200–2024: Zeitzeichen

Piep-piep-piep-piep-piep-piep-piiiiiiiiiieeeeeeep.

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Erinnert ihr euch noch daran? Damals, im Radio oder im Fernsehen immer vor den Nach­richten? An das Piepen?

Ich habe dann heute beim Deutschlandfunk bewußt hören müssen, ob es das noch immer gibt. Ja, dort wird noch eines gesendet. Es verschwindet zwar teilweise in anderen Audioeffekten, doch die letzten vier Töne sind gut erkennbar. Allerdings … Naja, DAB+ oder Stream über das Internet zeigen, daß Zeit vergeht bei der Über­tragung jeglicher Signale, daß digitale Signalverarbeitung und -übertragung sogar mehr Zeit brauchen als analoge Verfahren. Meiner (unwesentlichen) Meinung nach ist das Zeitsignal des Zeitzeichens auf UKW noch immer das exakteste hörbare.

Natürlich, heute gibt es Funkuhren, die sich das Zeitsignal selbst holen, nein, die das Zeitsignal von einem Zeitzeichensender auf Langwelle empfangen. Darum muß heute niemand mehr auf das Zeitzeichen im Radio warten, um seine Armbanduhr exakt zu stellen; schließlich hat ja wohl jeder Haushalt mindestens eine Funkuhr. Nicht wahr? Trotzdem würde ich das Zeitzeichen vermissen, glaube ich, auch wenn ich es meist nicht bewußt wahrnehme. Man könnte es sicherlich ohne Probleme abschaffen, das Zeitzeichen in Radio und Fernsehen. Aber das muß nicht sein – manches darf, obwohl technisch überholt, gerne weiterexistieren, einfach weil es so schön altmodisch ist und klingt. Würde außer mir jemand das Zeitzeichen vermissen, würde sein vollständiges Verschwinden überhaupt auffallen, bemerkt werden?

Der Wikipediaartikel zum Zeitzeichen hat meine Meinung zur Auswirkung der Digi­ta­li­sierung bestätigt: Digital ist – weiß Knöppchen – bei weitem nicht immer genauer und besser als altmodisch analog … Ich werde wahrscheinlich, hoffentlich meine Ohren wieder spitzen vor den Nachrichten. Es ist übrigens auch für mich immer wieder überraschend, womit sich mein Hirn und womit ich mich so Tag für Tag beschäftige.

 

Erinnerung des Tages:
Bei der NVA erlebte ich tatsächlich noch den Befehl: „Uhrenvergleich!”

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 18. Juli 2024 mit erledigtem Kleinkram im Haushalt, mit der gefütterten Phantasie, mit etwa 20 im Altpapier entsorgten leeren Kartons.

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Über Der Emil

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10 Antworten zu 200–2024: Zeitzeichen

  1. Elvira Volckmann sagt:

    Hach, Zeitzeichen, tatsächlich habe ich es vergessen. Ich lebe ohne Uhr, obwohl ich früher mehrere besaß, sie waren aber eher Schmuck. Heute lese ich die Zeit, so ich sie unbedingt wissen muss, vom Smartphone ab. Aber vor ein paar Tagen sprach mein Mann über die Zeit, als im Fernseher zum Sendeschluss die Nationalhymne intoniert wurde und über das Testbild. Alles Vergangenheit, der ich nicht nachtrauere. Selbst im Radio ist nicht mehr darauf Verlass, dass die Nachrichten pünktlich zur vollen oder halben Stunde gesendet werden (je nach Sender). Es ist so vieles so beliebig geworden. An das Zeitzeichen erinnere ich mich allerdings noch genau. Danach wurde die Uhr gestellt. Vergessen habe ich es, bis heute, dennoch.

    • Der Emil sagt:

      Sendeschluß gab es in der ARD bis 1995 und beim ZDF bis 1996. Das ist wirklich lange her …

      Ich hörte heute in einem Radiomitschnitt von 1982 ein Zeitzeichen, das war die Anregung zu diesem Beitrag.

  2. Pit sagt:

    Dieser Blogpost, lieber Emil, erinnert mich an den in nautischen Kreisen wohlbekannten Weckerton von Norddeich Radio dem Aussenden des Seewetterberichts. Diesem Ton, der mir aus meinen Seglertagen noch in Erinnerung ist, vermisse ich mit Wehmut, auch wenn ich jetzt nicht mehr segele. Wenn wir dieses Signal [https://www.intervalsignals.org/pausenzeichen/detail.php?Audio=daj_pz], haben wir immer gespannt zugehoert. Leider hat im Zuge der Digitalisierung und der modernen (Satelliten)kommunikation Norddeich Radio am 31.12.1998 den Betrieb eingestellt.

  3. Wolfgang sagt:

    Ja, das habe ich auch immer gehört, Norddeichradio auch im 40 m Band. Heute ist wirklich alles beliebig. Aber weil ich italienisch lerne, höre ich über Internet Radio auch rai3. Da gibt es zu jeder vollen und halben Stunde ein Zeitzeichen gefolgt von der angsesagtem Stunde.

  4. Gudrun sagt:

    Daran kann ich mich noch gut erinnern. Und meine Mutter überprüfte regelmäßig, ob die Uhren richtig gehen. Nach dem Wetterbericht kamen dann immer folgende Ansagen: „ Abschließend die Wasserstände und Tauchtiefen: … Frankfurt/Oder 112 plus 5, Glugow 275 plus drei, Eisenhüttenstatt 237 plus drei …“ Als Kind wusste ich zwar nicht, was die da erzählen, aber es hatte etwas Geheimnisvolles.

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