Daß ich einen aufgegebenen Plan einmal positiv bewerte …
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Für heute hatte ich mir einiges vorgenommen. Es standen einige Punkte auf einem Zettel, den ich auf dem Tisch liegen hatte. Aber dann … Dann saß ich am Fenster, sah mir die schneebedeckte Gegend vor meinem Fenster an und beobachtet die wenigen Schneeflocken, die fielen. Ich weiß nicht, ob es überhaupt einmal aufhörte. Und ich gestehe: Endlich ist da draußen das Wetter, das ich mir für den ganzen Winter erhofft hatte. Es ist weiß, kalt, still, und hell ist die Welt. Ja, ich weiß auch, daß es schon Zeit wäre für den Frühling, daß die Zugvögel schon wieder hier sind, daß die Pflanzen schon mit dem Austrieb begonnen haben und auch schon Hummeln unterwegs waren. Aber auch der Winter war – nun, zumindest hier nicht so, wie er meiner Meinung nach sein sollte oder kann.
Ich tat heute nichts außer sitzen und schauen und atmen und schauen. Nun, beinahe nichts. Denn ich hatte ein Früchstück mit Pflaumenmustoast zum Kaffee. Ich kochte mir ein spätes Mittagessen und war dann alleine im Wald vor der Haustür. Eine Stunde ging ich durch Kälte und Schnee, ohne einem anderen Menschen zu begegnen. Diese Stille. Diese unberührte Schneedecke. Spurenlos. Wenn ich von einzelnen Fährten, Vogelspuren einmal abgesehen. Auch in dieser einen Stunde tat ich nichts außer gehen und atmen und sehen. Kein Telefon, nur ganz wenig Internet, keine Kamera. Den Winter wirken lassen, solange ich die Zeit dafür habe und die Gelegenheit dazu. Und ganz viel von der Ruhe in mich aufnehmen, soviel ich kann, für Zeiten, in denen sie mir fehlen wird.
Ich tat heute nichts. Nichts außer atmen und sehen und – wie soll ich das nennen? Müßiggang vielleicht. Ja, Müßiggang. Jedenfalls heute, solange ich konnte, ich es ausgehalten habe. (Und es war schwer auszuhalten, ohne gleich wieder an die Depression zu denken, gleich wieder Angst zu haben vor dem Sturz in das schwarze Loch.)
Jetzt am Abend bin ich gut beschäftigt mit dem Radio. Das zeigt, daß ich genügend Kraft habe und genügend Interesse am Leben draußen. Und ich werde alles dafür tun, daß es so bleibt. Ich habe Pläne für dieses Jahr, die ich nicht so leicht aufgeben werde wie den Plan für heute. Und auch, wenn etwas Geplantes nicht erledigt zu haben früher immer unangenehm war (sogar dem Versagen nahe oder gleich), heute fühlte es sich gut an, einfach nichts getan zu haben.
Ich schleiche mich davon und sage Danke für’s Lesen.
P.S.: Positiv am 17.03.2018 waren bisher Nichtstun oder Müßiggang, eine Stunde Schneegeruch und winterlich kalte Ruhe, Kartoffelbrei mit viel gebratener Zwiebel und Jagdwurst.
Die Tageskarte für morgen ist III – Die Herrscherin.
© 2018 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Wie schön, Emil. Mal nichts tun hört sich gut an.
Ich habe immer ein schlechtes Gewissen wenn ich mal nichts tue und kann es auch nicht lange aushalten.
Ein schlechtes Gewissen musst du deswegen nicht haben…
Ich weiß, ich kann es allerdings nicht abschalten.
Musst du ja auch nicht…
Da hilft nur üben. Oder mit dem älter werden wird man ruhiger. 😉
Ich denke beides passiert – as time goes by – so oder so… :star:
Da könntest du recht haben.
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag.
LG, Nati
Einen solchen wünsche ich dir auch…
Liebe Frühlingsgrüße vom Lu
Dankeschön, Lu.
Auf den Frühling warten wir noch. 🌷
🌰 🐿
Oh, du hast heute sehr viel getan! Du bist deiner inneren Stimme gefolgt, hast dir was gegönnt, genossen, aufgetankt, gestaunt, dich deinen Sinneswahrnehmungen hingegeben, und viele Leute durch deinen Text an diesem tollen Tag teilhaben lassen (um den ich dich beneide). Und stell dir mal vor du hättest diese Punkte alle auf deiner To-Do-Liste gehabt 🙂
Psssst! Das hab ich ja auch gesehen, und deshalb war das Nichteinhalten des vorgesehenen Planes kein Problem 😉
Ich komme gerade von einem nächtlichen Schneespaziergang zurück. Habe heute keine Nachrichten gehört und gelesen und war ehrlich überrascht. Der Schnee macht die Nacht so warm-hell und es knirscht so toll unter den Schuhen!
Ohne deinen Text hätte ich mich glaub ich nicht mehr aufgerafft – danke!
Oh. Das ist eines der schönsten Komplimente, die ich je zu einem Text gelesen habe. Vielen Dank!
Wirklich vielen, vielen Dank!
So viel Nichts war das doch gar nicht?
Sich selbst Gutes zu tun, indem man Mahlzeiten zubereitet statt bloss Tüten aufzureissen, ist wichtig, hinauszugehen und Teil der Welt zu sein, ist ein Beitrag, der sich in vollem Umfang der eigenen Beurteilung entziehen mag – vielleicht warst du für etwas, für jemanden zur rechten Zeit am rechten Ort und somit besser als im Bett, und wenn abends noch das Radio dazukommt, addiert sich sogar noch ein Faktor dazu, der von anderen wahrgenommen wird: das klassische Bewertungskriterium ist also auch abgedeckt.
Um den Blick darauf zu verändern, stell dir die Szenerien, die du allein verbracht hast, mal anders vor: jemand Fremdes würde für dich das Essen bereiten – er würde dafür bezahlt. Jemand würde dich als „Personal Trainer“ in den Wald begleiten – er würde eine Rechnung stellen. Keiner der beiden wäre ein Müssiggänger, nicht wahr? Wieso solltest du dich dann selbst dafür weniger gut fühlen?
Genau deshalb, weil ich eben gesehen habe, daß ich doch viel getan habe, war es ja auch kein Problem. Da muß ich nichtmal an die Bezahlerei denken, denn auch ohne bezahlt zu werden, ist der Mensch tätig …
Eben.
Feiner Text ❄❄❄
Wie schön! Es ist nichts schwieriger als nichts zu tun in unserer so umtriebigen Welt! Liebe Grüße, Christine
Naja, nichts zu schaffen ist doch einfach …
Aber bewußt „Nichts“ zu tun ist für mich recht schwierig.
😊👍🏻
War das diesen Winter der erste Schnee in Halle?
(Bei uns hats diesen Winter oft geschneit, diesmal allerdings nur „gepudert“, zum Glück.)
Nein, es gab vor zwei oder drei Wochen schonmal einen Tag Schnee (in diesem Jahr); diesmal liegt er aber schon den dritten Tag.
Du zeigst es: auch Müßiggang will gelernt sein!