Früher und heute: Ich habe den Vergleich.
Als Kind waren die Dorffeste große Ereignisse: Walpurgis, Kirchweih (ohne Rummel, wurde in den Familien gefeiert und Kirmes genannt), Feuerwehrfest – und fast jeder Polterabend gehörte auch dazu. Immer trafen sich Menschen aus dem ganzen Dorf, die aus dem Oberdorf und aus dem Niederdorf, die vom Gemeindeberg, die Nachbarn, die bucklige Verwandtschaft: alle kamen zusammen, nicht immer am gleichen und auch nicht immer nur an einem Ort. Ich erinnere mich an Walpurgisnächte, an denen im Dorf mehr als ein Dutzend Feuer brannten. Und der Polterabend der Ratskellertochter ist noch heute Legende …
Irgendwer hatte immer irgendetwas Eßbares dabei, andere brachten Getränke, und selbst für die Kinder gab es Mirinda oder Mandora. Die Erwachsenen begnügten sich mit Bier oder Lindenblättrigem, seltener Sekt. Ja, zu DDR-Zeiten wurde oft auch Hochprozentiges getrunken; aber ich kann mich nicht daran erinnern, daß ich jemals eine Schnapsleiche gesehen hätte auf den Dorffesten. Und damals waren das Essen und Trinken und anderer Konsum nicht das Wichtigste bei all den Veranstaltungen: Das Dorf (bzw. seine Bewohner, auch ehemalige Bewohner) traf sich und man hatte Spaß miteinander. Da sah ich als Zwölfjähriger zum Beispiel etwas, das 1975 eigentlich kein Kind hätte sehen dürfen (später wurde das etwas, das ich liebend gerne genieße). Naja, der Spaß wurde eben oft auch körperlich.
Jetzt am Wochenende waren die Vereine des 1060jährigen Dorfes präsent. In einem ziemlich großen Festzelt spielte sich das Hauptgeschehen ab. Am meisten Betrieb war draußen immer dort, wo es Spaß für die Kinder gab (also auch am Waffenstäder unseres Vereines). Und auch am späten Abend war es friedlich und freundlich. Es war niemand so betrunken, daß sie oder er ausfällig geworden wäRe. Selbst die anwesende Dorfjugebd schlug nicht über die Strenge.
Fazit: Echte Dorffeste sind heute noch ebenso dörflich wie früher und wesentlich entspannter als die größeren Stadtfeste, die ich in den letzten Jahren erlebte. Ein Hoch auf das echte Dorfleben.
Erinnerung des Tages:
Ach ja – diese Abende am Walpurgisfeuer, in dem (ganz früher) auch noch Autoreifen verbrannt wurden …
Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.
P.S.: Am 24. August 2025 war ich zufrieden mit dem langsamen Erwachen im Zelt, mit interessanten Gesprächen und Witzen, mit der Heimfahrt.
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@deremil
Ich habe es direkt vor Augen.
Ähnliches habe ich auch dieses Jahr wieder erlebt zum Badfest im #Nimmerempfangsland
Und genau das hab ich genossen – wenn auch nur als Zuschauerin
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Dorf eben, Dorf im besten Sinne. Solidarität, Zusammenhalt, Tratsch.
So gesehen war ich gestern und heute auch nur Zuschauer, Beobachter.
Witzig aber, was einem die Leute so erzählen …
@deremil
Naja- meist gehörte Aussage bei mir, "darfst nicht alles glauben, was im Internet steht" aka Zeitung, aka Fernsehen 😊
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Es war eher der (halb private) Dorftratsch, der mich zum Nachdenken brachte …