Ich kann mich damit abfinden, arrangieren, es paßt ja irgendwie.
Das Jahr gallopiert seinem Ende entgegen, denke ich so bei mir. Ich blätterte heute nicht in meinen Kladden nach weiteren Geschichten, nahm mir aber Zeit zum träumen. Den Träumen der Nacht nachhängend, in denen ich zwischen Bäumen und Moos Dinge sehen durfte. Ja, deren Verwirklichung ist unwahrscheinlich, aber die Vorstellung dessen ist angenehm, anregend, schön. Dann stellte ich fest, wieviel Zeit ich so ergebnislos zugebracht habe, und bin keineswegs erschrocken. Nein. Alles gut so, wie es bis jetzt heute war.
Mein eigenes Tempo einzuhalten, gelingt mir nämlich wieder besser. Ich ließ mich in den vergangenen Monaten sehr oft antreiben – das spürte ich abends und in den Pausen, die ich noch erhaschen konnte. Ich weiß nicht, wie oft ich hier schon über diese Geschwindigkeit jammerte, in der heute alles erledigt werden muß (EPZE-Zahl). Angenehm ist das für mich nicht, es beschert mir Streß der unangenehmen Art. Und das, obwohl ich auch nicht unbedingt reich gesegnet bin mit Geduld!
Was mich immer öfter wundert: Wieso lasse ich mich so derb antreiben, in ein Tempo drängen, in dem ich nicht wirklich adäquat agieren kann, zu viele (Flüchtigkeits-)Fehler mache bzw. geschehen lasse. Letzthin nannte es jemand behäbig, wie ich mich bewegte. Eben in meinem eigenen Tempo, was ich der Person gegenüber auch vorher ankündigte. Behäbig! Pah! (Obwohl: So ganz unrichtig ist dieses Wort dann doch nicht; aber es hat heutzutage ein Geschmäckle.) Als ich Kind war, durften die Menschen meines jetzigen Alters langsamer werden und sein als die Jüngeren. Da störte sich beinahe niemand daran. Und heute? Ich denke nur an die Läden, in denen nach der Kasse kein Platz mehr ist, von dem ich meine Einkäufe in meinen Rucksack packen kann. Oder wenn ich manchmal beim Bezahlen mit Bargeld etwas mehr Zeit brauche als es zum Bezahlen mit Karte brauchen würde. Selbst dann, wenn ich mit dem Fliewatüüt unterwegs bin und mich ziemlich genau an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halte (zulässige Höchstgeschwindigkeit) … In solchen Momente störe ich das allgegenwärtige Schnell-Schnell.
Bald ist die Zeit, in der das Einhalten meines eigenen Tempos, also meine Langsamkeit, als weniger störend empfunden wird von den mich umgebenden Hektikern. Und ich nehme mir schon jetzt vor, im nächsten Jahr zumeist ungehetzt zu bleiben.
Erinnerung des Tages:
Im Einsamen Gehäft konnten mehrere Menschen im jeweils eigenen Tempo leben und kamen doch ganz wunderbar miteinander aus, jedes Mal.
Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.
P.S.: Am 28. September 2025 war ich zufrieden mit den Träumen der Nacht, mit meiner Arschruhe, mit ein paar gescannten Seiten.
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Du sprichst mir aus der Seele! Gerade das Gedrängel auf der Straße und an der Kasse stören mich gewaltig. Leider bin ich noch berufstätig und kann äußeren Zwängen nicht entgehen. Aber bevor ich morgens aus dem Haus gehe, nehme ich mir eine halbe Stunde, die ich „verbummele“, und das tut mir gut.
Viele Grüße
Lin
Ähnlich bei mir: Entweder 2,5 Stunden wachwerden oder 14 min bis runter an die Bushaltestelle (Alarmstart).
Auch als Bürgergeldempfänger kann ich äußeren Zwängen nicht entgehen …
@deremil
Guter Vorsatz 💚
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Hoffe ich auch …