326–2024: Innendrin

Natürlich weiß ich nicht, ob es dort so zugehen könnte.

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Ich reiße wirklich sonderbare Witze, rede von Dingen, von denen ich keine Ahnung habe oder von solchen, zu denen ich besser den Mund halten würde. Manchmal fallen mir Wörter ein, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr aussprach oder las; manchmal fehlen mir die Worte für die alltäglichsten Gegebenheiten. Heute zum Beispiel wußte ich ganz genau, wie ein Kandelaber mit Kerzen aussieht – doch das Wort, mit dem diese Dinger für Kerzen allgemein bezeichnet werden, das Wort fand ich nicht. Später, viel später, vorhin erst erinnnerte ich mich an Kerzenhalter, Tülle und Leuchter. Oder das Ding, mit dem man Suppe aus einer Kasserolle auf den Teller bringt, das mit dem langen Griff … Herrgottnochmal, wie heißt das nur? Ich hab' vier davon in der Küche und weiß ihren Namen nicht. Vier, so viele Finger habe ich an einer Hand. Ja, vier, denn der Daumen ist kein Finger! Das hab ich gelernt, als ich meiner Tochter im Physikum beim Lernen half. Os metacarpatis, arteria carotis, musculus articulatio genus, arteria ulnaris, nervus medianus und wie die Krankheiten sonst noch hießen. Eine -itis ist immer etwas Entzündliches, eine -ose nicht. Suppenschöpflöffel. Aber es muß noch ein kürzeres Wort geben. Ich habe nie Suppen­schöpflöffel gesagt, oder doch?

Auf dem Tisch steht eine Schale mit eingemachtem Baumgemüse. Das darf ich nach dem Essen essen. Zugabe heißt das, nicht wahr? Nein nein, ganz sicher nicht. Nein, das heißt nicht Kompott, da gibt es ein anderes Wort. Mein liebes Gehirn, verarsch mich nicht. Kom-Pott. Mit-Topf? Ach, egal. Wer weiß. Aber es ist schon sonderbar, nicht nur das mit den Wörtern. Neuerdings scherze ich viel mehr als früher. Aber früher wurde ich dafür nicht ausgelacht, nicht sogar noch getröstet nach einem Späßchen. Keine Ahnung, wer sich das hat einstürzen lassen, daß einer nach einem Scherz getröstet werden muß.

Ich muß mich jetzt endlich anzerren. Will nämlich gleich noch auf den Herrnacker, muß dort Blumen gießen. Die sollen ja so schön aussehen wie Helga, damit sie noch ein bißchen Freude daran hat. Und unterwegs fällt mir dieses blöde Wort für das Küchending wieder ein, denn es heißt nicht umsonst: Beim Gehen denkt es sich besser. Ja, der Karl Marx hat viele solcher Sprichwöter geschrieben, und ich habe den ganzen Karl Marx gelesen, was sage ich, gelesen, studiert habe ich den! Und der soll ja schon lange tot sein, wird gesagt. Was ich sonderbar finde und nicht glauben kann, denn auf dem Herrnacker bei meiner Helga habe ich seinen Sarg nicht finden können. Wenn er nicht begraben ist, kann er ja nicht tot sein, der Marx, der Karl. Der hat bestimmt auch eine Kelle in seiner Küche, mindestens eine Kelle. Ob der auch solche Scherzgedichte geschrieben hat? Ich kann mich grad nicht dran erinnern …

 

 

Ich habe keine Ahnung, was dieser Text mir mitteilen will. Er entstand heute früh, kurz nach fünf Uhr. Ein Traumrest – ein von Karl Marx geschriebenes Scherzgedicht über den Suppen­schöpflöffel – liegt ihm zugrunde. Wo mein Denkicht dann den Rest hernahm, weiß ich nicht.

 

Erinnerung des Tages:
Fast jedes Jahr, das ich hierzustadt schon lebe, war ich am Totensonntag auf einem der Friedhöfe und stellte ein Grablicht auf ein nicht mehr gepflegtes Grab – das will ich in diesem Jahr wieder tun.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 21. November 2024 mit einem Abschied, mit gekauften nützlichen Kleinigkeiten (neben den notwendigen Dingen), mit Kartoffeln und Quark und Leberwurst.


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Über Der Emil

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2 Antworten zu 326–2024: Innendrin

  1. Helmut Maier sagt:

    Wahrscheinlich war es „nur“ der Schöpflöffel! Aber tröste dich. Mir geht es leider ähnlich – aber schon als Junglehrer wusste ich nicht, dass man einen „Topf“ zum Kochen braucht. Für mich war es einfach schwäbisch ein „Kächele“!

    Liebe Grüße
    Helmut Maier

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