Archivierung, Archivare, Archive (157/208)

Mittlerweile digitalisierte Dilemmata

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Der Emil nimmt tatsächlich an einer internationalen Konfreenz teil, die sich mit Archiven von Nichtkommerziellen, Freien, Communitybasierten Radios in Europa beschäftigt. Dabei geht es um das Warum, das Wie, das Wozu und all die anderen auf der Website genannnten Themen. Ja, es ist wirklich interessant für mich, der ich mich ja als Sendetechniker von Radio Corax auch um die Archivierung von Sendungen kümmern muß; außerdem habe ich mir ja auch noch das Musikarchiv des Senders “gesichert” …

Am Interessantesten waren bisher die Ausführungen zu LARM.fm und TRE – Transnationalradio.org. Was dort an Archiv dahintersteckt bzw. sich entwickeln kann, das ist einfach gigantisch und unglaublich. Auch der Bericht über das Archiv des ältsten europäischen Freien Radios “MTLRŠ” – Student Radio Ljubljana war großartig. Das ganze Gegenteil waren die offiziellen Worte, die bei einer solchen Konferenz natürlich nicht fehlen dürfen (obwohl die meisten Konferenzteilnehmer sicher sehr gut darauf verzichten könnten). Dabei war ich nämlich sehr stark an den Digitalkomissar und Netzfreiheitsverkäufer und alle anderen bundesrepublikanischen Neuland-Internet-Verbesserer erinnert.

Denn auch Lokalpolitiker, die – obwohl sie es nicht können – eine Rede in Englisch zu halten versuchen, machen sich mindestens lächerlich. Verständlich ist das sowieso unverständliche Politikerkauderwelsch aus Dampfplauderei und Neusprech auch auf Englisch mit fast-sächsischem Dialekt nicht. Es klingt nichteinmal besser. Nein, schlecht abgelesen klingt es grauenhafter als Bayerisches Französisch oder Hessisches Italienisch oder Schwäbisches Latein.

Ansonsten habe ich ziemlich viel Neues gehört, Anregungen bekommen, Kontakte geknüpft. Und einmal mehr erfahren, wie wichtig Archivierung ist für die Menschen. Für unsere Geschichte. Wie empfindlich die Geschichte doch auf die Arbeit des Archivars reagiert, wenn dieser die Materialien nur mit den entsprechenden Metadaten versieht oder in bestimmter Art und Weise in verschiedene Kontexte stellt. Damit kann Geschichte nämlich wirklich manipuliert werden, sehr deutlich und heftig. (Die Westalliierten unter der Führung der Streitkräfte der USA haben die Hauptlast des Zweiten Weltkrieges getragen und Europa vom Hitlerfaschismus befreit, nicht wahr?)

Ach ja, wozu die Sendungen von solchen unwichtigen Sendern archiviert werden? Tja, wozu heben sich die Menschen alle möglichen Urlaubs- und andere Bilder auf? Und dann immer gleich so viele (okay, das erst seit der Digitalisierung der Fotografie)? Ja, meiner Meinung nach wird heutzutage viel zu viel vergessen, verschwindet viel zu viel viel zu schnell aus dem Gedächtnis und aus dem Bewußtsein. Und vieles davon verschwindet auf Nimmerwiedersehen, unauffindbar und nicht wiederherzustellen.

 

Der Emil

Der Verfasser des Blogs schleicht davon und dankt für’s Lesen.

P.S.: Positiv am 5. Juni 2015 war mein rauchender Kopf.
 
Tageskarte 2015-06-06: Das As der Münzen.

© 2015 – Der Emil. Text & Bilder unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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0 Antworten zu Archivierung, Archivare, Archive (157/208)

  1. Sofasophia sagt:

    Und am Ende ist alles Schall und Rauch. Irgendwann. Aber bis dann …
    Ich stehe diesem Thema ganz und gar ambivalent gegenüber, als Sammlerin zum einen, als Fatalistin (wozu sammeln?) zum andern.
    Tja … aber dein Kongress klingt spannend!

    • Der Emil sagt:

      Es gibt ja auch eine Archivpflicht. Wie kann die sinnvoll automatisch durchgeführt werden, so daß im Archiv auch sinnvoll gesucht werden kann? Wenn — wie bei Corax — vieles unter CC entsteht, wie kann das zugänglich gemacht werden?

      Und was ist mit Deinen Dir liebgeworden Texten/Bildern?

      • Sofasophia sagt:

        Eben – nur: interessiert das später, wenn ich tot bin, jemanden?

        • Der Emil sagt:

          Könnte ja sein, Du wirst etwas wie der schweizerische van Gogh (füt Text und Appspressionismen)?

          • Sofasophia sagt:

            Hihi, jaaaa, dann schon, aaaber …

            • Der Emil sagt:

              Aber? Du weißt es nicht? Sogst Du nicht auch für andere „Dinge“ vor, von denen Du nicht weißt?

              • Sofasophia sagt:

                Ich kenne den Wert meiner gegenwärtigen Ergüsse für die Nachwelt nicht und denke, dass es viele gibt, die der Nachwelt mehr zu bieten haben. Ich glaube, ich sehe meinen Beitrag fürs Leben und die Welt vor allem im Gegenwärtigen. So irgendwie. Und das Sorgen bezieht sich dann auch eher nur auf das Überschaubare. Die Gegenwart, die nahe Zukunft. Wie die Welt in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren sein wird, kann ich nicht wissen. Ich will darum jetzt so bewusst wie möglich leben, damit es auch dann noch möglichst lebenswert ist. So irgendwie … Weischwienimeine?

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