115–2024: Ängstigend

Sonderbar, dieses Problem – oder nicht?

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Es gibt Hoffnungen in mir, immer wieder und immernoch. Manchmal habe ich aber Angst davor, daß sich eine von ihnen erfüllen könnte; denn ist es nicht leichter, sich etwas zu wünschen, als das Erwünschte plötzlich in Erfüllung gegangen zu erleben und damit fertigwerden zu müssen?

Ja, manchmal glaube ich ganz fest daran, daß Wünschen und Hoffen leichter sind als das, was ich mit den erfüllten Hoffnungen und Wünschen dann zu leben hätte. (Die Angst vor Unbekanntem, nicht wahr?) Und in anderen Momenten bemerke ich, daß das Festhalten an Hoffnungen und Wünschen mir schwerfällt, kräftezehrend ist, weil ich an ihre Erfüllungen nicht mehr so recht glauben kann oder mag. Vielleicht ist das nicht normal, vielleicht machen sich andere Menschen keine Gedanken darüber. Aber ich, ich finde diese Gedanken mehrfach in meinen Notizen erwähnt: Immer dann, wenn eine Hoffnung verlorenging, die Erfüllung eines Wunsches mit hoher Wahrscheinlichkeit unmöglich wurde (oft durch einfachen Zeitablauf), empfand ich auch eine gewisse Erleichterung.

Was ich bisher immer schaffte: Selbst in der tiefsten Depression gab und gebe ich nie alle Hoffnungen auf. Zwei oder drei davon bleiben immer in mir, kann ich mir bewahren. Sie sind sozusagen meine Lebensversicherung. Und wenn sich selten genug ein Wunsch, eine Hoffnung erfüllt bei mir, dann findet sich sofort ein anderer, eine andere, auf Erfüllung wartend. Etwas mir zu wünschen, auf etwas zu hoffen ist eben sehr leicht …

Obwohl es sicher vielen unsinnig erscheint, Angst vor der Erüllung der eigenen Wünsche und Hoffnungen zu haben, ist es für mich real (und normal).

 

Erinnerung des Tages:
Mehr als einmal erlebte ich bei Wünschen, die sich erfüllten, auch die Angst vor der eigenen Courage. („Du hast es Dir gewünscht, Du darfst das jetzt tun/ich gebe Dir das jetzt.” Und ich zögerte dennoch.)

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 24. April 2024 mit einem angefangenen Buch (neben dem Sommerstück), mit den zwei Kannen Tee, mit der großen Schüssel Eisbergsalat.

© 2024 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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5 Antworten zu 115–2024: Ängstigend

  1. Gerda sagt:

    Überhaupt nicht unsinnig. Wenn du dir etwas wirklich und von ganzem Herzen wünschst, wird dich das Eintreffen des Erwünschten nicht überfordern. Doch wenn es nur ein halbes Wünschen und Hoffen war (und das ist es meistens), dann kann das Eintreffen einem schon Beschwerden machen. Denn was vage Zukunft war, ist nun zu lebendes Jetzt.

  2. Elvira Volckmann sagt:

    Darum beneide ich dich! Ich horchte nach dem Lesen deines Beitrags eine ganze Weile in mich hinein und fragte mich, was ich mir wünsche und worauf ich hoffe. Da gibt es nur einen einzigen Wunsch, eine einzige Hoffnung: Ich möchte noch erleben, dass meine kleine Enkelin als krebsfrei gilt. Das wäre in fünf Jahren. Weiter ist da nichts, gar nichts! Alles andere hat an Bedeutung verloren. Materielle Wünsche habe ich schon lange keine mehr.

    • Der Emil sagt:

      Es sind „kleine” Hoffnungen und/oder Wünsche, die mir bleiben: Dies oder das noch einmal sehen, erleben …

      • Elvira Volckmann sagt:

        Ja, da gäbe es tatsächlich einen Wunsch: Noch einmal ganz oben auf einem Berg stehen und über alle Gipfel ins endlose Weit zu sehen. Aber ich weiß, dass sich dieser Wunsch nicht erfüllen wird. Wäre es da nicht besser, wunschlos zu bleiben? Oder zu hoffen, eines Nachts davon in aller Lebendigkeit zu träumen?

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