Ein Schweizer wirkt in mir.
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Zu lügen zwangen wir einander nie, dennoch war mein Verschweigen nicht recht. Es schien mir ungeheuerlich, meine Erwartung auch nur einen Augenblick zu verschweigen.
Adolf Muschg: Noch ein Wunsch. Erzählung. S. 74. SPEKTRUM 157
1. Auflage, Lizenzausgabe des Verlages Volk und Welt, Berlin 1981
für die Deutsche Demokratische Republik. L.N. 302, 410/76/81
© Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1979
Neben Robert Seethaler und einem Fantasy-Autor bestimmt Adolf Muschg zur Zeit mein Leseerlebnis. Und diese Erzählung “Noch ein Wunsch” rührt etwas in mir an, läßt Erinnerungen hervorbrechen, bricht Denkmuster und Gefühlsgefüge auf. Einmal gelesen. Ein zweites Mal gelesen. Beim dritten Mal studiert, analysiert, exzerptiert. Auch ich hatte und habe eine Anne – nur fehlte mir die meiste Zeit die (Ehe-)Frau.
Erwartung verschweigen. Ja, das Verschweigen ist als eine Form der Lüge anerkannt. Und doch ist ein Verschonen, ein Zurückhalten der (schmerzhaften) Wirklichkeit, dessen, was zu Leid und Tränen und Haß und Ablehnung und und und führen könnte, intendiert. Zum Teil als Selbstschutz, zum Teil als Schutz anderer Personen, insbesondere solcher, die einem wichtiger sind. Hat doch jede schonmal gemacht, etwas verschwiegen, das aller Wahrscheinlichkeit nach schmerzhaft wäre. Allerdings ist dieses gutgemeinte Verschweigen i. d. R. verletzend, und zwar tiefer und langanhaltender als andere Verletzungen. Okay, das sind meine Gedanken zu dem, was da in dieser Nicht-Beziehung ist.
Falls es jemanden interessiert, wie ich zum durchaus umstrittenen Autor Adolf Muschg kam: Eines der Bücher lag in einem Karton am Straßenrand, an dem ein Schild “Zu Verschenken!” oder “Zum Mitnehmen!” war. Und seitdem suche ich in den Öffentlichen Bücherschränken nach seinen Werken; in der Bibliothek ist er erst nach Seethaler dran. Bisher wurde ich dreimal fündig nach dem Funderstling, aus dem ich hier zitierte.
Ich habe noch sooooooo viel zu lesen …
Ich schleiche mich davon und sage Danke für’s Lesen.
P.S.: Am 08.05.2019 waren positiv der frühe Gang zum Hausarzt, ein aufklärendes Telefonat, ein Schaumbad.
Die Tageskarte für morgen ist II – Die Hohepriesterin.
© 2019 – Der Emil. Eigener Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Du wirst nicht alles lesen können – nicht alles, was es zu lesen gibt!
Aber einen Versuch starte ich dennoch, mit ausgewählten (also gefundenen) Büchern.
Ich mag Robert Seethaler auch ganz arg.
Er und Adolf Muschg (und Strugazki und und und) … Allein, „Der Traffikant“ war nicht, was ich erwartetet.
Ja der Traffikant hat mir sehr gut gefallen. Adolf Muschg kenne ich noch nicht, das wird sich aber ändern.
Wenn Du jemals unglücklich verliebt warst oder eine Affaire hattest, beginne vielleicht wie ich mit „Noch ein Wunsch“ …
Das triffts, werde ich lesen, danke
Hab’s gerade bestellt.
Oh. Dann hoffe ich, daß ich nicht eine Erwartung geweckt habe, die nicht erfüllt wird.
Bestimmt nicht lieber Emil. Die gebundene Ausgabe kostete nur 6,98€ Das ist soviel wie für eine Pizza. Also selbst wenn es mir nicht zusagen würde, wäre das nicht schlimm.
Ich hab diese DDR-Ausgabe aus der Spektrum-Reihe, die kostete drei Mark zwanzig. Ost. Also Mark der DDR.
Das war eine der wunderbaren Sachen in meinem verschwundenen Heimatland: Bücher waren wirklich erschwinglich und Leihbüchereien in beinahe jedem Kleckerdorf zu finden und in vernünftigen Zeiten mit Bus und Bahn erreichbar.
Ich habe damals bei der Klassenfahrt nach Berlin auch beim Besuch von Ost-Berlin fast meinen gesamten Zwangsumtausch in Bücher umgesetzt. Ich denke in jeder Heimat gibt es wunderbare Sachen. Dein Heimatland ist ja nicht verschwunden, vielleich das sozial-kulturelle Umfeld. Ich habe gelernt nur noch kurz zurück zu schauen und möglichst nicht zu romantisieren, wenn auch so manche Assoziationen aus der Vergangenheit wohlige Gefühle hervorholen. Es ist aber viel wichtiger zu sehen wo ich heute stehe und auch ein bisschen, welche Perspektiven ich für die Zukunft habe. Viele Grüße und einen schönen Tag noch Wolfgang