Scannen bis zum Abwinken
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Am gestrigen Tag habe ich vor meiner Schlafcouch auf dem Fußboden gesessen – gut, das ist mein normaler Computerarbeitsplatz – und habe ein Stück Papier nach dem anderen auf meinen uralten BearPaw-Scanner gelegt. Vorschau-Scan, Bildränder einstellen, scannen, Speicherung passiert automatisch. Aller zehn Scans hatte ich dann die Dateinamen der Bilddateien so zu ändern, daß erkennbar wird, was da eingescannt und digital archiviert wurde. Und nachdem ein Papier so auf eine meiner Festplatten wanderte, kam der schwierigste Moment dieses Work Flows: wegschmeißen, ins Altpapier geben, jedenfalls das meiste davon. Einige Stücke landeten in einer Tüte, die bei nächster Gelegenheit ins Radio mitgenommen wird. Dort muß deren Inhalt durch einen Aktenvernichter geschickt werden.
Nur eine Unterbrechung gab es. Nein, es war keine Mittagspause, kein Spaziergang. Die allerallerallerbeste Freundin begleitete mich auf einem Weg, der absolut notwendig war. Aber für mich, für mich war dieser Gang der absolute Horror. Seit der Kindheit habe ich trotz normaler Pflege keine guten Zähne – und eine echt schwere Zahnarzt-Phobie. Dann bin ich ja auch noch Raucher und Kaffeetrinker. Und mein Zahnfleisch ist ständig mehr oder weniger entzündet. Seit zwei Tagen hatte ich nun schon echte Zahnschmerzen, nachdem ich auf irgendetwas Hartes gebissen hatte und ein Zahn dadurch richtig gelockert wurde. Aber in der Praxis, in der ich beim letzten Mal war, gab es Termine erst nach dem Wochenende – ja, auch für Schmerzpatienten –, und trotz der Aussicht, wieder Dormicum zu bekommen, dauerte mir das zu lange. Kurze Recherche, Anruf, Termin am Nachmittag. Der neue Zahnarzt schaffte es aber beinahe ohne überflüssige Schmerzreise, den zu ziehenden Zahn in kurzer Zeit vollständig zu betäuben, was im Übrigen wegen meiner Unempfindlichkeit gegenüber Procain und seiner Derivate ziemlich schwierig ist.
Knapp 45 min dauerte der Aufenthalt in der Praxis, einschließlich der Vereinbarung eines Folgetermins. Ich habe Panik geschoben, wollte mehrmals vom Stuhl flüchten, mir war kotzübel. Zahnarztphobie. Eine, die durch mehrere extrem unangenehme Behandlungen nur noch verstärkt wurde. Gestern war’s nicht so schlimm, immerhin hatte ich bis zum Abend nicht das Bedürfnis nach neuen Schmerzmitteln. Und erst am späten Abend war mir wieder nach Trinken und Essen zumute.
Die Scannerei hat mich einigermaßen abgelenkt, meine Aufmerksamkeit war gebunden. Scannen funktioniert auch mit pelzigem Gefühl im Mund, halb weggedämmert, mit einem Zahn weniger als bisher. Meine Angst, meine panische Angst vor Zahnärzten bleibt.
Und ich will in zwei Wochen wirklich wieder hingehen?
Der Verfasser des Blogs schleicht davon und dankt für’s Lesen.
P.S.: Positiv am 4. Juni 2015 war – nein, nicht der Zahnarztbesuch, der nicht.
Tageskarte 2015-06-05: Die Zwei der Schwerter.
© 2015 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Wer geht schon gerne dahin, aber sooo schlimm ist es bei mir nicht. Als Kind aber schon.
Du hast mein ganzes Mitgefühl!
Ich kann das gut verstehen. Nicht Rauchen hilft auch nicht (das sage ich aus ‚Erfahrung‘). Vor einiger Zeit habe ich aus Selbstschutz mal dieses aufgeschrieben: https://ernstzwo.wordpress.com/2012/06/03/zahnarzt-2/
Emil, ich verstehe dich nur zu gut …. :-/
Wenn ich zum Zahnarzt muss, schiebe ich auch immer Panik. Welche Erleichterung, wenn ich die Praxis verlassen kann.
Nur Regelmäßiges Hingehen gilt dauerhaft!
Viel Mut!!!
Aber sicher gehst du zu dem neuen Zahnarzt.
Wir haben seit ein paar Monaten einen Zahnarzt, da habe ich keine schnelle Verdauung mehr vorher, so wie das früher immer war.
