Aufgabe und/oder Bestellung? (184/181)


“Einmal katastrophisieren bitte!”

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“Einmal katastrophisieren bitte!” So ruft mein Hirn immer wieder. Ein Auftrag? Eine Bestellung? Von meinem eigenen Hirn? — Nein, es ist nicht mein Hirn, es ist die Krankheit, eine von den beiden. Ob’s nun die Depression ist oder Borderline: Das ist – glaube ich – ziemlich egal. Denn jedenfalls fällt es mir schwer, die Folgen zukünftiger oder gerade aktueller Ereignisse realistisch abzuschätzen. Dabei kommen mir zumeist nur – die nur unter ungünstigsten Umständen möglichen – negativen Folgen in den Sinn. Die Variante, daß alles positiv ausgeht für mich (und die Welt), die existiert in meiner Vorstellung nur sehr selten; und wenn es sie überhaupt gibt, dann ist sie so unwahrscheinlich, daß ihr Eintreten genauer betrachtet sowieso unmöglich ist.

Wann und wo und bei wem oder wobei habe ich das so gelernt? Es gab doch eine Zeit vor diesen Abstiegen in die tiefsten Höllen der Selbstabwertung, der Selbstzweifel, der Angst. Wann endete die? Diese Fragen frage ich mich sehr oft, nämlich immer dann, wenn ich bei mir selbst das Katastropisieren bemerke. (Allerdings ist es da oft schon sehr, manchmal sogar zu spät.)

Ich denke gerade mich erinnernd und aufschreibend darüber nach, wann oder womit das anfing. Zur Zeit habe ich drei, vier mögliche Punkte in meinem Lebenslauf ausgemacht, die kumulierend genau das hervorgerufen und verfestigt haben könnten. Aber die Erinnerungen daran sind schwer erreichbar, tun weh.

 

Das muß ich auch noch bewältigen bis zum ersten wirklichen Schritt. Nicht, daß ich dann irgendwann als heulendes Häufchen Elend irgendwo am Wegesrand ende oder wieder für Jahre verschwinde …

 

Der Emil

Der Verfasser des Blogs schleicht davon und dankt für’s Lesen.

P.S.: Positiv am 2. Juli 2015 waren der Besuch beim Baby und ein entspannter Abend im Sender.
 
Tageskarte 2015-7-03: IV – Der Herrscher.

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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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0 Antworten zu Aufgabe und/oder Bestellung? (184/181)

  1. Jane Blond sagt:

    Oh je. Ein Leben im Worstcase. Zum Glück scheint das Reflektieren zu funktioneren …

  2. Sofasophia sagt:

    Ich bin froh, dass es nicht mehr so oft so ist, aber es macht mir schon Angst, dich so reden zu hören. Bitte bitte andere um Hilfe, uns alle hier zum Beispiel. Sag, wenn wir etwas für dich tun können.

    • Der Emil sagt:

      Wenn ich reden kann, ist alles gut. Wenn ich nicht drüber rede kann, nicht nachdenken kann, dann fällt es noch schwer bzw. ist einiges nicht möglich.

      Also wenn ich hier schreibe: Alles paletti.

  3. Emil, haben Krankheiten immer einen äußeren Anfang, eine exogene Ursache? Es gibt ja die sogenannten endogenen Depressionen, von denen auch Leute befallen werden, die im sog. größten Glück leben, eine gute Familie haben, Wohlstand und erfüllenden Beruf – und dennoch können sie ganz schwer depressiv sein. – Es wäre gut, wenn du dir immer rechtzeitig genug Hilfe suchen kannst und diese auch findest.
    Mit Gruß von Clara

  4. mssahiw sagt:

    Hier ein Zitat aus dem aktuellen Interview mit Thomas Gottschalk, einer Person , die mir immer fremd war, aber offensichtlich ein Leben führte als auch führt, welches für mich als Zwangspessimist und Depressiver auf eine gewisse Art bewundernswert ist:
    „Es gab Geburten, es gab Todesfälle. Aber weder hatte ich Geldsorgen noch ernste Krankheiten. Von schweren Schicksalsschlägen bin ich verschont geblieben. Einfach Schwein gehabt, grundsätzlich Schwein gehabt……
    Helmut Dietl war auch ein Weggefährte. Da kommst du zwangsläufig ins Nachdenken. Jeder dieser Männer hatte seine depressiven Phasen. Dieses Gefühl kenne ich nicht. Grüße, Matthias

  5. Caro sagt:

    Hallo Emil,
    auch wenn der Artikel schon ein wenig älter ist, so möchte ich doch gerade auf diesen antworten. Ich bin „nur“ F32.1, aber das reicht mir bisweilen schon vollkommen. Vieles, was du schreibst (vor allem das katastrophisieren) kann ich so sehr nachvollziehen!
    Glücklicherweise habe ich neben meinem Blog (der noch ganz am Anfang steht) für mich noch den Sport entdeckt, um dem ein oder anderen Gedankenendlosschleife zu entkommen.
    Ich wünsche dir alles Gute und werde dich weiterhin virutell verfolgen. Außerdem wünsche ich dir ganz viel Durchhaltevermögen…denn dass ist das, was wir F32.x’lern gefühlt nicht genügend haben, wenn wir mal wieder das Licht am Ende des Tunnels nur sehr schwer erkennen können.

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