Aus seinen Worten wird in meinem Kopf ein Schauspiel.
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Das ist der 14. Adventskalender hier. Ich widme ihn allen, die krank sind oder Unterstützung benötigen, und allen, die einsam oder allein sind. Möge allen Menschen eine im wahrsten Sinne des Wortes wundervolle Weihnachtszeit beschieden sein. Meine Kerzen brennen wieder für Menschen und Tiere, die Hoffnung und Trost brauchen.
Natürlich gibt es in einem Adventskalender nicht immer nur Dinge, die unbedingt mit Weihnachten zu tun haben. Es gibt so viele schöne Sachen, die zum Winter gehören und daher auch passend sind. Und ich kenne da ein Gedicht, das geht so:
Wintermorgen
Rainer Maria Rilke (∗ 1875 – † 1926)
Die Sonne küßt uns. Traumverloren
schwimmt im Geäst ein Klang in Moll;
und wir gehn fürder, alle Poren
vom Kraftarom des Morgens voll.
Der Wasserfall ist eingefroren,
die Dohlen hocken hart am Teich.
Mein schönes Lieb hat rote Ohren
und sinnt auf einen Schelmenstreich.
Zitiert von Gutenberg.org: Direkter Link zum Gedicht.
Bibliografische Angaben am Anfang der Webseite.
Da bin ich Zuschauer in meinem Kopfkino. Da sehe ich zwei, die durch eine verschneite Landschaft gehen, dick und warm angezogen. Er bleibt stehen und betrachtet die schwarzen Vögel am Ufer eines Teiches, ist in diesen Anblick völlig versunken. Und eine Frau beugt sich hinab, greift eine Handvoll Schnee und versucht, diese dem Manne in den Kragen zu schieben. Ach, was für ein Schelmenstreich, wenn er unbemerkt gelingt!
Der Verliebte wird das seiner Angebeteten nicht übelnehmen können, sondern trotz des unangenehm kalten und nassen Gefühls, das sich auf seinem Rücken breitmacht, nach einem kurzen Schreck lachen und scherzhaft Rache schwören und mit ihr durch den Schnee toben und als Vergeltung einen Kuß sich rauben von ihren Lippen – und wohl noch den einen oder anderen mehr von ihr geschenkt bekommen, bis beide wieder zuhause in ihrer Stube sind.
Eine schöne Winterszenerie, eine wundervolle, liebenswerte Schneephantasie, nicht wahr?
Ich schleiche mich davon und wünsche eine schöne Adventszeit.
Am 8. Dezember 2023 war ich zufrieden mit den vielen winzig kleinen fallenden Flocken, mit der Zeit in der Badewanne (statt Mittagsschlaf), mit einem unerwarteten Treffen und Schwätzchen.
© 2023 – Der Emil. Eigener Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Sehr schön beschrieben, deine Bilder im Kopf.
Rilke ganz ungewohnt klar, schön, danke …