2025 – 010: Langsam

Langsamkeit ist etwas ganz anderes als Geduld, nicht wahr?

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Ich hatte es in diesem Jahr bisher nur einmal eilig, weil ich schnell und dringend nach Hause mußte. Alles andere konnte ich bisher gemächlich angehen, in bequemen Tempi erledigen, gemütlich bewältigen. Dabei ist mir wirklich egal, ob andere mich als Trödler, zu langsam oder Schleicher bezeichnen – ich lasse mich nach Möglichkeit nicht mehr hetzen und/oder unter Termindruck setzen. Ich bin langsam und strapa­ziere daher oft die Geduld anderer Menschen.

Dabei geht es mir nicht um die Wiederentdeckung der Langsamkeit. Das ist bei mir schon vor vielen, vielen Jahren geschehen, als ich mir angewöhnte, zu jedem Plan auch Pausen hinzuzufügen und vor allem auch ausreichende Wegezeiten zu berück­sich­tigen. Ja, tatsächlich sogar mit Pufferzeiten für ÖPNV-Übergänge. Ich bin auch kein sehr schneller Fuß- und Spaziergänger (außer in Ausnahmefällen selten mehr als vier Kilometer in der Stunde). Auch als ich noch Auto fuhr, blieb ich üblicherweise unter der zulässigen Höchstgeschwindigkeit.

Das einzig schnelle, das ich immer mal vermisse, ist ein Schnellkochtopf. Aber auch der ist nicht lebenswichtig. Denn ich habe Zeit, jeden Tag habe ich Zeit, immer ganze 24 Stunden. Und ja, ich bestimme größtenteils darüber, wie ich diese Zeit nutze und wozu. Ein Zweites habe ich gelernt: Alles braucht die Zeit, die es eben braucht (auch das weniger Angenehme). Es nutzt nichts, am Gras zu ziehen, damit es schneller wächst. Vor allem bei den Dingen, die ich tun muß, kann ich die wirklich notwendige Zeit sehr gut abschätzen, und zu der gebe ich dann noch mindestens zehn Minuten (oder 10 % – je nach dem, was länger ist) Reserve dazu. Das läßt mich wesentlich entspannter handeln.

Mal sehen, wann ich es wiedereinmal eilighaben werde. Wollen will ich das nicht. Ich bleibe gern bei einem mich nicht anstrengenden Tempo, bei ausreichend Pausen, auch bei ausreichend Zeit zum Betrachten. Dann bin ich für andere eben langsam, dann trödele ich eben bei allem herum. Dann könnten eben viele von meinen Auf­ga­ben schon längst geschafft sein, sind es aber nicht. Haben die, die alles schnell bis hektisch erledigen, überhaupt irgendwann die Zeit, etwas zu genießen und sich über Geschafftes zu freuen? Die müssen doch sofort das Nächste … Oder etwa nicht?

Und ihr? Seid ihr von der fixen Sorte oder nehmt ihr euch die nötige Zeit?

 

Erinnerung des Tages:
Ich habe tatsächlich noch gelernt, Gewindeverbindungen an Rohren und anderen Stellen aus­schließ­lich mit Hanf abzudichten.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich langsam davon.

Der Emil

 

P.S.: Am 10. Januar 2025 war ich zufrieden mit dem erledigten Einkauf, mit der neuen Thermos­kanne, mit dem weiterhin negativen Testergebnis.


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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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4 Antworten zu 2025 – 010: Langsam

  1. gerda sagt:

    Beim Lesen wurde es mir gemütlich.
    Ich selbst: schnell und langsam, sowohl als auch. Damit bin ich hier in Griechenland gut aufgehoben, denn auch viele andere sind so, sogar noch weit mehr als ich: sie arbeiten zB an der Kasse rasend schnell, sehen dann eine Bekannte und beginnen,gemütlich zu klönen. Dasselbe bei Autofahrern: sie können plötzlich stehenbleiben, weil sie jemanden entdeckt haben. Und auch sonst: viele Griechen sind sehr schnell – und können von einem Moment auf den anderen vergessen, dass es Zeit und Termine gibt. Das ist für einen Mitteleuropäer, der an ein gewisses Gleichmaß gewöhnt ist, manchmal gewöhnungsbedürftig. Ich mag es. Es zeigt sowohl Kompetenz als auch Spontaneität.

  2. Elvira Volckmann sagt:

    Ich gehöre zur Gruppe der Schlenderer, lasse mir Zeit, meistens. Dennoch bin ich mit zunehmenden Alter ungeduldiger geworden, will viele Dinge schnell erledigen. Vielleicht weil ich weiß, dass die Restzeit meines irdischen Lebens zeitlich nur noch kurz bemessen ist? Was ich sehr vermisse: Ich kann mich nicht mehr in Bücher verlieren, ich blättere vor, lese oft den Schluss und gehe nur dann zurück, wenn dieser nicht schlüssig ist, ich doch wissen muss, was zwischen Anfang und Ende geschehen sein könnte. Was ich aber wirklich noch genießen kann, ist das Draußensein. Egal, ob in der Natur (knappes Gut hier in meiner Wohngegend) oder mitten in der Stadt. Da lasse ich mir Zeit zum Schauen und auch Staunen.

    • Der Emil sagt:

      Oh, so könnte ich nicht lesen. Allerdings lege ich mittlerweile Bücher, die mich nach 30 Seiten noch nicht gepackt haben, zur Seite und quäle mich nicht mehr in jedem Fall bis zum Schluß.

      Seltsamerweise wurde und werd‘ ich nicht ungeduldig. Und ich genieß die Langsamkeit 😉

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