240–2024: Nachbarsrat

Geht aber wohl nur, wenn die Wände dünn sind.

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Seht euch doch einmal selbst an, wie ihr miteinander umgeht. Grad drei Jahre seid ihr jetzt zusammen, seit drei Jahren wohnt ihr hier nebenan. Mit der Zeit wurden eure Worte immer lauter, immer härter, sind jetzt sogar oft beleidigend. Bis ins vorige Jahr hinein habt ihr euch vorm Haus mit einem Kuß voneinander verab­schie­det, heute geht ihr wortlos jeder in seine Richtung davon. Ja, das ist Alltag, aber ihr wußtet doch beide, daß der auf euch zukommt. Der begann doch schon nach einem halben Jahr Beziehung, oder etwa nicht? Was glaubt ihr denn, wie es anderen geht: Die haben auch Alltag. Aber so, wie ihr euch mittlerweile gegenseitig verabscheut, so leben die nicht. Was habt ihr anders als andere gemacht – oder eben nicht gemacht?

Seit wann wart ihr zwei nicht mehr gemeinsam im Kino oder beim Tanzen? Wann war euer letztes gemeinsames Frühstück im Bett? Nein, nach dem anderen frage ich gar nicht erst. Unser Schlaf­zimmer liegt mit eurem Wand an Wand, und ehrlich, ich habe seit mindestens einem Jahr keine verdächtigen Geräusche mehr gehört. Wem von euch beiden tut das denn gut? Keinem? Na also. Aber solange ihr euch nicht wieder versteht, ist das auch weiterhin unmöglich? Ach, was denkt ihr denn, was alles möglich ist, wenn zwei es wollen. Probiert es aus. Macht es wie wir: Geht Freitag abends ins Kino, frühstückt am Sonnabend im Bett, geht schon nachmittags zu zweit duschen oder in die Wanne, und danach geht ins Bett miteinander und habt Spaß. Auch, wenn es euch am Anfang wie Pflicht vorkommt: Ihr werdet feststellen, das macht Spaß, wirklich.

Ja, genau so haben wir es gemacht, als wir unsere erste große Krise hatten. Ganz genau so. Und es war toll.

Wieso fragt ihr jetzt, warum meine Frau vor ein paar Wochen dann trotzdem ausgezogen ist?

 

 

Erinnerung des Tages:
Es ist noch gar nicht so lange her, da habe ich mir einen Wunsch erfüllen können dürfen, den ich über 30 Jahre hegte – und es war großartig.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 27. August 2024 mit dem ziemlich frühen Aufstehen, mit der Zeit im Grünen, mit vielen neuen Bildern im Kopf.

© 2024 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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