(2018: Nº 345) Das 11. Türchen. Auf der Suche.


Kiefer. Geborgenheit. Glauben.

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Meinen Adventskalender hier widme ich allen, die kämpfen, allen, die krank sind, allen, die Unterstützung benötigen.
 
Ich wünsche all diesen Menschen und mir eine im wahrsten Sinne des Wortes wundervolle Weihnachtszeit. Alle meine Kerzen brennen für all jene, die Hoffnung brauchen.

 

Nur einmal, nur ein einziges Mal, soweit ich mich erinnern kann, war ich als Kind bei den Mecklenburger Großeltern. Auch dort wurde der Baum am 24. vormittags geschmückt. An was ich mich besonders gut erinnern kann: Dort sah ich zum ersten Mal eine Kiefer als Weihnachtsbaum. Eine Kiefer. Deren Äste stehen nicht so dicht wie die von Fichten oder Tannen. Und die Anordnung der Nadeln ist ganz anders. Für mich sah der Baum damals nicht wie ein Weihnachtsbaum aus, trotz Lametta, trotz Kugeln und Strohsternen. Und es waren echte Kerzen am Baum. Die Durchsichtigkeit der Kiefer war es, die mir auffiel.

Später gab es auch zuhause Kiefern als Weihnachtsbäume. Nachdem in einem November der Opa verstorben war, der immer die Bäume im eigenen Wald mauste, klaute, als dann die Weihnachtsbäume gekauft werden mußten, da waren es oft Kiefern, die der Vater kaufte. Und die sahen meist besser aus als die Fichten. Tannen gab es eher selten, oder vielleicht sogar überhaupt nicht?

Die Kiefer als Weihnachtsbaum waren alsbald zur Gewohnheit geworden. Und ihre Lichtheit störte nicht mehr. Denn der geschmückte Baum ist immer mehr zum Symbol geworden für die familiäre Geborgenheit, die für uns Kinder, für mich so wichtig war. Die ich irgendwann in der Form, in der ich sie wohl erlebte, nicht mehr aushalten konnte. Und die mir dann fehlte. Noch immer fehlt.

Möglicherweise ist das ein Grund dafür, daß ich der Weihnachtszeit so verbunden, so verhaftet bin. Ich bin auf der Suche nach der Weihnachtsgeborgenheit aus Kindertagen, aus frühen Kindertagen. Ich möchte verstehen, was ich damals erlebte, fühlte, als ich den Kinderglauben an genau dieses Fest noch hatte, als ich noch nicht wußte um das, was Weihnachten – das Christfest! – sein sollte, ist, war. Ich möchte wiederhaben, was mir der aus Hobelspänen und Moos selbstgebaute Weichnachtsberg unterm Christbaum versprach. Dieses warme Gefühl, die Vorfreude, die Heimlichkeit, die Spannung und die Gewißheit der Familie. All das zerfiel nach und nach, Jahr um Jahr, Advent um Advent. In mir. Nur in mir? Oder auch im Außen?

Die größten Umbrüche: Das erste Weihnachten ohne Opa Kurt, das erste Weihnachten ohne Großeltern, das erste Weihnachten nach dem Ende der DDR. Und viel später dann: Das erste Weihnachten ganz allein 2006.

 

Deshalb also bin ich noch immer, was ich immer schon war: Weihnachtsgokel. Weihnachtsfan. Weihnachtsfanatiker. Besser noch: Ich bin der, der auf der Suche ist nach dem Geist der Weihnacht, den ich zu Kinderzeiten noch spürte, erlebte. Ich vermisse ihn, wenn ich mich umsehe; er wurde ersetzt durch … Ja, durch was? Einfach “Konsum” zu sagen, finde ich nicht richtig. Ich suche weiter, auch in diesem Advent: Nach der Geborgenheit, nach dem Geist, nach dem Wunder, nach den Worten suche ich. Hier im Blog, bei mir zuhause, in den Kirchen, auf den Weihnachtsmärkten. Ich suche.

 

Euch allen wünsche ich eine Zeit vieler glücklicher Momente.

Ich schleiche mich davon und sage Danke für’s Lesen.

 
Ich kann in diesem Jahr keine besondere Aktion empfehlen, denn es gibt so viele, die der Unterstützung wert sind. Ich bin in diesem Jahr einer von den Menschen, die auf der Straße genauer hinsehen und dort helfen, wo Hilfe nötig und mir möglich ist.

 

Der Emil

P.S.: Das Gute am gestrigen 10.12.2018 waren normales Essen, ein überraschendes Treffen, aufgeschriebene Erinnerungen.
 
Aussortiert habe ich gestern Schuhe, die ich nicht mehr anziehe.
 
Die Tageskarte für heute ist die Neun der Stäbe.

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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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0 Antworten zu (2018: Nº 345) Das 11. Türchen. Auf der Suche.

  1. Ulli sagt:

    Lieber Emil, für Kinder kann bis heute Weihnachten dieses Geheimnis beinhalten und für viele tut es das auch, für manche vielleicht nicht, das sind dann die Kinder deren Eltern arbeiten und wenig Zeit für eine gemütliche und geheimnisvolle Weihnachtszeit bleibt, allerdings kenne ich solche Menschen nicht.
    Wenn ich an Weihnachten denke, denke ich an Kinder und Kindheit, an stille und auch laute Freude.
    herzlichst, Ulli

  2. Gudrun sagt:

    Lieber Emil, ich finde es schön, und gut, dass diese Gefühle aus deiner Kindheit nicht verdchwunden sind. Da ist die Wärme und Geborgenheit, ausgelöst durch Gerüche, durch Melodien, Mundart, Licht und Glanz. Mach dich auf die Suche, immer wieder. Ich bin überzeugt, dass du fündig wirst. Wenn man ab und an etwas mit den staunenden Augen eines Kindes sehen und erleben kann, dann gibt das so viel Kraft.
    Eine schöne Zeit wünsche ich dir, du „Weihnachtsgokel“.

  3. frauholle52 sagt:

    Ich finde Weihnachten in mir. Es sind, wie Du ja auch beschreibst, hauptsächlich die Erinnerungen an meine Kinderweihnachten, die diese Stimmung erzeugen. Manchmal klappt es, manchmal, so wie in diesem Jahr, klappt es nicht. Aber ich weiß, im nächsten wird sie wiederkommen, die gefühlte Weihnachtsgeborgenheit. Oder der Geist der Weihnacht, der in einer meiner Lieblingsgeschichten so wunderbar dargestellt wird. Liebe Grüße! Regine

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