Neben der Schlafstatt liegt bei mir nicht von ungefähr Schreibkram: Stifte, eine Kladde, ein Block. Manchmal finde ich nach dem Aufwachen und Aufstehen sogar Notizen, an die ich mich nicht erinnern kann. Letzten Donnerstag aber wußte ich, daß ich das aufschrieb, mitten in der Nacht, halb Drei aus einem Traum heraus:
Ein Mann, nicht mehr ganz jung an Jahren,
hat mittlerweile oft erfahren,
wie seltsam so ein Leben ist.
Und jetzt das Alter: Das ist Mist.
So denkt er vor sich hin im Stillen.
Ihm wachsen Haare aus den Ohren,
und Haare stör'n beim Nasebohren,
vergißt, was er im Topf gelassen,
verschüttet Kaffee aus den Tassen
und braucht schon ziemlich viele Pillen.
Jetzt streicht er viele seiner Träume.
…
Jaja, Humbug oder Unsinn, Unfug. Aber: Uff. Gestern noch erschien mir das zum Herzeigen zu banal. Heute versuchte ich mich vergeblich daran, weitere Zeilen zu diesem Machwerk Entwurf hinzuzuschreiben. Puh! Irgendwie … Keine Ahnung, in welcher Stimmung ich dazu sein müßte; in einen Büttenredemodus konnte ich mich nicht bringen, Comedian-Gehabe hatte ich auch nicht erreicht. Wie also könnte ich aus dem da etwas … Wie läßt sich das zu einem Ende bringen?
Insgesamt war ich etwas mehr als 90 Minuten mit dem Ding beschäftigt. Neunzig unproduktive Minuten.
Nein, halt, das stimmt ja so nicht. Denn ich habe während dieser neunzig Minuten zwar kein sichtbares Ergebnis fertiggebracht, aber dennoch Gedanken produziert, Wörter niedergeschrieben, drei Schmierzettel „verbraucht”. Also ist ja doch etwas entstanden. Ausschuß vielleicht, aber da ist etwas entstanden. Und es ist meine Aufgabe, das Entstandene nicht einfach geringzuschätzen, zu miß- oder verachten, sondern zu akzeptieren, daß nicht alles brauchbar ist und auch nicht alles brauchbar sein kann … Das ist keine Unzulänglichkeit, das ist Normalität, menschlich.
Nun, ich weiß nicht sicher, ob es sinnvoll (Für mich? Für die, die das lesen?) ist, solches unfertiges Zeug herzuzeigen. Ich mach es heute trotzdem. Selbst, wenn ich denke, daß es zwecklos ist. Denn ich weiß sicher, daß das öffentliche Nachdenken, das ich soeben auch zeige, mir weiterhilft. Nicht dabei, mich und mein Geschriebenes einzuordnen, nein, aber dabei, mich zum Weitermachen, zum Weiterschreiben zu bringen. Das ist unwichtig für die, die hier lesen, denke ich (und zweifle genau diesen Gedanken gleich wieder an), aber – ganz egoistisch – bin ich mir sicher, daß es mir hilft.
Rohe Dinge aus meinem Denkicht, freigelassen.
Heute weggegeben bzw. entsorgt:
Ich habe weitere 100 GB dreifach vorhandene Daten gelöscht und jetzt zwei leere 64-GB-USB-Sticks.
Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.
P.S.: Am 14. Mai 2025 war ich zufrieden mit der Möhrensuppe, mit den Wegen durch die Stadt, mit einem gefaßten Plan.
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(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).