2023/112 – Wieso


Vielleicht durch Gespräche früher aufklärbar.

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Die beiden trafen sich vor Wochen in einem Café. Lernten sich kennen, wie sich Menschen in einem Café eben kennenlernen. Es funkte zwischen ihnen. Sie trafen sich bald täglich. Sie ver­brachten Nachmittage und Nächte zusammen, telefonier­ten stundenlang miteinander. Sie begannen sogar, Pläne für eine gemeinsame Zukunft zu machen.

Dann fuhr er für einen Termin in die Nachbarstadt. Dort, auf dem Weg zurück zum Bahnhof, sah er sie. Seltsam, sie hatte nicht gesagt, daß sie auch hierher mußte? Aber da war sie. Und er trat von hinten an sie heran, umarmte sie gab ihr einen Kuß. Doch sie fing an zu schreien, panisch zu schreien, schlug ihn ins Gesicht und rannte dann weg.

Er fuhr zurück. Zog sich zurück. War verwirrt. Enttäuscht. Ver­bit­tert, dachte er. Ging nicht ans Telefon, öffnete nicht die Tür, wenn sie klingelte. Nach zwei Wochen war Stille. Endlich. Er ging auch nicht mehr in das Café. Aber da war etwas, das ihm wehtat, ihm fehlte. Er konnte das alles auch nicht verstehen. Eines Tages dann wurde er von hinten umarmt, völlig über­raschend, unerwartet. Er stand starr vor Schreck. Sie drehte ihn zu sich um und fragte. Wieso. Kein Wort mehr, nur: Wieso? Und sie wußte von nichts, gab vor, nichts zu wissen. Nichts von den Schreien und der Ohrfeige und der Flucht. Aber: Ihre Zwillingsschwester hatte ihr von einem Übergriff erzählt, von einem schmierigen Typen, der ihr auf offener Straße absolut grob an die Brüste gefaßt hatte, von von hinten.

Zwillingsschwester. Jetzt wußte er, warum sie in der anderen Stadt so reagiert hatte. Jetzt wußte er zumindest, daß sie ihn nicht für einen schmierigen Typen hielt. Sie gingen ins Café und später zum ersten Mal in ihre Wohnung für diese Nacht. Und telefonierten noch an diesem Abend mit der Schwester, der Zwillings­schwester. Zwei Tage später würden sie zu dritt in jenem Café sitzen und alle drei über den Vorfall lachen.

 

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Am 22. April 2023 war ich zufrieden mit dem prächtigen Sternenhimmel in der Nacht, mit dem sehr angenehmen Wetter, mit vielen Lächeln am Zelt und rund um den Butterturm.

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Über Der Emil

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