Es mag manchem kitschig erscheinen, das echte Leben.
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Ich sitze am Fenster, schaue dem Regen zu und trinke meinen Weihnachtstee. Mitten im Sommer. Der Geschmack macht mir ein Wohlgefühl, läßt meine Gedanken zur Ruhe kommen; mir ist fast ein wenig besinnlich.
Landregen heißt das, was ich vorm Fenster sehe. Landregen mit kleinen, sanften Tropfen (ich stelle sie mir jedenfalls sanft vor). Er hüllt alles ein in seine Feuchtigkeit, erfrischt mit der Nässe die fast ausgetrocknete Wiese vorm Haus. Schon jetzt scheinen die Blätter der Bäume grüner zu sein als vor dem Regen. Vielleicht ist von ihnen nur der Staub abgewaschen, das Graue heruntergespült? Ich weiß es nicht. Der Tee ist längst nicht mehr heiß, doch ich mag den Geschmack auch, wenn er kalt ist. Der Regen. Daß ich einmal mich in dieses schlechte Wetter – denn Regen ist doch schlechtes Wetter, oder – hineinträumen würde, konnte ich mir nie vorstellen. Aber heute …
Es liegt an ihm, an mir, an uns. An dem, was nach nur wenigen Sekunden Gewißheit war und ist. Diese Augen und diesen Blick werde ich nicht vergessen. Tief, grau, gierig, unwahrscheinlich aufmerksam. Es ist das, was uns guttut, es ist das, was uns manchmal unsere Umgebung vergessen und in den Augen des Gegenüber versinken läßt. Was uns reden und schweigen macht. Es ist, was uns einhüllt wie dieser Regen da draußen die Landschaft einhüllt: sanft, wohltuend, reinigend, erfrischend, immer wieder Neues zutage fördernd. Eine Art der Liebe, die ich bis dahin nicht kannte. Er liebt mich bedingungslos. Ich liebe ihn bedingungslos. Frei von Ansprüchen, ja, wirklich, das gibt es.
Die Tür geht. Ich höre, wie er den Regenschirm ins Bad stellt, wie er die nassen Sachen auszieht und sie irgendwo zum Trocknen ausbreitet, wahrscheinlich auch im Bad und in der Küche. Dann steht er hinter mir, seine Hand liegt auf meiner Schulter. Und ich lehne meinen Kopf an seinen nackten Körper, löse meinen Blick vom Landregen und tauche ein in das Wir, in das Uns, in das, was wir vor dreizehn Jahren begannen.
Erinnerung des Tages:
Um Ideen zu finden, las ich meinen ersten Adventskalender von 2010 und geriet ins Träumen.
Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.
P.S.: Zufrieden war ich am 25. August 2024 mit meinen uralten Texten, mit einigen zum Weggeben bereitgestellten Dingen, mit der vergehenden Zeit (aus Gründen).
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Wenn es doch mal wieder einen ruhigen Landregen geben würde. Dann müsste ich nicht die Gießkanne auf den Schoß nehmen und mit dem Rolli zu meinen Büschen rollen.
Es hat hier seit Wochen nicht geregnet, während es anderswo die Autos von der Straße gespült hat.