2020-099 — Sieg

Der aber ist kein Anlaß zur Freude.

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Es sind viele der alltäglichen Dinge, die noch immer möglich sind. Weil sie innerhalb der Wohnung stattfänden. Aber seit ich meine Ziele draußen nicht mehr habe – die Straßenbahnrunden durch die Stadt, das Kunst­mu­seum, die ehrenamtliche Tätigkeit im Radio –, funktionieren auch die häuslichen Routinen nicht mehr. Ich beginne, in meiner Wohnung zu verlottern. Der Eßtisch wird nicht mehr abgeräumt, so mancher zusätzliche Stapel hat sich auf dem Fußboden gebildet. Das »Wozu?« hat den Sieg über das Aufräumen errungen.
 
Ich schlafe viel schlechter ein als zu normalen Zeiten.

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Positiv waren am 08.04.2020 Butterkekse zum Frühstück, ein Telefonat mit der allerallerallerbesten Freundin, Einkaufshilfe für Freunde.
 
Die Tageskarte für morgen ist die Zehn der Kelche.

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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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8 Antworten zu 2020-099 — Sieg

  1. Xeniana sagt:

    Ist nicht einfach gegenzuhalten, lohnt sich aber, glaube ich

  2. docvogel sagt:

    da muss man durch, Widerstand sinnlos (wozu?)

  3. dergl sagt:

    Ich glaube, das liegt mit daran, dass diese Situation so unberechenbar ist. Rational sagt man sich, so normal wie möglich, denn irgendwann ändert sich die Situation so weit, dass wir wieder irgendetwas wie das, was wir mal Normalität genannt haben zurückbekommen und dann sind wir nicht erschlagen, aber rational ist nicht alles. Das was im Kopf und in der Seele nicht rational ist fragt sich mehr oder weniger unbewusst berechtigt „Was ist wenn nicht?“ und irgendwo in diesem schwer auszuhaltendem Spannungsfeld sind wir gerade alle.

    Ich sage mir gerne das Homeschooling hätte meine Routinen zerschossen, aber ein Stück weit ist das Verleugnung. Dann sage ich mir, es ist die Angst bei einer Triage nicht durchkommen, auch das ist Verleugnung. Dann rede ich mir ein, es ist meine in der Nachbarwohnung durchdrehende Nachbarin (der ich abends die Hauskonzerte von Igor Levit durch die Wand streame, weil das für diese über 90-jährige Frau ein Strohhalm ist, an dem sie sich festhalten kann ala wenn sie sich hängen lässt, bekommt sie abends das Konzert nicht mit, also Aufstehen und Hörgeräte putzen), dann… aber es ist die Gesamtsituation. Mit der ich vermutlich noch viel besser zurechtkomme als viele andere, ich kann also wirklich nicht klagen. Meine Anträge wegen der Verdienstausfälle wurden genehmigt, die Assistenz wurde rationalisiert, aber nicht ganz gestrichen, ich habe bis Freitag von Hause aus arbeiten können – jetzt sind Schulferien, da darf ich es nicht -, hart wird es für mich erst richtig sollte die Zwangsiso für Risikogruppen kommen. Ich will zumindest meine Einkäufe selber machen.

  4. Elvira sagt:

    In Christianes aktuellem Etüdenprojekt war eines der Wörter Rumpelkammer und ich überlegte einen Moment, es in die, ganz offensichtlich nicht nur meine, geänderte Lebenssituation unterzubringen. Bei manchen Menschen entlädt sich das Leben in einem nicht aufzuhaltenden Putzzwang, bei anderen eher zur Verlotterung. Bei mir schwingt das Pendel hin und her. Dann entschloss ich mich aber, meinem allerersten Gedanken zu folgen. Der galt Willi Schwabe. Bitte sag mir, dass du ihn wenigstens kennst. Wenigstens vom Hörensagen.
    ((( )))

    • Der Emil sagt:

      Natürlich kenn ich Willi Schwabe. Ich habe sogar noch die Melodie im Ohr! Und die typische Lattentür des Dachbodens seh ich auch noch vor mir.

      • Elvira sagt:

        In den, zugegebenermaßen wenigen, Kommentaren auf mein Gedicht, kennt ihn niemand. Schade! Nicht die wenigen Kommentare, aber das Nichtkennen.

  5. Pingback: Anderswo | Geschichten und Meer

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