Zu viel Zeit zum Nachdenken? (Nº 360)


Freiheit, Weihnachten, Bibel

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Ich gestehe, daß ich seit Montag doch etwas häufiger in den Fernsehprogrammen versank als sonst übers Jahr so üblich. Schließlich sind Gestern und Heute auch noch Feiertage, an denen auch ich mehr Zeit für solche Vergnügungen mir gönne. In einem der gesehenen Filme – ich habe mir schonwieder nicht aufgeschrieben, in welchem Film wer das sagte und wann der Film wo lief – wurde dieser Satz gesprochen:

 

 

Der Moment zwischen dem Ende eines Traums und dem Erwachen ist vielleicht der mit der größten Freiheit.

 

 

So schön er klingt, wirft er in mir doch Fragen auf: Freiheit wovon? Oder: Freiheit wozu? Das wurde auch im Film nicht weiter ausgeführt. Sind es zwei Seiten der Freiheit? Zwei unterschiedliche Freiheiten? Ist die eine wichtiger als die andere? Und wenn ja, ist das allgemein so? Beispiel: Freiheit von Zwang. Ist auch Freiheit zu handeln. Oder?

Wie ich auf die Idee komme, gerade jetzt, zur Weihnachtszeit darüber nachzudenken? Ganz einfach. Weihnachten wird eine Geburt gefeiert, die Geburt des Heilands. Eine Geburt ist doch ein Beginn? Und zu Beginn haben wir – als Menschen – doch immer die Freiheit, uns für die eine oder andere Richtung zu entscheiden und entsprechend zu handeln. (Auch das Julfest, das Sonnenwendfest feiern einen Neubeginn, ganz nebenbei bemerkt.) 

Wie ist das für mich mit diesem Neubeginn zur Weihnacht? Was heißt das für mich ganz persönlich? (Irgendwo bin ich ja doch Christ, auch wenn ich mit der Amtskirche so meine lieben Probleme habe. ) Ganz plötzlich werde ich daran erinnert, daß da jetzt einer als Mensch da ist, der mich ganz persönlich auffordert (Ps. 55,23): Gib mir Deine Lasten, ich trage sie für Dich. Oder wie es später in der 1. Epistel St. Petri (1 Petr 5,7) heißt: «Alle eure Sorge werfet auf ihn; denn Er sorget für euch.»

Nein, nicht einfach fallenlassen soll ich meine Sorgen (Luther übersetzte “Anliegen”). Nicht einfach in die Botanik schmeißen, wie wir früher sagten. Es bedarf meines Tuns und meiner Aufmerksamkeit, denn ich soll gezielt werfen, auf ihn, auf Gott, der jetzt als Mensch in die Welt gekommen ist.

Dann bin ich frei von Sorgen. Wenn ich sie geworfen habe. Mein Anliegen ist nicht erledigt, ich habe noch immer die Freiheit, selbst etwas zu tun. Aber in mir drin, in meinem Geist, in meiner Seele bin ich frei vom Zwang, unbedingt etwas tun zu müssen. Und vorher mußte ich mich nur entscheiden, hatte ich nur die Freiheit zu wählen zwischen dem Behalten und dem Werfen.

Und was hat des jetzt alles mit dem Moment zwischen dem Ende des Traums und dem Aufwachen zu tun? Es ist ein Moment, indem ich soger frei bin von Entscheidungsfreiheit. Sonst nichts, außer daß dieser Satz mich eben zum Nachdenken brachte über meine ganz persönliche Freiheit. Denn die war es, die mir zu Weihnachten geschenkt wurde; ein Stückchen Freiheit, das ich mir selbst schenkte …

Damit will ich meinen Ausflug in Biblische Gefilde enden lassen.

 

Der Emil

Der Verfasser des Blogs schleicht davon und dankt für’s Lesen.

P.S.: Positiv am 25. Dezember 2013 waren viele nette Gespräche.

© 2013 – Der Emil. Eigener Text steht unter der Creative Commons 3.0 Unported Lizenz
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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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0 Antworten zu Zu viel Zeit zum Nachdenken? (Nº 360)

  1. Guten Morgen Emil!
    Danke für dein nachdenken…
    … und ich habe gestern den Film
    *ihr Name war Maria* angeschaut.
    Für mich hatte dieser Film eine eindeutige Botschaft, nämlich *Fürchte dich nicht!*
    So fühle ich dass deine Botschaft:
    (Ps. 55,23): Gib mir Deine Lasten, ich trage sie für Dich.
    und diese *Fürchte dich nicht!*, sich gut ergänzen und eindeutige Aufforderungen, nein, Mutmacher an uns Menschen sind.
    Viel Segen!
    M.M.

    • Der Emil sagt:

      (Ich hatte und habe auch das Bedürfnis, der Kommerzialisierung des Festes etwas entgegenzusetzen.)

      Furcht und … Sorge (wie ich schrieb, Luther übersetzte aus dem latein „Anliegen“) gehören sehr oft zusammen. Und so kann ich Dir nur zustimmen, beides sind sich ergänzende Mutmacher für uns Menschen.

  2. Anna-Lena sagt:

    „Irgendwo bin ich ja doch Christ, auch wenn ich mit der Amtskirche so meine lieben Probleme habe. “ So geht es mir auch, wobei mich die katholische Fraktion ja eher betrifft.
    Auch mich hat das Weihnachtsfest in seiner ursprünglichen Bedeutung in diesen Tagen sehr beschäftigt und vielleicht prägt es unser weiteres Leben auf eine neue Art, die uns immer wieder gern in der Hektik des Alltages abhanden kommt.

    Ich wünsche dir einen schönen 2. Weihnachtstag.
    Anna-Lena

    • Der Emil sagt:

      Ich wurde getauft, habe mich aber der Konfirmation verweigertt (war ja FDJler). Bin aus der Kirche ausgetreten 1990 und wurde am 2. Weihnachtstag 1995 konfirmiert und wollte 2004 ins Kloster … Also meine Beziehung zur Kirche ist sehr wechselhaft gewesen.

      In der Bildung und Erziehung in der DDR spielte das Christentum, die Religion kaum eine Rolle. Vielleicht haben die Großeltern in mir diese Saat gelegt, die noch immer und immer wieder keimt. Und ich wundere mich immer wieder darüber, wie fruchtbar das war und ist.

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