Wenn ich ausreichend Zeit habe, mich mit meinem Denken zu befassen.
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Heute ist Sonntag. Ich habe mir heute am frühen Morgen Zeit genommen. Für mich selbst. Das ist nicht immer so einfach möglich, denn oft lenken mich zu erledigende Dinge ab. Da wartet der Abwasch, da hat sich dort wieder ein Haufen oder eine kleine, zusätzlich Insel des Chaos' irgendwo gebildet – und das muß wieder beseitigt werden. Es liegt meine Kladde mit einer bestimmten Textidee vor mir, ich könnte mich daranmachen und endlich etwas daraus formen. Heute war das alles nicht der Fall, ich hatte Kaffee und mir von Sechs bis Acht Zeit genommen für meine Gedanken. Und ich fühlte mich nicht verpflichtet, auch nur irgendetwas davon zu notieren. (Ich tat es dennoch.)
Es gab eine Anregung dazu, die mich von außen erreichte und die meine Phantasien allgemein und doch besonders in einem ganz bestimmten Bereich meines Lebens betrifft. Es ist keineswegs so, daß die weniger wurden oder ganz versiegten. Doch ich habe weniger davon preisgegeben, nur noch über wenige davon konkret(er) gesprochen und geschrieben. Stimmt, muß ich bestätigen, kann ich nicht leugnen. Und deshalb wollte ich von mir selbst wissen, wieso das ist. Nicht nur als Gefühl, denn ich bin mir sehr sicher gewesen und bin es mir noch, daß es dafür einen sehr konkreten Grund gibt. Was also ist mit meinen Phantasien geschehen? Und was genau führte zu diesen Veränderungen?
Sie haben sich verändert, stellte ich heute früh fest. Sehr verändert sogar. Während es sonst um Szenen, Handlungen, Dialoge ging mit ganz bestimmter, eng begrenzter „Thematik”, mit zeitlicher und rämlicher Begrenzung, umfassen sie heute mehr. Ich stelle mir nicht mehr nur vor, daß ich jeden Tag einen kleineren oder größeren Text verfasse und ver&oum;ffentliche. Jetzt träume ich von einem Dasein als Schreibender, mit allem, was dazugehört: Vertrag, Verlag, Buch (Bücher), Tantiemen, Lesungen – das ganze Paket eben. Es geht nicht mehr nur um ein Funkgerät, ich phantasiere von QSOs und QSLs und Funkaktivitäten an anderen, besonderen Orten. Und: Ich bin nicht satt. Noch lange nicht habe ich mir alle Wünsche erfüllt, noch längst nicht wurden alle Träume wahr. Meine Phantasien wurden nicht komplizierter, nicht detailreicher, nicht konkreter. Sie wurden aber umfassender, integraler ganzheitlicher, und damit unkonkreter, allgemeiner, weitreichender. Sie betreffen nicht mehr nur Szenen und Details, sie betreffen mein (beinahe gesamtes) Leben.
Aus meinen Phantasien erstelle ich heute keine Pläne mehr. Das ging bisher, weil ich gewisse Abläufe für eine kurze Zeit durchaus sehr konkret planen konnte. Nun aber … Ich kann mir noch vornehmen, dem Ganzen eine bestimmte Richtung zu geben und das auch dementsprechend zu beeinflussen versuchen. Eine Erfolgsgarantie, wie ich sie mir in der Vergangenheit einbildete, ist unvorstellbar. Zu gewaltig sind die Unwägbarkeiten, die in den neuen Phantasien enthalten sind. Zu abhängig sind sie von anderen Personen und deren Verhalten. Zu komplex sind die Zusammenhänge, die beachtet werden müßten. Aber schön sind sie noch immer, meine Phantasien; und schön stelle ich mir den Zustand vor, in den ich gerate, wenn sie sich erfüllen, wenn ein Traum wahr wird. Und ich hätte im direkt vorhergehenden Absatz noch mehr Beispiele anführen können – nur wären die von einigen ganz sicher mißverstanden und mißgedeutet worden (oh ja, das geschah meinen Beiträgen schon oft, und wenn ich davon erfuhr oder erfahre, schlage ich immer meine Hände überm Kopf zusammen).
Nachgedacht habe ich, ganz alleine. Intensiv. Über ein einziges Thema: über meine Phantasien. Ja, ich konnte mir klarwerden über eine Veränderung und deren Gründe; und nicht alles davon habe ich hier ausgebreitet, wozu auch. Wer konkretere Informationen haben möchte, kann in einem Kommentar nachfragen (bei entsprechender Kennzeichnung schalte ich den dann auch nicht frei) und erhält Antwort von mir, vielleicht in einem Kommentar, vielleicht per eMail. Je nachdem, was möglich und angebracht ist.
Vielleicht befaßt ich euch auch einmal mehr mit euren Phantasien und all ihrem Drum und dran. Habt Spaß dabei.
Erinnerung des Tages:
Für einige Jahre hatte ich jeden Sonntag einen festen Termin: Im Kirchenchor sang ich (Bariton, zum Tenor hochgestuft) zu den Gottesdiensten; und an anderen Tagen auch zu Begräbnissen, Hochzeiten, Taufen usw.
Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.
P.S.: Zufrieden war ich am 10. November 2024 mit den Gedanken des Morgens, mit zeitig gepacktem Krempel, mit der Zeit in der eigenen Badewanne.
© 2024 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Ja, tu ich auch. Ich versuche aber, sie nicht ausufern zu lassen und die Bodenhaftung nicht zu verlieren dadurch, dass ich sie ganz konkret an Handlungsschritte binde. Planung ist das nicht, ich schaue nur drauf, ob und wie das, was ich tue und das, was ich als größere Idee in mir trage, zusammenpassen
Verliere sie nur nicht, deine Phantasien, egal ob sie klein oder sehr komplex sind. Für mich muss ich gestehen, dass meine sich verflüchtigen. Mit dem Älterwerden begriff auch mein allertiefstes Ich, dass die Phantasien, die durchaus mit etwas Anstrengung realisierbar gewesen wären, zu Träumen wurden, die nach und nach verblassten. In nächtlichen Träumen tauchen sie manchmal noch auf, dann erlebe ich sie, die Phantasien von früher. Aber auch das wird weniger und das Erwachen ist selten befriedigend.
Ich verliere mich auch heute noch häufig in Phantasien. Sie es, um mich zu trösten oder auch um mich zu schrecken.
Zu oft will ich aus diesen Phantasien viel zu schnell Realität werden lassen, auch wenn das – falls es überhaupt möglich ist – seine Zeit brauchen würde.
Inzwischen erkenne ich das aber immer besser und kann die Phantasie einfach Phantasie sein lassen.
Gerne würde ich erfahren, um welches Thema es sich bei Dir handelt(e).