2025 – 314: Nicht unbedingt maulfaul

Wenn mein Schweigen mir durchaus notwendig erscheint.

 

Mir wurde letzthin gesagt, ich sei wirklich sehr maulfaul geworden in den letzten Jahren. Von einer Person, die mich ziemlich gut kennt. Ich habe natürlich vehement widersprochen.

Ja, ich sage mittlerweile weniger. Und manchmal sage ich gar nichts. Das kommt auf das Thema an, über das gesprochen wird oder gesprochen werden soll. Zu manchem habe ich nichts mehr zu sagen, hatte ich noch nie was zu sagen, weil ich wirklich keine Ahnung habe. Und ich habe nur noch wenig Lust, über Dingen ins Blaue hinein zu spekulieren. Es reicht mir, daß viele Nachrichten heutzutage nur noch als bloße Ansamm­lung von Konjunktiven bzw. konjunktivistischen Sprachkonstrukten daher­kom­men. Das muß ich nicht auch noch tun. Nicht zu vergessen: Zu manchem wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.

Ja, ich rede weniger. Denn es gibt Themen, die reizen mich so sehr, daß ich darüber nicht sprechen kann. Weil es wehtut. Weil ich mich nur justiziabel darüber äußern kann. Weil ich mein Gegenüber nicht vor den Kopf stoßen will. Weil mich das Thema unsagbar wütend macht. Und weil es mir widerstrebt, etwas, das in ausschweifend blumiger Umschreibung (Neusprech auch) gerade noch angenommen werden kann, jemandem näherzubringen, bei denen aber die einfache Wahrheit ganz sicher nicht mehr willkommen ist und nicht akzeptiert werden kann.

Dann verstumme ich mitten im Thema. Ab und zu sagte ich, warum ich mich zum Thema nicht weiter äußern werde. Meist stellte ich fest, daß ich das besser nicht erwähnt hätte. Nun ja, da waren einige ehemalige Freundinnen und Freunde unter denen, die Unverständnis zeigten und auf Antworten bestanden (die sie aber nie bekamen). Dann war ich wahlweise egoistischer Idiot, Schlafschaf, linksgrünversiffter Gutmensch, kein wirklicher/echter Freund usw. usf. Wie mich das immer nervte … Seither erkläre ich mein Verstummen nicht mehr und versuche, sehr elegant oder brachial das Thema zu wechseln. Falls das nicht möglich ist, muß ich ganz schnell irgendwo hin, nur um das Gespräch zu unterbrechen oder zu beenden.

Wie gesagt, letztens hieß es, ich sei maulfaul geworden. Wir unterhielten uns dann über das Warum und das Wie, und am Ende verstanden wir uns auch auf diesem Gebiet wieder bestens. Und aus maulfaul wurde sorgsam und selbstfürsorgend, also: gut für mich selbst sorgend. Ich werde also zu manchen Themen, zu denen ich mich früher noch auch hier im Blog äußerte, in Zukunft nichts mehr herzeigen. Und ich finde das zur Zeit gut so.

 

Erinnerung des Tages:
Vielleicht kennt ihr das auch? Ein erstes Mal, das mich selbst viel Überwindung kostete.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Am 10. November 2025 war ich zufrieden mit einigen umgeräumten Geräten, mit der nach­mit­täg­lichen Zeit auf der Schlafstatt, mit einer fast fertigen Adventsgeschichte.


© 2025 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
CC by-nc-nd Website (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).

Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
Dieser Beitrag wurde unter 2025, Erlebtes, One Post a Day abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert