Die Tage werden länger.
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Meinen Adventskalender hier widme ich allen, die kämpfen, allen, die krank sind, allen, die Unterstützung benötigen.
Ich wünsche all diesen Menschen und mir eine im wahrsten Sinne des Wortes wundervolle Weihnachtszeit. Alle meine Kerzen brennen für all jene, die Hoffnung brauchen.
Aber das stimmt doch überhaupt nicht!
Richtig. Auch weiterhin ist jeder Tag vierundzwanzig Stunden lang. Also 1.440 Minuten oder 86.400 Sekunden. Okay, manchmal gibt es eine Schaltsekunde, von der ich nicht genau weiß, ob sie zum endenden oder zum beginnenden Tag beziehungsweise Jahr gehört oder dazwischen und außerhalb des Jahreslaufes bleibt.
Ich bedaure, daß die Nächte wieder kürzer werden. Und ja, ich weiß, daß der Teil des Tages, der nicht Nacht ist, auch Tag heißt. Als nur ein Teil des Tages gemeint bleibt es länger Tag … — Welch ein Durcheinander der moderne Mensch da geschaffen hat, als er Tag und Nacht zu einem Tag zusammenfaßte. Dazu kommt ja noch die seit der Einführung des metrischen Systems unverständliche Beibehaltung des Sexagesimalsystems für Minuten und Sekunden der Zeit! Gut, bei den Winkelmaßen hat sich das Neugrad (ein rechter Winkel hat einhundert Neugrad, ein Neugrad hat 100 Neuminuten, eine Neuminute hat einhundert Neusekunden) auch nie durchgesetzt. Und auch die Versuche in der DDR, eine Arbeitsstunde zumindest rechnerisch mit 100 Minuten anzusetzen, wurden nach kurzer Zeit wieder verworfen (doch doch, das gab es irgendwann zwischen 1970 und 1977, ich weiß nur nicht mehr, ob im Transportbetrieb der SDAG Wismut oder im VEB Kraftverkehr, und es ging nur um die Abrechnung der Arbeitszeit dergestalt, daß 1,25 Stunden als 1 Stunde und 25 Minuten geschrieben werden sollten).
Zurück zum Thema: Die Nächte werden kürzer, die Zeit der Helligkeit nimmt wieder zu. Wie passend, daß mit Jesu Geburt auch die Helligkeit in den Herzen und Seelen der Christenheit wieder zunehmen soll. Denn eine frohe Kunde, eine solch frohe Kunde muß doch zur Verbesserung der Gefühle und Gedanken führen? Und jeden Tag ist mehr Zeit für das draußen Tätigsein, ohne daß zusätzliche Lichtquellen gebraucht werden. Gut, das ist auch heute noch von Nutzen, wird so doch weniger Energie, Strom verbraucht für die Beleuchtung von Straßen, Wegen, Arbeitsstätten, Schulen. Aber: Ist das wirklich die Art, wie Menschen arbeiten müssen? Rund um die Uhr? Erreichbar sein müssen? Rund um die Uhr? Ich denke, Jahrhunderttausende begannen die meisten Menschen ihren Tag mit dem ersten Hahnenschrei. Und insbesondere der “Arbeitstag” endete mit Einbruch der Dunkelheit. Leben wir heute wirklich besser, also zufriedener, auskömmlicher? (Nein, ich frage eben nicht, ob wir länger oder gesünder leben …) Was wäre, wenn das Frühaufstehen nicht mehr eine besonders belohnenswerte, gar eingeforderte “Tugend” wäre? Jetzt, zu den Fest- oder Feiertagen, dank günstiger Urlaubsplanung sogar ganze zwei Wochen lang, ist die Zeit dazu, es auszuprobieren. Wie geht es Dir, wenn Du erst ausgeschlafen aufstehst? (Ich weiß, daß nicht alle das können, weil ihr euch um eure Angehörigen kümmert oder eben doch zur Arbeit müßt, ohne die ein Mensch in diesem Land keinen Wert mehr hat – es sein denn, er hat auch ohne Arbeit mehr als genug Geld.) Aber wie sind die nicht druchgeplanten Tage? Habt ihr an denen wirklich “nichts geschafft”, gar “versagt?”
