Nur das Genie kann es beherrschen.
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Es ist wohl die größtmögliche Unordnung, so ein Chaos. Der Zustand mit der maximal möglichen Entropie, die oft auch als „das Maß der Unordnung” bezeichnet wird (was wissenschaftlich allerdings nicht ganz korrekt ist).
Je unordentlicher, desto höher also die Entropie. Wer aus einer Unordnung wieder Ordnung schaffen will, die Entropie zu senken versucht, bekommt schnell mit: Das ist ganz schön aufwendig. Das kostet Kraft und Zeit, also Arbeit, viel Arbeit. Ich kann euch versichern, daß dem wirklich so ist, bin ich doch schon seit Mai dabei, in meiner Rumpelhöhle wieder eine gewisse Ordnung zu schaffen. Ach, Mai: Nein, ich versuche es schon seit jahren. Doch alleine die Kraft, die es kostet, mich von manchen Dingen zu trennen! Das ist bei Büchern einfacher als bei Erinnerungsstücken (ja, viele alte Computerkabel und andere Bauteile sind schon weg, aber der Rest, der ganze Rest). Von viel zu vielem trenne ich mich leider doch nicht oder nur unter sehr heftigen Schmerzen. Jedenfalls muß ich während dieser langwierigen Aufräumaktion auch vieles zeitweilig an anderen Orten lagern – so verschwinden Dinge wieder komplett aus meinem Blick. Es ist zum Haareraufen. Ich bin einfach kein Genie, das Chaos beherrscht eher mich …
Und jetzt kommt noch Chaos im Kopf und im Herzen dazu. Im Innendrin wird gerade einiges durcheinandergewirbelt, was auch deutliche Auswirkungen auf mich und meinen Tagesablauf hat. Plötzlich bin ich morgens um sechs schon wach und sogar vorm ersten Kaffee zu Kommunikation fähig. Das alles finde ich allerdings im Gegensatz zu dem in meiner Wohnung herrschenden Durcheinander angenehm. Wie ich auch bildliche Darstellungen des geordnet erscheinenden Chaos' von Mandelbrotmengen (Fraktale, Apfelmännchen) schön finde.
Heute weggegeben bzw. entsorgt:
Ich habe zehn VHS-Kassetten erst zerstört (sicherheitshalber) und dann in den Müll gebracht.
Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.
P.S.: Zufrieden war ich am 29. Juli 2024 mit einer morgendlichen angenehmen Überraschung, mit geglätteten Wogen, mit Bockwurst mit Brötchen und Bautzner Senf.
© 2024 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Also mein Physiklehrer hat uns die Entropie am Beispiel unseres Schreibtisches erklärt – man muss ständig Energie zuführen (sprich aufräumen), um den ordentlichen Zustand zu halten, die Entropie nimmt einfach von selber zu… Begriffen, entsprach meinen Erfahrungen!
Mach Dir keinen Kopp, wenn Du Dich von etwas noch nicht trennen kannst, vielleicht kannst Du es später. Das Wichtigste tust Du doch: dranbleiben, jeden Tag ein bisschen weg und das – soweit ich das mitgekriegt hab – recht konsequent. Dafür hast Du meinen absoluten Respekt.
Danke. Leider bin ich für meinen Geschmack zu wenig konsequent.
Meinen Respekt hast du auch. Ich weiß, wie schwer es für dich ist. Aber du bist auch sehr konsequent, immer wieder bringst du es fertig, dich von etwas zu trennen. Und irgendwann wird es leichter.
Ein bisschen Chaos braucht jeder.
Danke. Aber ich bin auf diesem Gebiet sehr unzfrieden mit mir.
Das mit dem Trennen kann ich gut verstehen! In unserer Wohnung herrscht eine behagliche Ordnung, will sagen, es sieht nicht aus wie aus einem Möbelkatalog, aber auch nicht wie ein vernachlässigter Lebensraum. 90% der Dinge in den Schränken und auf den Regalen brauchen wir nicht. Unzählige Bücher, CDs und Platten werden regelmäßig abgestaubt, aber nicht, oder ausgesprochen selten, in die Hand genommen. Dazu Deko, die meisten Stücke mit Erinnerungswerten. Das alles verteilt auf vier Zimmer (plus Küche+Bad+Balkon). An den Wänden hängt keine Kaufhauskunst, alles Unikate (besonders gelungene Fotos, vergrößert und gerahmt, ganz viele Zeichnungen meiner Kinder und Enkel, ein Druck einer befreundeten Künstlerin hier aus Bloghausen, die während Corona existenzielle Probleme hatte, zwei Bleistiftzeichnungen eines Auszubildenden eines Verlages und einer Künstlerin aus einem Dorf in Südtirol). Wie könnte ich mich davon trennen? Manchmal überfällt mich eine tiefe Trauer, wenn ich daran denke, was mit den meisten dieser von uns so geschätzten Dinge nach unserem Tod (oder einem Umzug in eine Warteeinrichtung auf eben diesen) geschehen wird. Wenn sich das Chaos, das sich in meinem Kopf bei diesen Gedanken bildet, wieder lichtet, sehe ich all diese Dinge an den Wänden und in den Regalen mit anderen Augen, nehme sie wieder wahr und gehe nicht achtlos an ihnen vorbei. Und dann gibt es da noch die diversen Schubladen mit Schachteln und Schächtelchen, voll mit solchen Sachen, die „man ja irgendwann noch brauchen könnte“. Ich bewundere jedenfalls deine Konsequenz!
Auch ich bin seit Jahren dabei das Chaos zu lichten! Dinge mit Erinnerungswert sind super schwierig zu entsorgen, weil man fürchtet, die Erinnerungen ganz zu verlieren! Grüße von Gerel
Ja. Ein Teufelskreis.
Irgendwo als Tipp gelesen: Von manchen Erinnerungsstücken reicht vielleicht auch ein Foto, um die Erinnerung zu erhalten – besonders, wenn das Ding zu groß oder eigentlich kaputt oder sonstwie unpassend oder völlig nutzlos scheint oder ist. Oder einem anderen Menschen extrem gefällt. Hat mir tatsächlich bei einigen Dingen geholfen, sie (endlich) gehen zu lassen.