Sendungsvorbereitung (#102)

Jeder Künstler muß verrückt sein.
Nur Verrückte können Kunst.

To get a Google translation use this link.

Die Ideenfindung geht manchmal seltsame Wege. Vor einiger Zeit las ich einen Artikel im «Freitag»:

 
Krank = genial = Künstler

Aus den Tiefen des Unbewußten: Mit der Rückkehr der Biografie erlebt auch die Legende vom kranken Genie eine Renaissance

Das Genie an sich ist eine faszinierende Erscheinung. Nicht recht greifbar, manchmal nahe dem Wahnsinn zeigt es dem “Normalen”, was es neben seiner schnöden Wirklichkeit noch gibt. Kunst zum Beispiel, die verwirrt, begeistert, ratlos macht und gleichzeitig in ihren Bann zieht. [ … ]

Ob es Obsessionen sind, die die Künstler antreiben oder doch vor allem Kalkül, ist in der zeitgenössischen Kunst noch schwer zu sagen. Auffällig ist jedoch, dass momentan besonders der Künstler beachtet wird, dessen Kunst aus den Tiefen des Künstlergenies zu kommen scheint. Eine Kunst, die auf das Unbewußte auch des Betrachters zielt: Die assoziativ mäandernden, düster grummelnden Installationen von Jonathan Meese ebenso wie die Rätselbilder des Leipziger Malers Neo Rauch, die wilden Installationen von John Bock oder die geheimnisvoll-perfekten Fotoinszenierungen von Gregory Crewdson. Ganz zu schweigen von der Lust des Rheydter Künstlers Gregor Schneider, Räume in Räume zu bauen und Urängste des Betrachters von Eingeschlossensein und Orientierungslosigkeit heraufzubeschwören.

Die Zeit, in der Künstlersein und Krankheit gleichgesetzt wurden, wenn auch nur in Form von Überempfindlichkeit, ist zwar noch nicht wieder gekommen. [ … ]

Uta Baier in ihrem Artikel unter http://www.derfreitag.de.
 
 

 

Wenn ich einmal absehe von van Gogh und anderen Großen Künstlern, denen (im Nachhinein) eine psychische Erkrankung zugeschrieben wurde / wird, und deren gewaltiges Schaffen im Nachhinein aus eben dieser Erkrankung heraus begründet und erklärt wird: Wie ist das heutzutage? Wie ist das bei den «Kleinkunstschaffenden» und nicht ganz so berühmten, gar bei sich vielleicht nur selbst so nennenden Künstlern?

Ist vielleicht die gnadenlose Selbstüberschätzung, mit denen so viele Menschen die Castingshows stürmen, schon ein Symptom einer gestörten, einer kranken Psyche? Mangelnde Selbstreflektion, (krankhaft) übersteigertes Selbstwertgefühl, Narzißmus, Exhibitionismus, eine gute Portion Masochismus – all das auf einmal … Wie ist das wirklich, wie ist das bei «normalen Künstlern» und bei Künstlern, bevor sie «vermarktet» werden? Wie ist es bei mir?

Lange, nämlich vier Wochen, gärte dieses Thema in mir. Es war «noch nicht reif» für eine Entäußerung meiner eigenen Gedanken dazu. Und nun? Nun habe ich diese beiden Sätze der Überschrift gestern als Thema einer Radiosendung vorgeschlagen.

Mir – nein, uns fielen auch sofort genügend Menschen ein, die sich zum Thema äußern könnten: Allesamt kreative Kunstschaffende aus dieser Stadt. Eine zeichnende und Straßenmusik/Straßenkunst machende Frau, ein (Laien-) Schauspieler, ein Profimusiker und Bandleader, ein Pianist und Sänger, ein Maler und Grafiker und Performer, ein Fotograf, eine Feuerkünstlerin, ein Schriftsteller, mindestens ein Blogkünstler.

Wir drei, die wir die Sendung gestalten, sind da schon mit dabei. (Ich gestehe: ich selbst bezeichne mich tatsächlich als Künstler.)

Nun heißt es nachfragen, ob die gewünschten Gäste im Radio über das Thema («Jeder Künstler muß verrückt sein. Nur Verrückte können Kunst.») zu sprechen bereit sind. Über ihr Ver-Rückt-Sein und dessen Beitrag zur Kunst. Wir sind ziemlich hoffnungsvoll, daß fast alle vorgesehenen und gewünschten Gäste zusagen.

