Nº 104 (2019): In die Gegenrichtung

Weggedanken (Eine unerfüllte Liebesgeschichte).

To get a Google translation use this link.

 

 

Es fühlt sich – es fühlt sich an wie das Gegenteil von dem, was es ist. Nun, mich wundert das nicht mehr und ich erschrecke deswegen auch nicht mehr, aber das Gefühl ist noch immer … Nein, “falsch” ist nicht der richtige Ausdruck, obwohl es sich nicht richtig anfühlt; vielleicht muß ich das passende Wort dafür erst noch (er-)finden.

Seit vielen Jahren schon geht es mir so wie gerade jetzt im Moment.

Die Fahrt von ihr zurück, wieder nach Hause. Egal, wie lange ich sie besuchte, wie nah oder fernnah wir uns in den Stunden und Tagen auch waren: Es ist auf der Hinfahrt immer das Gefühl des Heimkom­mens, sobald ich sie umarmen und küssen darf. Und fahre ich von ihr weg, also trete ich das an, was allgemein Heimfahrt genannt wird, dann ist das für mich wie das Verlassen des Zuhauses, wie Auszie­hen, in die Ferne/Fremde reisen – aber da ist kein Gefühl, das mich an eine Heimreise auch nur im entferntesten erinnert. Es bleibt das Herz, wo es für nur kurze Zeit war, wo es sich aber hingehörig fühlt, und ein Ziehen ist noch tagelang darinnen zu spüren und später zu ahnen. Diese Anmutung von Fremdsein in der eigenen Wohnung, dem eige­nen Haus, der eigenen Stadt, die verläßt mich schon seit Jahren nicht. Nur in den Stunden und Tagen bei ihr fühle ich ein Zuhausesein. Und auf jeder Fahrt zurück wachsen mit der Entfernung von ihr die Sehn­sucht, das Vermissen und dieses bisher noch unbenannte Gefühl der Reise in die falsche Richtung. Als ob ich mich absichtlich verirren würde, vom Ziel wegliefe.

Fehlgeleitet. Entzielt?

Entzielt nicht. Denn ich kenne das Ziel. Ich kenne sie. Ich weiß, was ich für sie bin und sie weiß, was sie für mich ist – und wird das doch für mich nie wieder werden oder sein können in unserer Wirklichkeit. Doch in meinem Herzen, in meiner Seele und in fast allen meiner Träume und Phantasien ist sie das, was sie seit über 25 Jahren ist. Das nimmt mir niemand, das mag ich nicht aufgeben, auch wenn viele behaupten, daß mich das alles doch nur belastet, daran hindert, für anderes offen zu sein. Doch das will ich doch gar nicht, das ist doch überhaupt nicht mein Ziel! Mag sein, daß sie als Ziel nie ganz erreich­bar ist und sein wird in meinem Leben; und doch.

Es fühlt sich nichts richtiger an für mich, als bei ihr zu sein. Und nur weniger fühlt sich unrichtiger an, als von ihr weg “zu mir nach Hause” zu fahren. Weg von ihr ist immer die falsche, die Gegenrichtung. Aber ich wünsche mir nicht vieles sehnlicher, als genau diese Reise in die Gegenrichtung noch oft antreten zu dürfen und vielleicht, eines Tages, irgendwann, in ferner Zukunft, vielleicht doch wider allen besseren Wissens um ein Bleiben gebeten zu werden.

 

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke für’s Lesen.

Der Emil

P.S.: Am 14.04.2019 waren positiv viel, sehr viel Kaffee nach einer kurzen Nacht, notierte Erinnerungen an einen äußerst ungewöhnlichen Abend, gute Wünsche für ein Wiedersehen.
 
Die Tageskarte für morgen ist die Zwei der Schwerter.

© 2019 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
CC by-nc-nd Website (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).

Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
Dieser Beitrag wurde unter 2019, Geschriebenes, Märchen, One Post a Day abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

9 Antworten zu Nº 104 (2019): In die Gegenrichtung

  1. Sarah sagt:

    „Geschichte“ oder wahr?

    Liebe Grüsse…… Sarah

  2. Karin Braun sagt:

    Eine Geschichte die sehr viel Wahrheit enthält, denn sie berührt tief. Ich meine übrigens eine elementare Wahrheit und nicht so sehr die persönliche.

  3. fata morgana sagt:

    … (d)ein Herzensmensch, eine Verbindung die für ‚immer‘ besteht … ist … bleibt … (?)

    • Der Emil sagt:

      Ich gestand ja schon, daß es eine persönliche Geschichte gibt, die Anlaß zu dieser hier bot. Aber genau diese bleibt persönlich und wird nicht weiter erklärt.

      Hier ist es wohl eine Seelenverwandtschaft, mindestens, die zumindest eine Person nicht aufgeben möchte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert