Tagebuch A: Freitag, 28. Januar.
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Die Woche ist schonwieder fast rum. Das war einer der Gedanken, die ich heute beim Kaffee hatte. Und ich habe die letzten zwei Kekse gegessen, muß also heute unbedingt noch einkaufen gehen. Heute war ich schon nach 75 Minuten fertig am Rechner – und ich begann, in dem Buch zu lesen, welches ich am Dienstag zugeschickt bekam. Oh ja, ich erinnere mich an die Szenen, an Sätze, die mich schon vor über zwanzig Jahren begeisterten. Trotzdem habe ich mir vorgenommen, nein, versprochen, daß ich es langsam lesen werde, so langsam, als hätte ich es nie halb auswendig gelernt. So sehr fesselte mich, was um den toten Lehrer geschah.
Nach dem Lesen, für das ich mir nur eine Dreiviertelstunde Zeit nahm, ging ich einkaufen. Natürlich nahm ich wieder mehr mit als geplant. Kaffee war im Angebot, sehr guter Kaffee. Und an den herabgesetzten Bratwürsten kam ich auch nicht vorbei. Bei den Gummibärchen fehlte mir auch die Kraft zum Widerstand. Teelichter, weil ich jeden Abend eins zum Einschlafen brauche. Dann war ich noch in der Drogerie; ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hat, neben dem Tee und dem Waschmittel auch schwarzen Nagellack zu kaufen. (Hab ich mir zuhause gleich auf beide kleinen und Mittelfinger gemacht.)
Schreiben war heute auch nicht schwer. Aus meinen Träumen hatte ich eine Gestalt im Kopf behalten, die sich dem „normalen” Leben stellte. Und diese Gestalt, diese Figur wurde ein Signal, ein Anfang einer neuen Geschichte, die sich erzählen läßt. Mal sehen, wie detailliert und wie umfangreich sie wird. Den einen Text nahm ich mir her und las ihn einmal komplett durch. Grobe Fehler habe ich nicht bemerkt, weder in der Logik noch im Ablauf. Allerdings griff ich wohl ab und zu zur falschen Zeitform der Verben. Im Moment finde ich das nicht besonders störend, weiß ich doch auch noch längst nicht, ob ich genau diesen Text überhapt irgendwann veröffentliche. Ich schreibe vorerst ja ausschließlich für mich, ganz privat.
Ach, beinahe vergessen. Nach dem Einkaufen inspizierte ich mein Gefrierfach. Oh, da gibt es Zeug, das schon lange ganz, ganz hinten lag. Mir ist es egal, wie lange das schon gefroren war, ich hab es jetzt ganz vorne liegen und werde es nach und nach zubereiten und essen. Sicherheitshalber habe ich mir jetzt für jedes Quartal einen Kühlschranktermin in den Kalender eingetragen. Ich habe das Gefühl, daß immer mehr Termine zu Haushaltsdingen in meinem Kalender stehen, auch Duschen und Bettenbeziehen und anderes mehr sind darin vermerkt.
Heute dachte ich, ich hätte meine Frau beim Einkaufen gesehen. Aber sie war es nicht – und ich war froh, sie nur angesprochen und nicht gleich angefaßt zu haben. Wäre das peinlich gewesen! Tja, meine Sehnsucht ist verdammt groß, sie fehlt mir sehr. Und nichts zu wissen macht mich wahnsinnig …
Mit diesem Text wird das geerbte Tagebuch fortgesetzt. Alle Teile der Erbkladden-Serie sind in diesem Link in umgekehrter zeitlicher Reihenfolge (neueste zuerst) zu finden. Über eines der Notizbücher erzählte ich ja schon vor langer Zeit, im November 2012. Ich tippe die kleinen blauen lateinischen Buchstaben ab, immer mal wieder. Erst jetzt nämlich darf ich abschreiben aus den „von einem Freund geerbten” Kladden mit dieser winzigen Schrift.
Erinnerung des Tages:
Eine nur von spärlichem Licht aus der Dunkelheit geholte Wohnung in Erfurt, in der ich nur drei Nächte zu Gast war.
Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.
P.S.: Zufrieden war ich am 6. Juli 2024 mit weggebügelter und weggeräumter Wäsche, mit einem Gang übern Markt, mit geräuchertem Fisch zum Abend.
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(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).