mit dem Fortschritt in der Bearbeitung zweier Audiodateien.

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2023/333 – Papiertypen


Jemand beobachtete Menschen vor leerem Papier.

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Mal wieder fand ich ein Stück Text in einem Buch, bei dem ich zu oft nur nicken konnte. Außerdem bemerkte ich, daß auch ein einzelner Mensch (also ich) mehrere dieser … nun ja, Marotten haben, Gewohnheiten pflegen kann. Sowohl nacheinander als auch gleichzeitig.

 

 

Längst ist erkannt, daß sich die Menschen, allein vor leerem Papier, ihren Neigungen und ihrem Charakter gemäß betragen. Ein Schreibwütiger zum Beispiel fängt beim Anblick leeren Papiers erbärmlich zu zittern an. Er eilt, der Jungfräulichkeit des Papiers den Garaus zu machen, und bedeckt die Bogen mit Opera, deren niemand bedarf. Ein echter Schriftsteller hin­ge­gen brütet ausgiebig vor einem Stoß weißer Blätter und rührt sie nicht eher mit der Feder an, bis sich in seinem erleuchteten Geist die Konturen des künftigen Buches deutlich abzeichnen. Der anonyme Briefschreiber hat erst dann Ruhe, wenn er das Papier mit Unflat aus der Sickergrube seiner stinkigen Seele besudelt hat. Der verschmähte Liebende netzt das Blatt, das er vor sich sieht, mit seinen Tränen, der glückliche Liebende träufelt, sobald er seine Epistel beendet, Parfüm „Carmen” darüber, das er eigens zu diesem Zweck in der Drogerie an der Ecke erstanden hat.

Kurz und gut, wie es nicht zwei Menschen mit gleichen Stimm­bändern oder identischen Kapillarlinienmustern an den Fingern gibt, so gibt es auch keine, die sich leerem Papier gegenüber gleich verhalten. Die einen schwärmenfür liniiertes Papier, die anderen für solches vom makellosen Weiß eines Brautkleids. Gewisse Individuen ziehen enge Viertel- und Achtelbogen vor, während andere nur Bogen von Bettlakenformat respektieren. Mancher schreibt auf rosa, mancher auf gelbem Papier. Es gibt auch Leute, die Papierservietten, Zuckerhutstücke, profanes graues Packpapier oder sogar schwarze Fototüten mit ihren Krakeln zu bedecken lieben.

Alles hängt von den Neigungen und dem Temperament ab. Die einen schreiben langsam, die anderen schnell. Menschen, die viel nachdenken, entwerfen Frauenprofile oder drollige Männ­lein auf dem Papier.

Anatoli Sharenow: Das Paradox des großen Pta. S. 120 f.
Gemeinschaftsausgabe © Verlag MIR, Moskau und Verlag Das neue Berlin, Berlin 1974
VLN 409-160/104/74 · Satz & Druck: UdSSR. EDV-Nr.: 622 199 2
Aus dem Russischen von Heinz Kübart

 

 

Das erwartete ich nicht in einem wissenschaftlich-phantastischen Kriminal-Thriller-Roman aus der Sowjetunion der 1970er Jahre zu finden. Ja, in dem Buch ist alles davon enthalten: SciFi, Mystery, Thriller, Krimi, Agenten und Spionage, Nachwirkungen des zweiten Weltkrieges, haufenweise Klischees und auch deren Auflösung. Manchmal fand ich, was da im Buch geschieht, so schlecht, daß ich es beiseitelegen wollte. Fünf Zeilen weiter war ich vom Geschehen wieder bereistert.

Aber zurück zu den Menschen vor leerem Papier. Ich überlegte, wie ich mich vor leerem Papier verhalte. Ich bin zu verschiedenen Zeiten jeder der beschriebenen Typen (gut, ich benutzte anderes Parfüm). Ich bin in meinen verschiedenen Schreibwelten auch immer ein anderer der genannten. Ich habe Texte geschrieben, die gingen nur auf DIN A4 oder größer. Standard sind bei mir Kladden und Hefte. Standard ist bei mir eine Größe, die etwas kleiner als DIN A5 ist (irgendwo zwischen Duodez- und Sedez-Format, alte Buchformate, gibt es ab und an von P*perbla*ks oder Cla*refont*ine in 11 cm x 17 cm z. B.) und etwas größer als DIN A6. Früher schrieb ich auf kariertem Papier, dann auf blanko (unli­nier­tem), jetzt bevorzuge ich linierte Kladden. Was überhaupt nicht zu mir paßt: dieses hochmoderne punktgerasterte Papier, nein, das ist für mich echt irritierend. Wichtig ist mir auch, daß oben am äußeren Seitenrand eine Datiermöglichkeit vorgedruckt ist (____/__/__ z. B.). Doch ich benutze auch alte Schulhefte und Blöcke, vor­zugs­weise in DIN A5 und DIN A6. Und wenn ihr hier schon länger mitlest, dann kennt ihr vielleicht auch schon meine Schwierig­keiten bei der Auswahl der Schrift (Handschrift) und der Schriftfarbe … Es ist eben kompliziert bei mir.

