297–2024: Angestrengtheit

Alltag – anders als alltäglich üblich.

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In der Nacht war ich von Zwei bis kurz vor Vier wach, hatte sogar noch einen Kaffee aus der Thermoskanne, frisch mikrogewellt. Ich konnte die Zeit nutzen und ein paar Dinge festhalten, die mir zur Zeit aus Gründen im Kopf umherspuken. Und ja, die haben das Potential, mein Leben ziemlich komplett umzukrempeln. Hm, erschwert wird alles dadurch, daß nicht (nur) ich verantwortlich dafür bin und mir allein nur wenig zu verändern möglich ist. Ich weiß, niemand soll sich von einer anderen Person oder den Umständen so abhängig machen – aber wenn wir alle einmal ganz ehrlich sind: Irgendetwas oder irgendwen gibt es doch (und seien es nur Medi­ka­mente oder der das Haustier versorgende Nachbar). Danach schlief ich bis halb Sieben. Meine Nacht wich also vom jetzt üblichen Muster (Schlaf von 22 Uhr bis etwa 5.30 Uhr, ohne Wecker) erheblich ab, was ein Zeichen für das ist, was ich heute Nacht als mentale Angestrengtheit bezeichnete.

Ich schrieb in der Nacht mit blauer Tinte (Zeichen für: nicht veröffentlichen, weiter­denken). Rote Schrift kennzeichnet Schweinkram. Und in grüner Schrift halte ich meine Alltagsangelegenheiten fest (zu merkende Termine, Adressen, Einkaufslisten usw.). Tagebuch und Blogtexte werden schwarz geschrieben. Ich habe das in der aktuellen Kladde bisher sehr gut durchgehalten und kann dennoch nichts davon herzeigen, weil ich bunt zumeist lateinische Buchstaben nutze.

Langsam gewöhne ich mich daran, auch Vireoanrufe zu führen, und ja, dazu ziehe ich mich i. d. R. sogar an. Der halbstündige Videoanruf läßt mich lächeln und beruhigt mich etwas. Dennoch möchte ich am Rechner (oder an anderen Endgeräten) keine Videokonferenzen führen und mich daran auch nicht beteiligen.

Zur Mittagszeit setze ich mich hin und lese das Blaue und schreibe noch einige Anmerkungen und Einfügungen dazu. Seltsam, wie leicht mir das fällt. So richtig im Klaren bin ich mir in noch keinem der festgehaltenen Punkte. Das wundert mich nicht, schließlich sind die Folgen dessen, über was ich da nachdenke, bei Umsetzung enorm. Zum Beispiel geht es um meinen Umgang mit anderen Menschen, konkret um Kontaktabbruch; das will wirklich gut überlegt sein. Und weil das auch etwas Emotionales ist, fällt eine Entscheidung doppelt so schwer.

Den Rest des Tages bin ich wider Erwarten nicht müde, nicht schläfrig. Ich erledige Haushaltsdinge, ziemlich viele sogar, sortiere im Kühlschrank herum. Ich kommuni­ziere viel, phantasiere und plane ins Blaue hinein. Schreibe noch etwas Kurzes mit dem roten Stift. Bringe wieder Bücher weg. Mein Vorhaben, heute einen weiteren weihnachtlichen Text zu schreiben, setze ich nicht um. Aber es riecht hier nach Weihrauchkerzchen. Auch am Abend noch, als ich Notizen zum Tag mit schwarzer Tinte festhalte und diesen Text hier verfasse. Dazu trinke ich Tee, der nach Weihnachten schmeckt.

Ich weiß nicht, was heute draußen in der Welt passierte. Und ich bin damit im Reinen, mit meinem ganzen Tag, der schon um zwei Uhr in der Nacht begann. Ängste und Sorgen sind noch lange nicht weg; aber ich kann in meinen Notizen einmal mehr immer wieder von den Hoffnungen lesen, die ich habe. Trotz aller mentalen Angestrengtheit.

 

Heute weggegeben bzw. entsorgt:
Altpapier, Gelber Sack, Altglas gab ich in die passenden Container, und 42 Bücher brachte ich zum Öffentlichen Bücherschrank. #publiclibrary

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 23. Oktober 2024 mit dem Wachsein mitten in der Nacht, mit all den geschafften Dingen, mit meiner Zufriedenheit.

© 2024 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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5 Antworten zu 297–2024: Angestrengtheit

  1. Elvira Volckmann sagt:

    Wenn ich noch schreiben könnte, also mit der Hand und mehr als die Adresse auf einen Briefumschlag oder zwei, drei Sätze auf einer Grußkarte, würde ich dein System sofort übernehmen. Was musste ich früher lange in meiner (ja, nur einer) Kladde suchen, bis ich wiederfand, was mir vor einer Zeit X durch den Kopf ging. Jetzt fällt mir selbst das Tippen auf der Tastatur schwer.

    • Der Emil sagt:

      Manchmal ändert sich die Schriftfarbe mitten im Text, und dann mache ich dicke Striche an den Rand … Aber das kennzeichnet ja nur grob das Themengebiet, suchen muß ich nämlich trotzdem.

      Nicht mehr schreiben zu können ist eine mir Angst machende Veränderung: Ich hoffe, das kann ich noch lange hinauszögern (trotz erblicher Vorbelastung).

      • Elvira Volckmann sagt:

        Ich hoffe, dass ich wenigstens bald wieder in die Tastatur hauen kann. Und ja, deine Sorge kann ich gut verstehen!

  2. Sonja sagt:

    Das das noch lange, lange möglich ist, das wünsche ich dir auch, ist es doch ein wichtiges Lebenselixier!

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