Ich sage: nein. Auch an den Tagen, an denen ich nichts geplant habe oder nichts von den geplanten Dingen erledige, habe ich viel geschafft. An solchen Tagen habe ich geatmet, getrunken, gekocht, gegessen, Kerzen angezündet, Lichtlein ausgeblasen, einen Spaziergang gemacht oder einfach nur gefühlt und gedacht. Zur Sonnenwende bedenke ich auch diese Dinge. Und all jene Menschen, die all das von mir Aufgezählte lieber bei Tageslicht, bei Sonnenschein gar tun als in der samtenen Nacht, haben von nun an jeden Tag knapp eine Minute mehr Helligkeit (bis zum 1.1.2019 etwas mehr als sechs Minuten länger als heute) dafür, ohne eine Fackel oder Laterne, eine Lampe dafür entzünden oder einschalten zu müssen. Ach, und an den kommenden Festtagen muß übrigens niemand dafür sorgen, daß das Fest für andere Menschen “perfekt” ist. Perfektion gibt es da sowieso nicht. Aber gut können sie sein, die kommenden Festtage, gut und menschlich und nah. Ich hoffe, darauf können sich immer mehr Menschen besinnen: Feiern wir an diesen Tagen, daß wir Familie und Freunde haben, feiern wir nicht die Geschenke, den Konsum, die Phantasie von irgendeiner Parfektion – feiern wir unser Miteinandersein. Und ja, das können auch wir Alleinstehende, Singles, Witwen und Witwer, dieses Miteinander feiern, denn dazu muß niemand anwesend sein; auch ich kann manchmal nur an die Menschen denken, mit denen ich gerne die Festtage verbringen möchte.
Sonnenwende. Die Nächte werden kürzer, die Dunkelheit dauert nicht mehr so lang. Eine Verheißung will gehört werden, auch bei den Menschen, für die weder die Sonnenwende noch das Weihnachtsfest eine besondere Bedeutung haben: Friede in den Herzen und auf Erden und Hoffnung überall. Ob bei der Sonnenwendfeier oder am Weihnachtstag oder einfach nur so.
Euch allen wünsche ich eine Zeit vieler glücklicher Momente.
Ich schleiche mich davon und sage Danke für’s Lesen.
Ich kann in diesem Jahr keine besondere Aktion empfehlen, denn es gibt so viele, die der Unterstützung wert sind. Ich bin in diesem Jahr einer von den Menschen, die auf der Straße genauer hinsehen und dort helfen, wo Hilfe nötig und mir möglich ist.
P.S.: Das Gute am gestrigen 20.12.2018 waren Speckfettbemmen zum Frühstück, etwas Mut für eine Zusage, eine kleine Weihnachtsfeier der Techniker.
Aussortiert habe ich gestern Daten, die auf vier verschiedenen USB-Sticks gespeichert waren: Ich löschte 13 GB Daten unwiderbringlich (und das kostete wirklich viel Überwindung).
Die Tageskarte für heute ist die Sechs der Kelche.
© 2018 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Verheißungen sind immer gut, fast immer.
Hier brodelt der Himmel, fetzige Grauwolken rasen…
Zum Glück müssen wir nicht eilen…
Gruß von Sonja
Graue Suppe obendrüber, hier auch. Umso wichtiger ist das innere Licht.
Lieber Emil, ich bin nicht ganz so im Weihnachtsmuffelsumpf dieses Jahr, auch und besonders wegen deines Adventskalenders. Dafür möchte ich dir sehr danken! Ich genieße deine wirklich besinnlichen Texte und Gedanken, die eben nicht nur oberflächlich dahinplätschern, und deine eigene Winterweihnachtskerzenbegeisterung rührt mich sehr – vielleicht weil ich vor lauter Kitsch- und Konsumverweigerung mir selbst ein bisschen zu viel des Weihnachtszaubers verbiete. Der „Leistungsträger“ Manager/Bankmitarbeiter/Einzelhandelskaufmann hätte mir das nicht verkaufen können, für kein Geld der Welt…
Mit herzenswarmen Grüßen aus Nürnberg, Anna
Oh, das ist …
Vielen, vielen Dank.
Lieber Emil.
Heute mal ein Text für mich zum Nachdenken.
Wann habe ich das letzte Mal einfach so in den Tag gelebt ohne müssen, sollen, tun?
Das ist wirklich lange her, so lange her dass ich mich nicht erinnere.
Ich meine, ich habe meine täglichen Pausen, die mir auch wichtig sind. Aber so einen ganzen Tag ohne, fast unvorstellbar.