Heute kann ich unbeschriebenes Papier auch unbeschrieben lassen, muß nicht auf jedem herumliegenden Blatt meine Markierung hinterlassen. Und nur ziem­lich selten schreibe ich Texte, also richtige Texte, direkt mit einer Tastatur …

Wenn ihr das Zitat lest, erkennt ich euch darin (zu einem Teil) wieder? Oder benutzt ihr zum Schreiben nur noch Rechner, Tablet & Co.?

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Am 29. November 2023 war ich zufrieden mit Vorbereitungen für den Adventskalender, mit Kartoffeln und Quark und Leberwurst, mit heißem Met.

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2023/332 – Schweigsamer


Mein Mitteilungsbedürfnis ist ungebrochen.

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Viele Tage habe ich es kaum geschafft, in anderen Blogs zu lesen. Ich war ander­weitig, außerhalb des Netzes (off-line) beschäftigt, und ich habe viel geschrieben. Fast habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich das Lesen in den Blogs „ver­nach­läs­sigt” habe. Dabei weiß ich, daß das so nicht stimmt. Naja, in meinem Kopf geht es manchmal sehr seltsam zu.

Immer öfter zögere ich auch, einen Kommentar oder eine Erwiderung/​Antwort (reply) zu schreiben. Meinem Gefühl nach gibt es viel zu viele Fettnäpfchen, in die ich treten könnte, aber nicht treten möchte: mansplaining, sexism, ableism, classism, bodyshaming usw. usf. Ja, auch ich mußte und muß oft suchen, was diese fremdsprachigen Audrücke in gerade diesem Zusammenhang zu be­deu­ten haben. Und ja, ich wundere mich, warum im Deutschen Sprachgebiet für viele der angegebenen und noch viele Begriffe mehr, ohne sie und ihren Gebrauch im Deutschen zu hinterfragen. Schlimmer finde ich nur noch die Verwendung von Abkürzungen (was hab ich an LuL und SuS herumgerätselt), die – vom normal verständigen Bürger – nicht verstanden werden können (des–halb tauchen an den von mir benutzten auch die Hinweistexte – Tooltips – auf). So oft habe ich mir schon gewünscht, daß wenigstens bei der ersten Ver­wenshy;dung erklärt wird, was solche Fremdworte und/​oder Abkürzungen bedeuten, oder daß zumindest ein Link zu einer Erklärung dabeisteht.

Aber zurück zu meinem Zögern. Die Angst, falsch verstanden zu werden, mich nicht deutlich genug ausdrücken zu können, die ist in den letzten Jahren gewachsen. Daran nicht ganz unschuldig sind verurteilende bzw. abwertende Antworten und Erwiderungen zu Sätzen, die ich zum Beispiel bei Kurz­nach­richtendiensten schrieb: shitstorm (wörtlich: Scheißesturm; das ist eine nicht unerhebliche Anzahl von Antworten und ähnlichen Äußerungen voller daher­gelaberter Scheiße, die oft nichts mehr mit der Ausgangsaussage zu tun haben). Und immer wieder wurde mir auch „typisch männliches Gerede im oft belehrenden Ton” (mansplaining) unterstellt, oder eine ehrliche und wohlüber­legte Antwort als „Humbug” abgetan (von allen Geschlechtern). Ist es da ein Wunder, daß ich mir den Mund nicht mehr verbrennen will? Da ist die Schere im Kopf immer weiter gestärkt worden, weil mein Fell nicht dick genug dazu ist, all das einfach aussitzen zu können. Mag sein, daß ich im Laufe der Jahre auch selbst empfindlicher geworden bin. Mag sein, daß es im Lauf der Zeit auch wesentlich üblicher wurde, immer gleich Gift zu verspritzen, wenn etwas nicht hundertprozentig genehm ist. Was mich natürlich zu der Frage bringt, ob ich denn mittlerweile auch (zu) häufig so ablehnend reagiere? Ich hoffe nicht.

Diskussionskultur und Streitkultur sind den Bach runter, im Arsch auf viel zu vielen Gebieten. Diskussion wird heute geführt, um die eigene Meinung durch­zusetzen, stelle ich oft fest. Auch deshalb verstumme ich immer häufiger, will ich mir auch das immer seltener antun.

Sonderbar, daß mir an mir gerade jetzt auffällt, was ich an Älteren schon oft bemerkte: dieses stiller, schweigsamer zu werden und der Rückzug in mich selbst. Mein Mitteilungsbedürfnis ist noch immer ungebrochen, nur habe ich wirklich keine Lust mehr, mich danebenzubenehmen oder sinnlos in Rede und Gegenrede mich zu verstricken.

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Am 28. November 2023 war ich zufrieden mit etwas Geschriebenem, mit Bockwurst mit Brot und Senf, mit den leuchtenden Lämpchen an den Fenstern.

