Ein Archaismus. Das ist das Gegenteil vom Neologismus.
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„Ich prokrastiniere ab heute nicht mehr, ich zelebriere meine Saumseligkeit, bin saumselig.” So dachte ich heute morgen, als ich am Schreibplatz saß und Löcher in die Luft starrte.
Sonderbare Worte: Saumseligkeit, saumselig. Schöne, alte, zu Unrecht fast vergessene Worte.
Saumseligkeit, das bedeutet Langsamkeit, Nachässigkeit, Nichteinhaltung von Fristen und die Neigung zu all dem. Saumseligkeit hat – wie sollte es anders sein – etwas mit säumen, versäumen zu tun. Und im Adelung heißt es: „die Unterlassung der pflichtmäßigen Geschwindigkeit, besonders im Gebrauche der Gelegenheit”. Auf dieser Beschreibung, dieser Bedeutung des Wortes kaute ich lange herum. Übrigens: Das alles könnt ihr selbst nachlesen, wenn ihr im Wörterbuchnetz eben jenes Wort „Saumseligkeit” als Suchbegriff eingebt. Ich mache dort regelmäßig erstaunliche (Wieder-)Entdeckungen.
Saumselig zu sein und die Saumseligkeit scheinen auch etwas mit Seligkeit zu tun zu haben, nicht wahr? Aber das ist nicht richtig, denn es kommt irgendwie von derselben Wurzel her wie Saumsal (das im Niederdeutschen noch bis ins 18. Jahrhundert hinein verwendet wurde); es ist wohl wie bei Trübsal und trübselig. Allein: Mir gefällt die Vorstellung, daß ich beim Versäumen tatsächlich ein wenig selig sein kann. Und bitte: „pfichtmäßige Geschwindigkeit” ist heutzutage eine, für die der Mensch doch niemals geschaffen wurde, eine, an die sich Menschen meiner Meinung nach nicht wirklich anpassen können …
Beinahe hätte ich das übrigens Retrologismus genannt statt Archaismus, diese Verwendung von altmodischen, altertümlich anmutenden, fast verschwundenen Worten – und damit einen überflüssigen Neologismus geschaffen …
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Am 8. Juni 2023 war ich zufrieden mit dem späten Morgenkaffee, mit dem Aushalten der eigenen Befindlichkeit (viel zu müde und erschöpft, ohne zu wissen, wovon), mit dem verdienten Feierabendbier.
© 2023 – Der Emil. Eigener Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Dieses Jahr habe ich mir den Abreißkalender von Duden „Vergessene Wortschätze“ gegönnt. Schon interessant was ich davon noch alles kenne und welche Wörter aus anderen entstehen.
Da stimme ich dir vollkommen zu. Das ist echt ein schönes Wort und ich versuche es in mein Wortschatz aufzunehmen.