Morgengeräusche und ganz andere Überlegungen.
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Geräusche, die doch tagtäglich auf ihn warten, machen ihm häufig auch Angst. Immer wieder schreckt ihn das Poltern eines Fahrrades am Treppengeländer aus seinen Gedanken, aus dem Satz, an dem er gerade schreibt. Schlimm ist es auch, wenn sich einer der Saugnäpfe im Bad erschöpft von der Wand löst und irgendetwas krachend und scheppernd in Waschbecken oder Badewanne fällt. Tägliche Geräusche fehlen ihm auch. Das Gurren der Tauben, das Pfeifen der Milane. Und wenn ein Zug ausfällt, dann fehlen das Quietschen der Schienen und das Bimmeln der Schranken so sehr, daß er davon nachts wachwird. Beim Blubbern und Fauchen, das seine altersschwache Kaffeemaschine nach den Einschalten von sich gibt, schläft er allerdings gern nochmal ein. Für ein kleines, halbes Stündchen, in dem er nichts anderes hören will.
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Er schließt die Badtür immer, schließt sie immer auch ab, obwohl er doch alleine wohnt. Das ist eine seiner Marotten, von denen er nicht wenige hat. Heute jedoch … Erst, als er sich schon auf der Toilettenschüssel niedergelassen hatte, fiel ihm die offene Tür auf, und er schämte sich sofort. Wegen eventueller Geräusche schämt er sich. Wie bescheuert, bemerkt er innerlich zu sich selbst, da er doch alleine in seiner Wohnung ist. Aber diese Scham ist jetzt da. Und so sitzt er und versucht sich abzulenken, indem er dem lauten Blubbern, Plätschern und Fauchen seiner sieben oder acht Jahre alten Kaffeemaschine lauscht, bewußt hinhört und versucht, den einzelnen Klängen die genaue Ursache hinzuzudenken. Schließlich hört er so genau hin, daß er glaubt, auch das Tropfen des fertigen Kaffees in die sich füllende Kanne wahrzunehmen und anhand dieser Töne auch den Füllstand der Kaffeekanne beurteilen zu können. Das alltägliche Morgengeräusch hat er noch nie so genau verfolgt, so detailreich gehört wie heute.
Zwei Zettel mit einem (Neben-)Thema. Einen der Zettel bekritzelte ich heute unterwegs. Der andere lag seit Tagen am Schreibplatz und harrte seiner Überarbeitung (da war nicht viel nötig meiner Meinung nach, nur ein einziges Wort mußte ich noch einfügen) und Verwendung. Kaffeemaschinengeräusche. Die der mit Mahlwerk sind unangenehm für mich. Und zum Glück gibt es bei mir zu dem morgendlichen Geräusch meiner ganz klassischen Filtermaschine immer auch den Geruch frisch gebrühten Kaffees. Ich freu mich auf morgen früh. Da fällt mir ein, ich muß ein neues Paket Kaffee aufmachen, in der Dose ist nicht mehr genug Mahlgut für eine ganze Kanne.
Ich schleiche mich davon und sage Danke für’s Lesen.
P.S.: Am 03.10.2019 waren positiv der genähte Rucksack, Unterwegssein (>10.000 Schritte), sortierte Zettel.
Die Tageskarte für morgen ist die Königin der Münzen.
© 2019 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Hattest du nicht einen Handfilter?
Den hab ich auch. Benutze ich auch, aber nicht jeden Tag und nur selten morgens.
Ach so, den hattest du mal gezeigt.
Ich dachte du brühst dir den Kaffee immer so auf.
Wie meine Uroma früher. Der Duft war herrlich.
Das auch. ABER: Du liest im Reader oder in der App und siehst den grauen Hintergrund in den Stücken nicht?
Beides ist nämlich nicht wirklich aus meinem eigenen Leben …
Ich lese im App Reader und sehe die grauen Kästchen, ich weiß Bescheid Emil.
Du hast da drunter aber noch von dir geschrieben. Oder nicht?