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2023/331 – Geheimtext


Geschriebenes, das nie jemand lesen dürfen sollte.

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Nach über einer Woche Pause war heute wieder Alltag. Nicht einen Krümel Schnee gibt es hierzustadt.

So ganz nebenbei habe ich in diesen 10 Tagen knapp 70 Seiten handschriftlich in einer DIN A5 Kladde geschafft, die alle zu einem Text gehören, die der Anfang eines für mich sehr wichtigen, aber hier nicht herzeigbaren Textes sind. Ich weiß, daß der auf immer und ewig in meiner Schublade bzw. auf einem verschlüsselten Datenträger bleiben wird. Es wird also (nicht nur) einen geheimen Text von mir geben, und nie sollte jemand das lesen können. Die einzige Person mit solchen Texten bin ich garantiert nicht; ich vermute, daß viele Schreibende, viele Autor:inn:en Ähnliches haben. Oder irre ich mich da? Gibt es irgendwelche Geständnisse in den Kommentaren?

Kafka zum Beispiel wollte ja, daß keines seiner unveröffentlichten Manuskripte nach seinem Tod erhalten bleibt. Sie sollten von seinem Freund verbrannt werden. Ich vergleiche mich nur in einem mit Kafka: Auch ich habe nicht die Kraft und den Mut, von mir Geschriebenes selbst zu vernichten, selbst aus­zu­löschen, so als wäre da nie etwas vorhanden gewesen. Nein, das kann ich nicht. Oder: Noch nicht? Selbst „verunglückte” Passagen werden von mir nicht endgültig beseitigt. Ehe ich sie umarbeite, sichere ich sie, schreibe ich sie ab. Manchmal kommt mir das sonderbar, zwanghaft, bescheuert vor – und dennoch kann ich nicht anders. Vielleicht hat jemand einen Tip, wie ich mich in dieser Sache selbst überlisten kann? (Ja, das hat eine Vorgeschichte. Ich habe vor vielen Jahren einmal alles Papier verbrannt, das von mir beschrieben war oder über mich Auskunft hätte geben können, jedenfalls dachte ich, daß es alles gewesen sei. Die meisten Kladden und Schmierzettel mit eigenen Notizen blieben erhalten, weil ich sie zu gut vor mir versteckt hatte. Und ich war einige Zeit danach ganz froh darüber, daß ich bei weitem nicht alles verbrannt hatte, sondern noch einiges mehr übersehen hatte. Seither fällt es mir trotz aller Fortschritte extrem schwer bzw. ist es mir unmöglich, bestimmte Papiere und Dateien wegzuwerfen. Das gilt auch und gerade für all das, was sogar ich als Schrott bezeichne.)

Und jetzt sitze ich hier und weiß nicht, wie ich aus diesem Beitrag aussteigen kann. Weil ich kein für mich akzeptables Ende finde. Keines jedenfalls für das hier. Wie komm' ich also hier raus?

Ich denke noch ein wenig darüber nach, nachdem das veröffentlicht wurde. Und verzeiht mir, daß ich mich mit Kafka zu vergleichen versuchte.

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Am 27. November 2023 war ich zufrieden mit dem wieder eingekehrten Alltag, mit dem notwendigen Einkauf, mit dem ersten aufgestellten Weih­nachts­krempel (hach, den hab ich vermißt).

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2023/330 – Totensonntag


Der letzte Sonntag des Kirchenjahres.

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Heute ist bzw. war tatsächlich dieser ominöse letzte Sonnntag des Kirchenjahres. Ich weiß nicht, seit wann diese Festlegung galt und gilt, daß mit dem ersten Advent sozusagen das „Geschäftsjahr” dieser Institutionen beginnt (und bin jetzt auch zu faul zum Suchen). Seine offizielle Bezeichnung in der hiesisigen Evangelischen und Katholischen Kirche ist „Ewig­keitssonntag”. Nun, darüber lohnt es sich für mich nicht nachzudenken, schließlich feiern wir den Jahreswechsel, das Ende eines Jahres, am letzten Tag des zehnten (decem) Monats. Ist ja auch irre, nicht wahr?

Leider habe ich es in diesem Jahr nicht geschafft, auf eines der verlassenen Gräber eine Kerze zu stellen und ein paar Zweige Reisig zu legen. Ob ich das vielleicht im Laufe der Woche noch nachhole? Warum? Warum und wozu ich das mache? Das hab ich hier schon so oft geschrieben …

Für mich hat dieser Tag, und das wissen die meisten auch schon, noch eine andere Bedeutung: Ab morgen baue ich meinen Weihnachtskram auf, ab morgen darf der auch wieder leuchten. Es ist nicht nur der Tag der Trauer, des Vermissens, des Gedenkens an die Verstorbenen (zumeist des letzten Kirchenjahres). Aber das wißt ihr ja auch schon …

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Am 26. November 2023 war ich zufrieden mit dem Kaffee am frühen Nach­mit­tag, mit den erhaltenen Antworten auf seltsame Fragen, mit der Zeit in meiner Badewanne.

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