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In einem 55 Jahre alten Buch über die Liebe lese ich zur Zeit viele Sätze, die sehr wahr sind. Aber was Erich Fromm über die Begriffe reich (und arm) in seinem Buch Die Kunst des Liebens (verzeiht mir die Verlinkung auf ein Verkaufsportal, aber gegen die Amaz***sierung der Buchhändlerei muß was getan werden) schreibt, muß ich hier zitieren:
Im Bereich des Matertiellen bedeutet Geben, reich zu sein. Nicht der ist reich, der viel hat, sondern der, welcher viel gibt. Der Hortende, der ständig Angst hat, etwas zu verlieren, ist psychologisch gesehen ein armer Habenichts, ganz gleich, wieviel er besitzt. Wer dagegen die Fähigkeit hat, anderen etwas von sich zu geben, ist reich. Er erfährt sich selbst als jemand, der anderen etwas von sch abgeben kann. Eigentlich hat nur der, der nichts als das Allernotwendigste zum Leben hat, keine Möglichkeit, sich damit eine Freude zu machen, daß er anderen materielle Dinge gibt. Aber die tägliche Erfahrung lehrt, daß es ebenso vom Charakter wie vom tatsächlichen Besitz abhängt, was jemand als sein Existenzminimum ansieht. Bekanntlich sind die Armen eher gewillt zu geben als die Reichen. Dennoch kann Armut, wenn sie ein bestimmtes Maß überschreitet, es unmöglich machen zu geben, und sie ist dann nicht nur wegen der Entbehrungen, die sie unmittelbar verursacht, so erniedrigend, sondern auch weil sie dem Armen die Freude des Gebens nicht erlaubt.
Der wichtigste Bereich des Gebens liegt jedoch nicht im Materiellen, sondern im zwischenmenschlichen Bereich. […] wenn jemand wahrhaft gibt, wird er ganz von selbst etwas zurückempfangen.
Erich Fromm: Die Kunst des Liebens. Ullstein Taschenbuch
61. Auflage Mai 2005; S. 35f.; ISBN 3-548-36784-4
(Fromm veröffentlichte diese Schrift schon 1956. Der zitierte Text ist zu finden im Kapitel über “Liebe als Antwort auf das Problem der menschlichen Existenz”, wobei Existenz beileibe nicht auf das Materielle, sondern auf die gesamte, vorwiegend soziale Existenz des Menschen abstellt.)
Ich bin übrigens auch der Meinung, daß nicht der reich ist, der hat, sondern der, der gibt …
Ja – wenn dem Menschen alles, was heute mit den Begriffen “Soziales” und “soziale (soziokulturelle) Teilhabe” umschrieben und angedeutet wird, nicht zur Verfügung steht und nie in seinem Leben zur Verfügung stand, wenn also der Mensch zwar zu Essen und zu Trinken hatte und nie fror – was dann? Bleibt der Mensch ohne Sozialkontakt und ohne Liebe nicht eher Tier?
Und mit einem Blick auf manche Menschen, die zwar scheinbar als x-fache Mutter Soziales erfahren und erlebt haben, aber trotzdem nur noch sehr eingeschränkt sozial handeln können, beantworte ich diese Frage mit: ja. Da können diese Menschen noch so sehr tönen von Solidarität und anderem – für mich haben sie sich als Mitglied der Gesellschaft disqualifiziert, sich selbst aus der Gesellschaft herausgelöst.
Auch in ihrem Selbstverständnis gehören sie ja nicht mehr dazu – sie sind etwas “Besseres”, sie stehen über denen, mit denen sie doch eigentlich zusammenleben sollten.
Geben, richtig geben und gern geben haben solche “Menschen” nie gelernt. Sie wurden zur Gier und zum Raffen erzogen. Wer etwas von dem abhaben will, was “meins” ist, ist böse.
Wie krank. Auch nach 55 Jahren hat sich nichts geändert, ist eher nur noch schlimmer geworden …
Der Verfasser des Blogs schleicht davon und dankt für’s Lesen.
P.S.: Klar, ich gestehe: “Reich und Fromm” kommt natürlich von Erich Fromm und seinen Gedanken zu Armut und Reichtum und sollte Leser anlocken …
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Das Buch habe ich auch gelesen, die Hälfte vergessen, aber schön, dass ich hier noch etliches in Erinnerung habe 😉
Danke dafür ♥
Ja, Erich Fromm lohnt sich zu lesen und bleibt gültig.
Bei der angedeuteten x-fache Mutter meine ich jemanden wiederzuerkennen, dessen Vater vor einigen Jahrzehnten ein Bundesland regierte und seine Tochter ihre Kindheit im teuren Internat verbringen ließ – was man mit so einer Kindheit und Jugend lernt, macht einen vermutlich schon aus individualpsychologisch verständlichen Gründen blind für das, woran es einem mangelte, und wenn, wie in dem von mir angedachten Fall, eine Karriere ermöglicht, das eigene Erfahrungsmodell von Outsourcing der Kinderbetreuung zum verallgemeinerbaren Sanktum zu erklären, anstatt sich mit der eigenen Geschichte kritisch auseinanderzusetzen, gewinnt man als zwar fremder, aber aufmerksamer Beobachter den Eindruck eines verkümmerten Herzens, das von der ehrgeizgetriebenen Psyche als Lösung angeboten bekommt, daß man ihm eine Gesellschaft erschafft, in der dies alles rückwirkend normal sein wird. Ach, ich könnte mich gerade in dieser (vermuteten) Hinsicht aufregen über diese unbewußte (hoffe ich, als einzige verständnisschaffende „Entschuldigung“) bornierte Sichselbstvorzeigefrau.
Sie würde es nicht verstehen, daß man sie bemitleidet, darum tun mir vor allem diejenigen leid, die sie für glaubwürdig halten bzw. unter ihren Möglichkeiten, sich ihre kleine Welt im großen Stil auf Kosten anderer Menschen passendzumachen leiden..
bitte anhängen: … „, leiden.“
es ist doch immer irgendwas 🙂
Lieber Emil,
Fromm mußten wir schon in der Schule lesen. Damals haben wir es vielleicht nicht richtig verstanden- oder doch Wir lebten noch nicht im Überfluss. es musste alles neu erarbeitet werden. Aber seine Worte haben ihre Gültigkeit bis heute behalten.
Wirklich reich kann sich der schätzen, der einen richtigen, wahrhaftigen Freund besitzt.
Und der mit dem zufrieden ist, was er hat. Man muss nicht raffen und gieren. Das bringt meist nur Unglück.
Liebe Grüße
Irmi
HABEN oder SEIN
von Fromm
früh gelesen:
und daraufhin immer mehr fürs SEIN gekämpft.
hat sich, glaube ich, gelohnt.
ich HAB zwar nicht viel,
aber langeweile kenn ich nicht
– wie manche reiche …
Das mach ich ganz genauso … Sein. Vom Sein will ich viel haben. Haben kann ich aber nicht sein …