Da macht es echt Freude, hinzugehen.
Ich kann deine Phobie sehr gut nachfühlen.
Eine Zahnarztschwester meinte mal zu mir, (als ich bei einem Horrortermin bei einer (für meine Begriffe) Irren Zahnärztin war), dass das Mörserartige ruckeln und ziehen (also Bohren) ja nur fünf Minuten dauert… Als ich Rücklings auf dem Stuhl lag hatte ich eine Uhr im Blick und sie hatte Recht. (Die Behandlung an sich dauerte natürlich länger)… der Gedanke, sind ja nur fünf Minuten lässt mich das etwas besser durchstehen…
Eine Zahnärztin hat mir empfohlen eigens für den Z.arzt Beruhigungsmedikamente zu nehmen. (Weil ich laut der Ärztin so nicht behandelbar war.)
Hast du schon mal Beruhigungsmedikamente für den Zahnarzt probiert oder beim (Haus) arzt vielleicht erfragt?
Sicher machen die nicht das die Behandlung dann wundervoll und schön ist. Doch sie stellen einen etwas ruhiger und man ist etwas fähiger den Termin durchzustehen.
Wie die anderen schon beschrieben, habe auch ich festgestellt, dass eine gewisse Regelmäßigkeit wichtig ist. Je länger eine Pause beim Z.arzt dauert, umso schlimmer kann der schaden ja dann auch sein und umso größer würde vielleicht dann auch die Sorge sein was da dann auf einen zukommt.
Ich finde auch das ungewisse da immer so extrem, also das man eben nicht weiß was kommt.
Ich habe durch eine Notlage meine jetzige Z.ärztin gefunden. Die ist auch geschult was „Angsthasen“ angeht 🙂 Vielleicht gibt es solche ÄrzteInnen auch in deiner Nähe?
Es gibt heutzutage ja (also davon liest man) neuere Behandlungsmethoden, die eine evtl. nicht funktionierende Betäubung ersetzten könnte.
Da ist dann aber wieder die Frage wer die Kosten trägt. Meist man selbst. Aber Informieren kostet ja meist erst einmal nichts.
Ich weiß nicht vielleicht kannst du bei deiner Krankenkasse mal Rückfragen, welche Optionen du hättest?
Ooops jetzt hab ich viel geschrieben, das Thema betrifft mich halt auch selbst so arg,, dass da einfach der Wunsch ist dir irgendwie einen Rat zu geben.
Vielleicht würde es auch helfen, wenn du so was wie Trockenübungen machst. Also Zahnärzte aufsuchst um zu erfühlen, ob die ok für dich wären?
Außer du bist da wo du jetzt bist zufrieden.
Würde es dir helfen, wenn du dabei vielleicht Musik hörst? (dann aber vielleicht nur Musik die du nicht ganz so magst, weil es passieren könnte; dass du ggf. wenn du dann die Musik ohne Z.arzt hörst eine negative Assoziation hättest…
lg. und alles gute
Ich wollte wieder zu meinem letzten Zahnarzt — wegen des Dormicum, das u.a. für eine anterograde Amnesie sorgt. Bin auch ohne ausgekommen … Mit wäre mir aber lieber.
Das Medikament hatte ich überlesen, wusste doch da stand noch was 😉
Das wirkt ja auch beruhigend, und wenn dein Z.arzt das anwendet, dann hab ich das Gefühl, bist du bei diesem vielleicht gar nicht so verkehrt.
Das ist doch dann noch ein weiterer Stressfaktor oder? Ich meine weißt du denn vor einem Termin, ob du das Medikament bekommst?
Das würde der Z.arzt ja nur sagen/ geben können, wenn er schon weiß was los ist. Das heißt den 1. Termin musst du ohne schaffen, oder?
(Bei mir ist das anders herum. Wenn ich meinen (wieder) 1. Termin habe, schaff ich es meist nicht ohne Medikamente aber wenn ich dann weiß was kommt geht es auch manchmal ohne. )
Was ich mir auch manchmal sage, aber das geht vielleicht nur wenn man regelmäßig geht. Das ich mich daran Erinnere das ich es das letzte mal auch überstanden habe. Auch wenn ich vorher glaubte sterben zu müssen…
Vielleicht kannst du diese Behandlungsabfolge aufgreifen um dir gleich beim jetzt letzten Termin (ich gehe davon aus, das du einige Termine vor dir haben wirst…) einen neuen zur Durchsicht geben lassen?
(nur als kleiner Gedankentipp)
Ich habe erstmal einen Folgetermin, Rest werden wir sehen.