Nº 335 (2016): Jeden Morgen eine Frage.

Und: Was während des Schreibens damit geschah.

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Manches Buch, wie dieses zum Beispiel, muß mir in einem unbeobachteten Moment zwischen all die anderen springen, die ich aus der Bibliothek hole. Irgendwann zuhause bin ich dann wirklich entsetzt über einen Titel oder seinen Inhalt. Erstaunlicherweise finde ich jedoch gerade in diesen unterbewußt mitgenommenen sehr oft Bemerkenswertes, das ich nicht nur auf “die Liebe” beziehen kann:

 

 

Ein Bruch, ausgelöst durch ein negatives Erlebnis, muß nicht bedeuten, daß die Liebe weggeht. Es kann sogar eine Stärlung sein, sich zunächst in andere Richtungen zu bewegen. Aber Du mußt wiederkommen. Es ist dann eine Neuorientierung, eine Neuaufnahme des Lebens – eine Neufassung dessen, was man gewohnt war. Menschen brauchen solche Brüche – den Mut zur Veränderung. Weil das Leben nichts anderes ist: stete Veränderung. Leben ist Veränderung. Jeden Tag verabschieden wir uns von Menschen und Dingen. Was sich nicht verändert, sich nicht im Fluß der Zeit bewegt, was versucht, sich festzuklammern und gegen den Strom zurückzuschwimmen, wird kraftlos und geht unter. Gehst Du nicht mit der Zeit – dann vergehst Du mit der Zeit. Das gilt für Menschen wie auch für Institutionen [ … ]. Deswegen stelle ich mir jeden Morgen immer wieder die Frage: Hast Du den Mut zur Veränderung?

Rainer M. Schießler: Himmel, Herrgott, Sakrament. Auftreten statt austreten. S. 97
5. Auflage © 2016 Kösel-Verlag München in der Verlagsgruppe Random House GmbH
ISBN 978-3-466-37147-1

 

 

Puh. Da frage ich mich mich doch, ob ich den Mut habe, mir diese Frage zu stellen. Also die Frage, ob ich den Mut zur Veränderung habe. Fängt der damit an, daß ich nach ihm frage? Ist das der erste Schritt (gewesen) auf dem Weg einer Veränderung? Nein, nicht der Weg zu einer Veränderung, sondern der erste, allererste Schritt dieser Veränderung selbst. Denn das habe ich schon lange verstanden: Veränderung ist kein Zustand, sondern ein Vorgang, der manchmal unmerklich beginnt, manchmal unbeabsichtigt angefangen wird, meist erhebliche Auswirkungen hat auf den Ablauf der Dinge und die Situation vor und/oder ohne diese Veränderung. Nicht immer ist da eine Katastrophe, ein Kataklysmus – also Negatives. Phoenix aus der Asche, wißt ihr? Aber es ist eben nicht mehr exakt das, was vor einer Veränderung war, es ist etwas Verändertes, Neues, Verbessertes.

Etwas Ungewohntes.

Habe ich den Mut, mich auf Ungewohntes einzulassen? Das kenne ich ja nicht, dafür habe ich keine erprobten Handlungsmuster, von den dabei auftretenden Gefühlen habe ich keine Ahnung. Unbekanntes Terrain, angstmachend. Lieber im Bekannten leiden, als voller Angst in Unbekanntes/Unbekanntem weiterzugehen! Da kenne ich mich wenigstens aus, weiß ich, was mich erwartet (selbst wenn das bedeutet, das da wenig bis nichts “gut” ist, doch bekannt ist ja immer “guter” als unbekannt). So darf niemand denken, das ist eine nicht nachvollziehbare Denkweise? Aber es ist meine und auch die vieler Menschen, die nicht so enthusiastisch, nicht so unbelastet durchs Leben gehen können … Zumindest ist sie es in weiten Teilen. Und meine Denkweise ist es nun vielleicht, hoffentlich in einigen Bereichen gewesen. Je nachdem, ob und wie ich diese von mir an mich gestellte Frage beantworte:

“Hast Du den Mut zur Veränderung?”

Mut … Habe ich den? — Vielleicht aber, vielleicht brauche ich nicht “Mut”, um die Angst vor dem Unbekannten zu überwinden? “Denn das Gegenteil von Angst ist nicht Mut, sondern Vertrauen.” Der Satz aus dem Blogartikel der Mützenfalterin hat sich in mein Denken gefräst, geht da nicht mehr heraus, seit ich ihn las. Und ich weiß jetzt, was mir klargeworden ist, während ich diesen Text schreibe: Die Frage aus dem Buch ist nicht ganz meine Frage. Mir fehlt nicht der Mut. Ich habe Angst vor der Veränderung, weil ich Angst habe vor dem Unbekannten danach. Doch dagegen hilft mir nicht Mut.

“Habe ich das Vertrauen, Veränderung zuzulassen und vorzunehmen?”

Das Vertrauen. Vor allem in mich. Selbstvertrauen! Das Vertrauen in meine Mitmenschen, Freunde, vielleicht sogar Familie? Und was geschieht, wenn ich es habe? Und was geschieht, wenn ich – aber warum sollte ich scheitern bei dem, was ich kann? Was verspreche ich mir denn von diesen ominösen Veränderungen? Und wo will ich denn etwas ändern? Wo: Überall da, wo es sinnvoll und vielleicht sogar notwendig ist. Glaubt mir, es gibt da genügend Aspekte in meinem Leben … Und was es mir bringt? Vertrauen als das eine Gegenteil von Angst wird wachsen – und Freiheit, das andere Gegenteil von Angst, wird auch wachsen. Dessen bin ich mir sicher.

 

 
Wer eine Gelegenheit sucht, zur Weihnachtszeit anderen zu helfen, der kann das täglich von 06 Uhr bis 22 Uhr bei der Versteigerung von #hand2hand tun. Die Aktion ist eine gute Idee von Meg, ihr und allen Mitwirkenden danke ich dafür.

 

Der Verfasser des Blogs schleicht davon und dankt für’s Lesen.

Der Emil

P.S.: Positiv am 29. November 2016 waren etwas Fertiggestelltes, der Nachmittag bei der allerallerallerbesten Freundin, ein mutiger Schritt.
 
Tageskarte 2016-11-30: Das As der Münzen.

© 2016 – Der Emil. Eigener Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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