Es dauert, solange es eben dauert.
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Leere. Vakuum. Und ich warte auf die Paarbildung, also die Entstehung von Wortpaaren und Sätzen aus zwei zufällig miteinander kollidierenden unbewußten Gedanken in meinem Denkicht. Kaffee und Kritzeleien auf Schmierzetteln, Starren auf diesen Punkt an der Fensterscheibe, der nur in meiner Vorstellung existiert. Viele würden jetzt raten, etwas Ablenkendes zu tun. Ich habe es versucht. Ohne das gewünschte Ergebnis. Weder gelang das, womit ich mich ablenken wollte, noch half es mir gegen die Ideenlosigkeit. Pffffffhh. Nun, irgendwann kritzele ich dann doch sinnvolle Sätze. Dann schreibe ich in der Kladde weiter, mitten auf der Seite beginnend, weil ich ja das vom Schmierzettel noch oben einfügen muß. Nur weiß ich nie, wie lange es dauert, bis ich von mir aus dieser besch… Leere erlöst werde. Das braucht manchmal eine Stunde, manchmal drei oder mehr.
Aber irgendwann funktioniert es. Zuverlässig.
Gegen die Ideenlosigkeit beim Schreiben hilft mir eben nur: Schreiben. Dabei reihe ich sinnlos Wörter aneinander, erfinde dieses oder jenes Wort, verballhorne ein anderes. Und das mach ich auf den unbedruckten Rückseiten von Ausdrucken, auf Papier, daß ich ungenutzt aus Kalendern herausgelöst habe, in Schulschreibheften. Ab und zu wechsele ich das Schreibgerät, habe mal einen Kugelschreiber, einen Bleistift und dann wieder die Feder in der Hand. Eine der heutigen Zeilen lautete: »Scanne die Scheibe Fenster Toast Gouda mit Ananas Werner Beinhart«. Und eine andere: »Tulifon nicht schon wieder Gratane Graneta Tanagre Grenata«. Doch doch, solcher Unsinn hilft. Mir zumindest. Es brauchte heute vier Seiten (DIN A5), ehe ich eine, die Idee hatte. Vielleicht habe ich gestern zuviel des Nichtdinglichen aus meinem Kopf verbannt? Nebenher entstand heute eine Liste mit sechs Stichwortsammlungen, aus denen Texte entstehen können, unter günstigen Umständen. Zumindest zwei davon haben aber Zeit bis in den Advent hinein. Und die anderen vier …
Ach ja, ihr wollt vielleicht wissen, wie oft es mir wie oben geschildert geht? Ich hab es noch nie gezählt. Aber ich habe den Eindruck, daß es im Laufe der Pandemie häufiger wurde. Vielleicht war es früher ein- oder zweimal in acht Wochen? Jetzt erlebe ich es beinahe jede Woche einmal. Ich glaube, das liegt an dem fehlenden Nachschub an Erleben. Nachprüfen kann ich es aber nicht, denn das Kritzelpaier verschwindet sofort nach dem Schreiberfolg im Reißwolf. Warum? Nun, damit stelle ich (für mich) sicher, daß ich all das Gekritzelte ohne Gewissensbisse aufschreiben kann und eine Wiederholung bzw. ihre sichere Feststellung verhindern.
Auch in Zukunft werde ich wieder an mir zweifelnd – das ist das große Problem daran – dasitzen und kritzeln, Minute um Minute, Stunde um Stunde. Und ich werde mich immer wieder daran erinnern müssen, daß dieses Warten auf die Idee eben dauert, solange es dauert.
Technischer Hinweis: Im neuen Blog hier sind zur Zeit weder Kommentare noch Likes möglich. Es scheint, daß Abos nur unter bestimmten Bedingungen möglich sind, üblicherweise aber nur auf die leere, übergeordnete Instanz zugreifen. Bis diese Probleme geklärt sind, wird das parallele Veröffentlichen beibehalten – auch über den 31.03.2021 hinaus.
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Am 08.04.2021 waren positiv sechs Ideen, Gurkensalat, frisches Brot vom Bäcker.
Die Tageskarte für morgen ist die Acht der Schwerter (Blockaden, fehlende Ideen, gefühlte Ohnmacht).
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