Tagebuch A: Donnerstag, 3. Februar.
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Zehn Stunden mit nur einmal Wachwerden geschlafen. Und ich war wirklich gut ausgeruht erwacht. Wie immer als erstes Kaffee, heute mit einer ganzen Semmel dazu. So viel esse ich nur selten zum Frühstück, aber heute war der Appetit da. Außerdem ließ ich mir ungewöhnlich viel Zeit dafür, Zeit, in der ich mich mit nichts Anderem beschäftigte. Natürlich habe ich weiter geatmet, und auch das Denken hörte nicht auf.
Danach beschränkte ich mich auf nur eine Stunde Zeit am Rechner, hauptsächlich für das Lesen in den Blogs von Bekannten. Ich mußte mir zwei Bücher notieren, deren „Besprechungen” mich neugierig gemacht haben. Beide Bücher sind alt, keine Neuerscheinungen, nein, sondern schon weit vor 1900 erschienen. Den Textauszügen nach ist ihre Sprache allerdings nicht altertümlich, wie sie doch oft zu finden ist in historischen Schriften, sondern (nicht nur für ihre Entstehungszeit) recht modern, fast aktuell. Mal sehen, wo und wann ich sie finden werde. Nach dieser Stunde mußte ich mich anziehen und dann sogar beeilen, um rechtzeitig vor Zwölf beim Hausarzt zu sein. Hilft ja nix, einige Medikamente brauche ich täglich, und keines ist rezeptfrei zu erhalten.
Die Apotheke hatte diesmal sogar alle Mittel da. Meist fehlt ein Präparat, so daß ich am nächsten Tag erneut hingehen muß. Heute aber nicht, puh, das war gut. Ich habe jetzt wieder genug zuhause, um die nächsten vier bis fünf Monate alles einnehmen zu können; mittlerweile habe ich alles so organisiert, daß ich weit vor Ende des Quartals schon alles für das nächste im Schrank habe.
Beim Schreiben – es war ziemlich dicht am Grübeln, doch nicht am niederdrückenden Grübeln, das nicht – beim Schreiben also erfand ich ein paar Wörter. Vielleicht werde ich mich mit denen, die ich heute aufschrieb, irgendwann wieder an Dada versuchen. Und ein Vierzeiler entstand nebenbei:
Der Wald, der lockte mit Geruch,
daß ich in ihm nach Pilzen such'.
Doch warum mich mit Suchen schinden?
So ging ich los zum Pilzefinden.
Klar, da fehlen eine zweite und eine dritte Strophe über den Verlauf und das Ergebnis. Nur konnte ich mich nicht mehr konzentrieren auf dieses Naturerlebnis, weil mir das Suchen und Finden im Alltag mit einem Wandel der Einstellung (Suchen → Finden) im Kopf herumspukten. Nein, ich brauchte Ablenkung und einen meßbaren Schreiberfolg. Also schrieb ich über eine (fiktive, aus mehreren realen Personen collagierte) Verwandte väterlicherseits. Ob sich, wenn sie Gelegenheit hätten, das zu lesen, wohl alle Personen wiedererkennen würden? Ach komm, das muß mich heute nicht interessieren. Kann ja sein, daß ich das Geschriebene entgegen meines heutigen Gefühls seiner Rundheit über- oder umarbeite. Vielleicht finde ich irgendann auch den zweiten und dritten Vers (und noch einen vierten über Suchen und Finden im Alltag) zum Vierzeiler, dichte den zuende.
Nach dem Abendessen – Spiegeleier auf Butterbrot – schlenderte ich nochmal durchs Internet. Habe in ein paar Blogs gestöbert, habe Mails beantwortet und Mails geschieben. Dabei … Dabei wären mir papierne Briefe viel lieber. Ich sollte versuchen, die eine oder andere Konversation wieder auf dieses mittlerweile veraltend erscheinende Medium umzustellen; bei zwei oder drei Menschen kann ich mir das durchaus vorstellen. Mal sehen, wie wir das hinbekommen könnten. Denn so ein altmodischer Brief ist doch etwas ganz Anderes, Handfesteres, Aufhebbareres als eine profane E-Mail, nicht wahr?
Wenn ich jetzt bald schlafengehe, dann tu ich das heute recht zufrieden. Ein Bier werd ich wohl noch trinken vorm Einschlafen, und meine Tabletten muß ich auch noch nehmen. Ich hoffe trotz der noch immer leeren anderen Hälfte des Bettes auf ein paar schöne, wunderprächtige Träume, an die ich mich morgen noch erinnern kann.
Ein Gedanke wird mich in die Nacht begleiten: Wie funktioniert das, nicht mehr zu suchen, sondern einfach zu finden …
Mit diesem Text wird das geerbte Tagebuch fortgesetzt. Alle Teile der Erbkladden-Serie sind in diesem Link in umgekehrter zeitlicher Reihenfolge (neueste zuerst) zu finden. Über eines der Notizbücher erzählte ich ja schon vor langer Zeit, im November 2012. Ich tippe die kleinen blauen lateinischen Buchstaben ab, immer mal wieder. Erst jetzt nämlich darf ich abschreiben aus den „von einem Freund geerbten” Kladden mit dieser winzigen Schrift.
Heute weggegeben bzw. entsorgt:
So einiges an abgelaufenen Medikamenten landete im Müll (da gehören sie hierzustadt hin).
Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.
P.S.: Am 29. April 2025 war ich zufrieden mit einem ausgelesenen Buch, mit dem (verbotenen) Taubenfüttern, mit etwas Weitergeschriebenem.
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