Dieses Schweigen beim Betrachten der Flammen.
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Das ist mein 13. Adventskalender. Ich widme ihn allen, die kämpfen, allen, die krank sind, allen, die Unterstützung benötigen. Möge allen Menschen eine im wahrsten Sinne des Wortes wundervolle Weihnachtszeit beschieden sein. Meine Kerzen brennen insbesondere für Menschen und Tiere, die Hoffnung und Trost brauchen.
Zwei Menschen sitzen beieinander. Versonnen blicken sie in die Flammen der vier Kerzen auf einem Leuchter. Schweigen. Trinken ihren Kaffee und essen Lebkuchen und Plätzchen dazu. Vier Kerzen. Es ist der vierte Vierte Advent, den sie miteinander verbringen. Und auch in diesem Jahr gibt es keinen Schnee an diesem Tag. Das Ticken einer Uhr ist sehr deutlich zu hören. Sonst ist es still im Raum.
Was die beiden wohl denken?
Vielleicht gar nichts. Vielleicht genießen sie die Ruhe, die Gerüche und den Geschmack der Adventszeit jede für sich und doch gemeinsam. Es gibt dieses wortlos verstehende und gegenseitig bestärkende Schweigen zu jeder Zeit des Jahres. Aber vor Weihnachten wird es tiefer und näher empfunden, intensiver gefühlt und praktiziert als sonst. Diese zwei haben jetzt eine wirklich stade, eine wirklich stille Zeit. Haben sich gegen den Weihnachtsmarkt entschieden und gegen die Musik, ohne die in der Adventszeit vielerorts nichts zu gehen scheint. Sie können die Stille miteinander aushalten, auch das Schweigen miteinander. Das ist – so scheint es oft – vielen Menschen verlorengegangen.
Ob einsame, unfreiwillig alleinseiende Menschen diese Ruhe wohl genießen können wie die zwei da am Tisch? Einfach so gedankenlos in die Flammen sehen. Es braucht wohl auch ein Gutteil Zuversicht und Zufriedenheit dazu, daß das trotz aller Sorgen so möglich ist. Zumindest soll der Mensch zufrieden zurückblicken können auf das Jahr, wenigstens ohne Groll. Und etwas Zuversicht braucht es für die kommende Zeit. Die beiden scheinen von all dem ausreichend zu haben. Sie schweigen noch immer und sehen noch immer in die Kerzen, als Kaffee nachgeschenkt werden muß. Sie denken grad nichts, sie grübeln nicht, sie genießen, was sie gerade erleben. Sie betrachten die Flammen der vier Kerzen.
Ich schleiche mich davon und wünsche einen schönen Vierten Advent.
Wer eine Gelegenheit sucht, zur Weihnachtszeit anderen zu helfen, der kann das im Dezember täglich ab 21 Uhr des Vorabends bei der Versteigerung von #hand2hand22 tun. Die Aktion ist eine gute Idee von Meg, ihr und allen Mitwirkenden danke ich dafür von ganzem Herzen.
P.S.: Gut fand ich am 17.12.2022 Spekulatius mit Butter zum Frühstück, den Mittagsschlaf, die vier Country-Weihnachtsalben am Stück.
Die Tageskarte für heute ist die Sechs der Münzen.
© 2022 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Lieber Emil,
Du bringst die unterschiedlich empfundenen Arten von Stille sehr schön auf den Punkt. Eine wunderbare Geschichte zum vierten Advent servierst Du uns da – wer in einer liebevollen Beziehung mit einem Partner lebt, der wird so eine Stille vielleicht durchaus schätzen können. Ich kenne dieses wortlose Verständnis, dieses Wissen um das Gutsein eines verbindlichen und genussvollen Schweigens.
Ich weiß mich allerdings auch noch gut in jenen Zeiten, in denen ich einsam war – und mich nach Nähe sehnte. Und ich erinnere mich auch an Zeiten, wo Einsamkeit noch schlimmer war, nämlich in einer Beziehung darunter zu leiden …
So wünsche ich an dieser Stelle den Menschen eine bereichernde Stille, eine, die zufrieden und gelassen macht – und nicht einsam.
Liebe Grüße, C Stern
Auch ich habe das alles irgendwann erlebt …
Hi @deremil.blogda.ch Country Weihnachtsalben? Mach mich schlau. Danke im Voraus
Vielleicht genießen die beiden alten Menschen auch einfach, dass sie zusammen so schön Schweigen können, und dabei jeder seinen eigenen Gedanken nachhängen kann. Das kann sehr verbindend sein. Stichwort: Verständnis und Respekt ohne Worte.
Huch!
Das ist mir ja überhaupt nicht in den Sinn gekommen, aber: Ja, das können auch alte Menschen sein, die sich erst vier Jahre näher kennen. Danke für den Schubser.