Falls sich aber auch hier jemand dazu bereitfinden sollte: Nur zu, per Kommentar einfach das Interesse bekunden (und drunterschreiben, wenn der ggf. nicht veröffentlicht werden soll) – per Mail läßt sich alles weitere klären.

Uff. Meine drei Anfragen sind gleich unterwegs.

Der Verfasser des Blogs schleicht davon und dankt für’s Lesen.

P.S.: Positiv am 10. April 2012 war die schnelle Sendungsplanung (einschließlich Fragen- und Gästekatalog).

© 2012 – Der Emil. Eigene Texte & Bilder stehen unter der Creative Commons 3.0 Unported Lizenz
CC by-nc-nd Website (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können in meinem Blog erfragt werden.

102 / 366 – One post a day 2012 (WP-count: 624 words)

Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
Dieser Beitrag wurde unter Gedachtes, One Post a Day, postaday2012 #oneaday abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

0 Antworten zu Sendungsvorbereitung (#102)

  1. Follygirl sagt:

    Auf die Sendung bin ich gespannt, vielleicht kannst Du dann mal schreiben WO man sie anhören kann?
    LG, Petra

  2. Sehr geil, Emil, und du hast wohl recht. 😉 lacht das Steff

    • der_emil sagt:

      Womit, Stefff, womit?

      • lieber emil, sich gedanken darüber zu machen, ob künstler wirklich verrückt sein müssen um kunst zu machen natürlich. ich …. weiss es selber nicht. denn es gibt künstler, berühmte künstler die bestimmt nicht verrückt sind. tja und was ist schon verrückt. ich zum beispiel finde mich tooooootaaal normal. vielleicht etwas zu sensibel. aber meine mitmenschen finden mich voll verrückt. lach. also sehr spannend deine gedanken.
        dann gibt es bestimmt auch wirklich irre künstler. lach. liebe grüsse emil, die steff

  3. nextkabinett sagt:

    Ich könnte dazu eine ganze Menge sagen, denn philosophische Ästhetik ist mein Spezialgebiet. Indes – nachdem mein sachlich und entschiedener Beitrag am Karfreitag schon „aggressiv“ anmutete, ziehe ich mich bei dieser Frage, bei der ich noch sachlicher und entschiedener argumentieren würde, aus dem Kreis der Diskutanten zurück, denn ich habe jetzt erstmal Osterferien. Danach lese ich, was die anderen zu sagen haben. Ich bin schon auf eine lebhafte und konstruktive Diskussion gespannt.
    LG, Renate

    • der_emil sagt:

      Agressiv? Nein, entschieden, aber nicht aggressiv (jedenfalls mein Eindruck).

      Und im Radio wollen wir keine philosophische Grundsatzdiskussion machen, sondern ganz konkret über des Künstlers Selbsverständnis und den Beitrag seines Ver-Rückt-Seins daran und am künstlerischen Schaffen reden …

      Ich wünsche Dir wundervoll entspannende Ferien.

  4. Mia sagt:

    Tja, was mit der Vernunft nicht greifbar ist gerät schnell mal ins ver-rückte Abseits. Allerdings könnten das die Künstler auch von der anderen Perspektive her behaupten. Sind wir doch viel mehr im Ausdruck unserer Gefühle lebendig und benutzen zudem auch noch unseren Verstand. Betrachtet man den Mond von der Sonnenseite her wo liegt dann die Erde? Davor oder dahinter? Es kommt eben immer auf die Perspektive an. Wünsche viel Anregung für die Sendung.

    • der_emil sagt:

      Hochinteressant, Dein Beispiel:

      «Betrachtet man den Mond von der Sonnenseite her wo liegt dann die Erde? Davor oder dahinter? Es kommt eben immer auf die Perspektive an.»

      Denn genau dabei z. B. kommte es nicht nur auf die Perspektive, sondern auch auf den Zeitpunkt der Betrachtung an … Manchmal liegt die Erde auch ganz schön daneben 😉

  5. Rana sagt:

    Ver – rückt, einfach ein Stück weiter gerückt? Was heißt eigentlich „verrückt“? Anders sein? Ist „verrückt “ etwas Gutes oder nicht?= Fragen über Fragen… bin schon gespannt auf die Sendung! LG von Rana

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert