137–2024: Zeilenweise

Eine Stufe in der Entwicklung meines Leseverhaltens.

To get a Google translation use this link.

 

Am Anfang las ich buchstaben-, dann wortweise. Wahrscheinlich wie fast jedes Kind, das Lesen lernt. Später las ich zeilenweise, zeitweilig sogar mit Hilfe eines unter die Zeile geleg­ten Lesezeichens. (Na, die Art zu lesen saht ihr bestimmt auch schon.) Doch bald geriet mein Lesefluß wieder und wieder ins Stocken. Immer dann zum Beispiel, wenn am Zeilenende ein Wort getrennt werden mußte. Also übte ich mich darin, immer mindesten einen ganzen Satz zu lesen. Daran scheiterte ich später in den Werken von Immanuel Kant. So entwickelte ich unter­schied­liche Lesege­wohn­heiten, eine für (populär-)wissenschaftliche Texte, eine andere für Belletristik und eine weitere für Journalismus. Ja, in der DDR gehörte zum Zeitunglesen auch noch die Fähigkeit, das zwischen den Zeilen Geschrieben und das Nichtgeschriebene zu erkennen, aus dem offiziellen Parteisprech die tatsächliche (vermutete) Nachricht herauzulesen.

Belletristik, gar triviale Belletristik lese ich seit Jahren diagonal. Mein Blick schweift über eine gesamte Seite oder Doppelseite eines Buches. An manchen Sätzen bleibt er hängen: Das will ich genauer wissen, was da steht. Dann habe ich Sätze entdeckt, die etwas in mir zum Klingen bringen, mit denen meine Gedanken resonieren. Also lese ich satzweise, zeilenweise, wieder und wieder, bis … Bis es in mir etwas Formulier­bares dazu gibt, das ich dann aufschreiben kann. Doch das Notierte muß beileibe nicht direkt mit dem Gelesenen zu tun haben.

Fachbücher jedweder Couleur kann ich nicht diagonal lesen. Die fordern meine ganze Konzentration auf Wörter, Zeilen und Sätze, in denen lese ich oft noch immer oder wieder zeilenweise. Wieso ich Fachbücher, gar wissenschaftliche Werke lese? Ich bin immernoch an Physik interessiert, auch wenn ich nicht mehr jede der darin enthaltenen Formeln auf Anhieb verstehen kann. Ich verlernte nicht nur Fremd­sprachen, die ich nicht mehr nutze, sondern auch (höhere) Mathematik. Und auch der Philosophie bin ich noch immer zugetan; ich will verstehen, was womit wie zusammenhängt und warum.

Auf manchen technischen Geräten werden Informationen so ausgegeben, daß sie jeweils zeilenweise lesbar sind. Und das ist für mich besser lesbar als eine Laufschrift, die häufig zu schnell oder zu langsam über die Anzeige wandert.

 

Erinnerung des Tages:
Auf Burg Regenstein war ich zu Pfingsten vor fünf Jahren zum ersten Mal als #MarktMönch #BruderEmil – so mir das Glück hold ist, bin ich es an diesem Wochenende dort wieder.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 16. Mai 2024 mit dem abgeschlossenen Packen, mit der Zeit in der Badewanne, mit einem ausgelesenen Buch.

© 2024 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
CC by-nc-nd Website (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).

Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
Dieser Beitrag wurde unter 2024, Erlebtes, One Post a Day abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert