243–2024: Erbstück 029

Tagebuch A: Sonnabend, 29. Januar.

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Zu früh wachgeworden, halb sechs schon, und ich konnt lange Zeit nicht wieder einschlafen. Nach über einer Stunde erst dämmerte ich wieder weg. Der Halbschlaf dauerte dann bis kurz nach Zehn. Nach dem Kaffee und dem Rechner kümmerte ich mich heute um die Vorräte außerhalb des Kühlschranks. Beim noch nicht ange­bro­chenen Zucker und bei einem Päckchen Bandnudeln sind das MHD überschritten, aber wie sollen trockene Nudeln verderben oder gar der Zucker, der auch als Konservierungsmittel verwendet wird? Ja, ich habe jetzt das am längsten Haltbare nach hinten und unten geräumt und das Ältere obendrauf und vornedran. Falls ich wieder einmal nicht rausgehen kann: Ich denke, von den Vorräten kann ich drei Wochen gut leben, wenn das Wasser nicht abgestellt wird. Und da ich drei Flaschen Spiritus und einen Spirituskocher habe, würde es wohl auch zwei Wochen ohne Strom in der Wohnung gehen. Ja, das Telefon und der Rechner … Aber ich konnte früher gut ohne beides leben, mit Büchern, die ich lesen, und mit Papier, das ich beschreiben kann … Ich hab aber eine Powerbanke, die (sehr lang­sam) über Solarzellen aufgeladen werden kann.

In der Küche bin ich jetzt fertig. Vielleicht werde ich von all dem gesam­melten Geschirr und von all den gesammelten Dosen doch einiges weggeben oder sogar wegwerfen.

So langsam mache ich mir doch Sorgen, ob es meinem Weib noch gutgeht. Seit sie am Silvestertag wegging, habe ich absolut nichts von ihr gehört. Das sind jetzt über vier Wochen. Nein, ich habe mich noch nicht mit dem Alleinsein abgefunden. Eventuell daran gewöhnt? Ja, etwas, aber mich noch lange nicht damit abgefunden. Doch ich zerbreche mir nicht mehr den Kopf darüber, was ich alles falsch gemacht habe. Denn ich bin mir sicher, daß am Ende einer Beziehung (die ARBEIT ist) bis auf Ausnahmefälle nicht nur einer die Schuld trägt oder eine. Und ich werde einen Teufel tun und auch weiterhin nicht anfangen mit der Aufrechnerei. Nein, das ist mir zu dumm. Hat sie denn schon irgendwann einmal jemandem wirklich geholfen, die Aufrech­nerei? Wenn eins dabei gewinnt: Fühlt man sich dann wirklich besser?

Ich stelle schon wieder so viele Fragen, auf die ich keine Antwort finden kann, egal, wie lang ich auch daran herumdenke. Das bleibt vergebliche Liebesmüh, ist überflüssige Anstrengung ohne eine Aussicht auf Erfolg.

Okay, ich lebe jetzt allein. Noch bin ich nicht Single, noch werde ich nicht auf Biegen und Brechen ein Weib suchen, auch nicht „nur” für Sex. Bis Ende Februar oder März werde ich damit ganz sicher noch warten können.

 

 

Mit diesem Text wird das geerbte Tagebuch fortgesetzt. Alle Teile der Erbkladden-Serie sind in diesem Link in umgekehrter zeitlicher Reihenfolge (neueste zuerst) zu finden. Über eines der Notiz­bü­cher erzählte ich ja schon vor langer Zeit, im November 2012. Ich tippe die kleinen blauen lateinischen Buchstaben ab, immer mal wieder. Erst jetzt nämlich darf ich abschreiben aus den „von einem Freund geerbten” Kladden mit dieser winzigen Schrift.

 

Heute weggegeben bzw. entsorgt:
Ich habe zwei (billige) Kompakt-Blitzlichtgeräte (batteriebetrieben, großer Blitzschuh), einen Souvenir-Aschenbecher von Halle (Saale) und eine Jenaer Glasform ins Haus gestellt. Alles war nach kurzer Zeit mitgenommen.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 30. August 2024 mit mehreren Telefonaten, mit einer über die Hälfte gefüllten Liste, mit einem angekommenen Paket.

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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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