Ultreïa! Tag Null.
Die ruhig verlaufende Anreise endete kurz vor 17 Uhr in der Pilgerherberge in Görlitz. Uff. Mir wurde alles gezeigt, ein Schlüssel gegeben, Einkaufsmöglichkeiten genannt – ich war glücklich, angekommen zu sein.
Allerdings verwunderte mich der so garnicht oberlausitzerisch klingende Ton der Gastgeberin. Und neugierig, wie ich bin, fragte ich, woher sie denn käme.
Dann war ich platt. Echt überrascht. Denn sie und ihr Mann stammten aus einem Nachbardorf des Heimatdorfes. Aus dem Nest, in dem ich auch mal als Wirt eines Gartenheimen nebenher arbeitete! Sie kannten sogar meine Verwandtschaft, die dort lebte! Und Leute aus meinem Heimatdorf! Hallo? In Görlitz? Die Menschen in der von mir als einzige kontaktierten Pilgerherberge sind waschechte, geborene Erzgebiger, mit denen eine Pilgerin und ich am Abend lange draußen in ihrem wunderschönen, aber heftig vermückten Paradiesgarten saßen und redeten.
Un mir sein eitel wieder nei’s Aarzgebirgische gefalln, die Wirtsleit un iech. Is schu raacht wunnerlich, dos enn de Mundart aus Kinnerzeiten esu lan ahhängt.
Und wir sind immer wieder in’s Erzgebirgische gefallen, die Wirtsleute und ich. Es ist schon verwunderlich, das einem die Mundart aus Kinderzeiten so lange anhängt.
Seltsam, daß ich weggehen muß, um mehr Kontakt mit meiner Heimat zu bekommenn …
Der Verfasser des Blogs pilgert weiter und dankt für’s Lesen.
P.S.: Die Strecke am 1. August 2016: Vom Görlitzer Bahnhof zur Herberge, vom Jetzt in die Vergangenheit und zurück.
Positiv war meine Gelassenheit und die Überraschung.
© 2016 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
das klingt sehr wohl. 🙂 so fühlst du dich gleich am ersten tag auf deinem weg ein bißchen zu hause.
Es sind wohl solche Begegnungen, die eine Reise ausmachen. Ich glaube, ich war in einer anderen Herberge, als ich in Görlitz war. Ich bin schon sehr gespannt, wie es bei Dir weitergeht. Weiterhin eine gute Reise mit vielen schönen Begegnungen.
Dass das für dich sooo ungewöhnlich ist, „Landsleute“ zu finden, wundert mich ein wenig. [Weil: In der Schweiz gibt’s irgendwie überall welche von meiner Gegend.]
Wie auch immer: Es hat dir wohl getan und das ist doch toll!
Naja, aus dem Nachbardorf. Schon erstaunlich.
Auf einer stylischen Nordseeinsel traf ich im Ferienhaus gegenüber einen aus meinem Geburtstort, den sonst kein Mensch kennt. Der wollte aber nicht mit mir reden, war sehr kurz angebunden – um so toller ist das mit Deinen klasse Erfahrungen! Warme Gedanken meinerseits gehen mit Dir auf die Reise!
Mir scheint, dass solche Erlebnisse echten Pilgerern einfach geschehen müssen. Ich wünsche dir weiterhin viele angenehme Überraschungen, nette Begegnungen und freue mich wirklich sehr auf deine Berichte!
Liebe Grüße,
Elvira