Menschen, die sich sorgen und um die ich mich sorge.
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Es gibt wohl auf der ganzen Welt nicht einen einzigen verständigen Menschen, der sein Leben sorgenfrei leben kann, ganz besonders niemand, der Mutter oder Vater ist – denen bleibt unter allen Umständen die Sorge um die Kinder erhalten.
Beim Nachdenken und Erinnern schrieb ich mir das auf. Vielleicht verallgemeinere ich wieder aus meiner eigenen Erfahrung und aus der mir nahestehender Menschen, mag sein. Aber …
Mit diesem Satz kann ich anders, milder, verständiger auf das Verhalten meiner Mutter blicken. Das wird dadurch nicht weniger nervig, übergriffig, unangenehm. Allerdings ermöglicht mir dieser Gedanke, ihre Beweggründe anders zu bewerten (nicht Herrschsucht o. ä., sondern eben Sorge). Sie versucht, aus ihrer Erfahrung heraus – 1940 geboren, die Nachkriegszeit also bewußt erlebt und durchlitten – Ratschläge zu erteilen. Ja, auch die sind Schläge, ich weiß, aber so kann ich ihr Verhalten mir gegenüber als weniger bösartig betrachten.
Desweiteren: Auch ich habe Kinder. Und selbst an den Sohn, der vor so vielen Jahren starb und dessen Grab schon lange aufgelassen wurde, denke ich noch mit Sorgen. Mag sein, daß das „nicht normal” ist, aber wenn ich mir vorstelle, wie er weitergelebt haben könnte, weiterleben könnte … Nein, das geht nicht wirklich sorgenfrei.
Und nun, im Alter, kommen ja bei mir und bei vielen auch noch die Sorgen um die eigenen Eltern dazu …
Heute weggegeben bzw. entsorgt:
Zwei wirklich kaputte Emailletöpfe und drei uralte Glasflaschen (ja, hübsch, aber wozu) landeten in den entsprechenden Containern.
Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.
P.S.: Zufrieden war ich am 20. November 2024 mit erledigten Telefongesprächen, mit erledigten Einkäufen, mit Tee aus der extra dafür besorgten Tasse.
© 2024 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Das ist schön, wie du die „Übergriffigkeit“ der Mutter zu Sorge umdeutest! Die Balance zu finden ist für Mütter sehr schwer. Denn sie mussten und durften ja die Wissenden sein, mussten das Leben des Kindes organisieren, mussten es anweisen und ihm Verhaltensrichtlinien geben, auch wenn sie selbst ganz hilflos waren. Und dann wurde das Kind größer, die Anforderungen an die Mutter aber nicht weniger. Sie sollte nun verstehen oder mich raushalten oder ihr wurde mitgeteilt, dass sie blöd, übergriffig, altmodisch sei. Zugleich wurde sie für seelische Probleme des Heranwachsenden verantwortlich gemacht (Mütter sind immer schuld). Es ist nicht leicht zu erkennen, wo ein Ratschlag in eine versuchte Bevormundung umschlägt. Niemand hilft den Müttern dabei.
Umdeuten vielleicht nicht, aber begründen, erklären. Und Sorgen können nicht nur lähmen, sie können auch Antrieb sein.
Ach, hätt‘ ich nur schon immer so denken können!
Ein klitzekleines Beispiel meiner Rolle als Tochter und Mutter: Als Tochter hat es mich mitunter genervt, wenn meine Mutter sich beschwerte, dass ich mich mal zwei, drei Tage nicht gemeldet habe. Meinen Söhnen sagte ich immer, dass ich keine Anrufe erwarte, sie sich einfach melden sollen, wenn sie das Bedürfnis dazu hätten. Und nun denke ich, wenn ich mal zwei , drei Wochen nichts gehört habe, dass sie sich ja mal melden könnten. Aber ich denke es nur! Die Zeit, obwohl das natürlich so nicht stimmt, scheint heute schneller zu vergehen als früher. Jedenfalls für Familien mit Job, Haus, Garten, Hobbys u.s.w. Da geht der Anruf bei den Eltern, den man sich fest vorgenommen hat, schon mal unter. Irgendwann rufe ich dann an, ohne Vorwurf!, und frage, wie es es geht.
Was ich eher nicht mag, es aber hinnehme, sind diese Nebenbei-Anrufe, während des Kochens oder dem Aus- und Einräumen der Geschirrspülmaschine. Aber das zeigt mir auch, unter welchem Zeitdruck die Familien stehen.