Aus einem mich schockierenden Moment entstandene Gedanken.
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Ich muß mir mal was Akutes von der Seele schreiben, ich „komm' sonst einfach nicht drüber weg”.
Ich weiß ja nicht, wann und aus welchen Gründen sich das geändert hat, aber: Früher™ gehörten kleine Mißerfolge, Enttäuschungen, gemachte Fehler zum Alltag – und darum wurde nicht viel Aufhebens gemacht. Ja, da klappte oder paßte etwas nicht, da ging ein Wunsch nicht in Erfüllung, da reagierte jemand nicht ganz wie erwartet oder gehofft: Na und? Das ist doch völlig normal und auch zu erwarten, oder? Außerdem: Wer wertete denn eine enttäuschte Erwartung, einen fehlgeschlagenen Versuch, einen geplatzten Traum auf zu einem Weltuntergang?
Heute scheint mir das anders zu sein: Wenn die Welt sich nicht nach dem richtet, was ich will und zu brauchen glaube, dann ist doch alles sinnlos, Humbug, idiotisch, falsch, ein totaler Weltuntergang. Dann haben sich doch alle und alles gegen mich verschworen. Die anderen machen das doch nur, um mir zu schaden, meinen Erfolg zu verhindern und mir zu vermiesen, um mir mein Leben schwerzumachen. Weil sie mir aber auch absolut nichts gönnen. Menschen fühlen sich sofort angegriffen und abgelehnt, wenn jemand eine andere Meinung, Überzeugung, Methode hat. Wer nicht so ist, denkt, handelt und fühlt wie ich, wer nicht für mich ist, der ist ein Feind. Und wenn es nur der Straßenbahnfahrer ist, der pünktlich abfährt und nicht auf mich wartet, oder der Zugbegleiter, der mich darauf hinweist, daß ich mit der falschen Fahrkarte unterwegs bin (das erlebte ich heute mit, und was der sich anhören mußte von dieser Frau!): Feind. Todfeind. Arschloch. Ganz gleich, wie richtig das (gegen mich!) Vorgebrachte ist und wie korrekt mit dem Geschehen umgegangen wird: Das macht der Idiot doch nur mir zum Schaden und zum Hohn!
Alles, was nicht nach deren Pfeife tanzt, was nicht exakt so gemacht und bewertet wird, wie es von solchen Menschen erwartet, angeordnet, verlangt wird, alles das ist mindestens Blödsinn. Sie sind egoistisch, egomanisch, narzisstisch, selbstgerecht, überheblich und selbstherrlich – all das auf einmal. Gab es früher auch so viele Menschen von dieser Sorte? Habe ich sie nur nicht gesehen, wahrgenommen? Wo kommen die alle her? Warum wurden die so?
Realitätsverweigerer. Manchmal, in einigen speziellen Situationen, bin ich das wohl auch. Doch nur kurz und eben nur in diesen besonderen Momenten. Hinterher sehe ich mir das noch einmal an und sehe, daß ich da Blödsinn angestellt habe. Ja, ich bin natürlich in der Lage, Teile meiner Lebenswirklichkeit (zeitweise) zu ignorieren, auszublenden, und muß das wahrscheinlich sogar tun. Aber ganz wohl ist mir dabei nie. Und ich kann „die Umstände” auch nicht komplett ignorieren, mich nicht der ganzen Wirklichkeit verweigern.
Realitätsignoranten und Realitätsverweigerer: Gibt es einen Unterschied – und was ist schlimmer?
(Was so eine miterlebte Szene doch in mir auslöst. Ich hab mich wirklich fremdgeschämt für diese Person und für ihre Äußerungen und ihren Umgang mit anderen. Solches Benehmen ist mir einfach nur unverständlich.)
Heute weggegeben bzw. entsorgt:
Ich weiß nicht, wieviele es waren, aber ich brachte heute leere Schachteln und Kartons ins Altpapier (zwei große Einkaufstaschen voll, u.a. Verpackungen von drei gekauften Notebooks).
Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.
P.S.: Zufrieden war ich am 23. November 2024 mit der Ruhe am Vormittag, mit meinem Weg durch die Stadt, mit heißen Knackern und Brot und Senf.
© 2024 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Interessant, du hast dich fremdgeschämt? Warum? jeder ist doch nur für das verantwortlich, was er selbst sagt und tut, nicht für die Worte eines anderen. Sich mit ihm gemein zu machen (Pseudo-Wir), um ihn wegen seiner Ansichten tadeln zu können, ist geradezu übergriffig. Finde ich. Also Schluss mit dem Fremdschämen! Außer du meinst, du seist die Inkartnation der Rationalität, und daher sei jede Abweichung zum Schämen. 😉
@deremil jup das empfinde ich genauso. Wir haben uns ein totalitäres (ver-) urteilen angewöhnt. Keine Grauzonen mehr, nurnoch Schwarz und Weiß… und wir werden dass nur wieder in kleinen kontinuierlichen Schritten zurück drehen können…
Danke für Deinen Beitrag 🙏
Ich fuhr heute mit dem Bus nach Hause und wollte mich neben eine Frau setzen, die sich gerade auf den Fensterplatz gesetzt hatte. Ich nehme diesen Sitz am Gang sehr gerne, da er höher ist und ich dann besser aufstehen kann. Noch ehe mein Allerwertester das Polster berührte, blaffte die Frau los, dass der Platz für ihre Schwester frei bleiben muss. Ich lachte und erwiderte, dass das ja so ähnlich ist wie an Hotelpools, wo man mit einem Handtuch seine Liege reserviert. Du glaubst nicht, was für ein Gezeter begann, wie sie mich beschimpfte. Erst ihre Schwester konnte sie beruhigen, als sie sie fragte, ob sie nicht gemerkt hat, dass ich nur einen Spaß gemacht hätte. Es war wirklich nur ein Spaß, ich hatte das durchaus freundlich und mit einem Lachen gesagt. Vielleicht hatte ich einen besonders guten und sie einen besonders schlechten Moment. Vielleicht wäre an einem anderen Tag die Situation völlig anders verlaufen? Ich hatte jedenfalls beschlossen, mich nicht zu ärgern. Dazu war ich heute viel zu gut gelaunt!
Ja, und da gibt es doch tatsächlich solche „Spaßkärtchen“ zu kaufen, die man beispielsweise an Autos befestigen kann und wo draufsteht, dass man parkt wie ein Arschloch usw. Offensichtlich gibt es einen Markt für sowas.
Ach ja, dann haben wir mal Spaß…
Grüße von Sonja