Über den Wert alter Schachteln
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Meinen Adventskalender hier widme ich allen, die kämpfen, allen fernab von zuhause, allen, die krank sind, allen, die Unterstützung benötigen.
Ich wünsche all diesen Menschen und mir eine im wahrsten Sinne des Wortes wundervolle Weihnachtszeit. Meine Kerzen brennen für alle, die Hoffnung brauchen.
Der Zufall wollte es (nunja, nicht nur der), daß ich bei einer guten Freundin (ich weiß nicht, welche Bezeichnung ich sonst für sie wählen sollte, denn keine ist im Moment zutreffend) beim Auspacken des Weihnachtsschmucks helfen durfte. Und dabei kam so manches zum Vorschein, das sehr, sehr viele Erinnerungen hervorrief. Die Leuchter, die wir als Kinder schon kannten, alte Kerzen, die seit Jahrzehnten in den Kartons schlummern. Diesmal war es nicht der Weihnachtsschmuck selbst, sondern dessen Verpackung, die die Aufmerksamkeit auf sich zog. Eine uralte Schachtel, wirklich so bedruckt, ein Karton, der selbst zu etwas wertvollem wurde.
Obwohl die Freundin Weihnachten nicht (mehr) besonders mag, versucht sie wie in jedem Jahr, das Fest ihren Töchtern doch weihnachtlich zu machen. Deshalb wurde und wird geschmückt. Nach dem Fund dieses Kartons sprudelten zwischen ihr und mir die Weißt-Du-Nochs, die Das-Hatten-Wir-Auchs, ab und zu schlich sich ein Sowas-Kannte-Ich-Nicht dazwischen. Und immer hingen Geschichten aus den Familien an den Dingen und an ihren Verpackungen. Viel öfter an den alten, aus dem Leben vor der Kommerzialisierung. In der DDR gab es, wie wir uns beide besinnen konnten bei diesem Anblick, auch besondere, jahreszeitlich angepaßte, saisonale Verpackungen:
Ich nehme an, daß dieser Karton noch vor 1970 erworben wurde, von der Oma. Denn irgendwann wurde das mir dynamisch erscheinenden Signet des Wismut Handels, wie es auf eben diesem Karton zu sehen ist (serifenlose, kursive Schrift in Rot, w und h teilen sich einen weit über einen umgebenden Kreis hinausreichenden Strich), ersetzt durch das behäbige, überrunde HO-Logo. (Das könnte sogar schon 1962 gewesen sein!!). Auf alle Fälle stammt dieser Karton noch aus einer Zeit, da die Versorgungslage auch zu Weihnachten besser war als die von mir noch selbst erlebte mit schon eigenen Kindern.
Weihnachtliches Erinnern aber, das funktioniert noch immer. Manchmal etwas verklärt, etwas geschönt. Durch einen uralten Karton angeregt war es in diesem Fall und führte dazu, daß wir miteinander redeten, bisher unausgetauschte Erinnerungen preisgaben und erfuhren. Und dadurch entstand oder wurde verstärkt ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl, besondere Nähe.
Wieder wurde mir für meinen Adventskalender ein Erinnerungstürchen aufgetan.
Der Verfasser des Blogs schleicht davon und dankt für’s Lesen.
P.S.: Positiv am 4. Dezember 2015 waren ein gelungener Kauf, eine ruhige Sendedienstschicht.
Tageskarte 2015-12-05: Die Königin der Münzen.
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Es scheint so, als ob diese Zeit ganz besonders für Erinnerungen geeignet ist. Unverhoffte. Geteilte und eigene. Ich lese die Deinen sehr gerne. Und danke fürs Teilen.
Liebe Grüße,
Elvira