Sonntage

Tage wie jeder andere?

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Sie haben sich verändert, die Sonntage. Stimmt’s?

Der Sonntag war in meiner Kinder- und Jugendzeit der einzige freie Tag der Woche. Ich ging sonnabends noch zur Schule und Vater mußte auch noch sonnabends arbeiten. In den Verkaufststellen von Konsum und HO Wismut war sonnabends bis Mittag um 12 Uhr geöffnet, Mutter mußte einmal – oder zweimal? – im Monat sonnabends arbeiten. Als Kind hatte ich einen Schlüssel für Haus und Wohnung, ab der ersten Klasse. Wir wurden damals alle zur Selbständigkeit erzogen und mußten das auch recht früh sein.

Der Sonntag war auch der Tag, an dem es zum Frühschoppen ging. An dem es Rouladen oder Schnitzel gab. An dem nachmittags der Meister Nadelöhr zu sehen war. Irgendwann sonntags gab es im Radio vom Bayerischen Rundfunk den Fanderl Wastl, den mein Großvater regelmäßig hörte (obwohl: das kann auch sonnabends gewesen sein).

Der Sonntag war der Familie vorbehalten. Man ging höchstens mal zu den Eltern oder den Geschwistern, die im eigenen oder im Nachbardorf lebten. Als meine Eltern einen Schrebergarten hatten, war der das Sonntagsdomizil. Eine Fahrt in den Tierpark der Kreisstadt oder im Sommer in eines der Freibäder war nur sehr selten drin, erst als Jugendlicher bin ich mit dem Fahrrad zum Filzteich gefahren. Sonntags lag ich dann dort auf dem Damm …

Sonntage haben für mich ihre besondere Bedeutung verloren – glaube ich. Ja, es gibt noch Sonntagsrituale bei mir. Aber die könnten ebensogut an jedem anderen Tag stattfinden. Der für mich am deutlichsten spürbare Unterschied zu normalen Tagen ist der veränderte Takt im ÖPNV. Und die Kinder sind nicht im Kindergarten. Und viele Läden haben zu. Vielleicht hat sich nicht der Sonntag verändert, sondern mein Leben?

 

Wie ist das denn bei euch mit den Sonntagen? Sind die noch was besonderes?
 
(Nur um diese beiden Fragen zu stellen, habe ich das ganze Vorgeplänkel geschrieben.)

 

Der Emil

Der Verfasser des Blogs schleicht davon und dankt für’s Lesen.

P.S.: Positiv am 31. Mai 2014 waren die Zweisamkeit und das Telefonat mit der allerallerallerbesten Freundin und die positiven Kommentare zu “Irgendwie beendet”.
 
Tageskarte 2014-06-01: Die Neun der Kelche

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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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0 Antworten zu Sonntage

  1. Gudrun sagt:

    Als Kind mochte ich Sonntage so gar nicht. Und jetzt?
    Interessante Fragen stellst du. Vielleicht sollte ich das Thema aufgreifen und mitnehmen.
    Gruß zum Sonntag von nebenan.

  2. Ulli sagt:

    lieber Emil, da machst du jetzt aber mit deiner “kleinen” Frage ein richtig grosses Fass auf! Bei mir purzeln nur so die Erinnerungen, als erstes hörte ich inwendig das Lied von Franz Joseph Degenhardt: Sonntags in der kleinen Stadt, das drückt aus, wie ich teilweise als Kind die Sonntage erlebte, immer dann, wenn ich mit Mutter alleine war, Erinnerungen, die ich nicht so liebe, immer begann es für mich mit einem Kirchgang und es folgte das Sonntagsessen, das mir oft nicht schmeckte, genauso wenig wie die Sonntagsklamotten, die Schuhe drückten, die Kleider waren unbequem und das Krönchen auf meinem Kopf war mir peinlich. Anders war es, wenn ich bei meiner Tante war, da gab es leckeres Sonntagsessen und der Kirchgang fand zwar auch statt, aber danach ging es bei schönem Wetter erst einmal an den Kanal …
    Bei Regenwetter durften wir die kleinen Strolche u.a. schauen …
    Später, als meine Kinder noch klein und mit mir lebten war es ein Ausflugstag bei schönem Wetter, bei Regen oder Kälte gemütliches Beisammensein: spielen, TV schauen, lesen und Lieblingsgerichte kochen, manchmal auch Besuche machen oder bekommen.
    Heute ist es so, dass ich oft an den Wochenenden arbeite und dann, während der Woche, die schönen Wanderziele für mich alleine habe, was ich sehr zu schätzen weiss. Der Sinn der Sonntage sollte ja darin liegen sich wenigstens einmal in der Woche auszuruhen und Zeit für die Familie zu haben. Ausruhen finde ich wichtig, ob nun am Sonntag oder am Dienstag 😉
    dies nur kurz, ansonsten wird es ein Roman …
    liebe Grüsse Ulli

  3. Sofasophia sagt:

    an sonntagen darf ich endlich schamlos nichts tun. dürfte, wenn ich denn wollte.
    das sonntagsgefühl mag ich, mochte ich als kind schon. zum abendessen gab es süsses, torte, kuchen, den meine mutter am samstag gebacken hatte, damit sie wenigstens einmal nicht kochen musste.
    ja, ich mag und mochte sonntage!

  4. wildgans sagt:

    Durchs Haus zieht der Duft des Sonntagkuchens, den ich wieder öfter backe. Am Nachmittag vielleicht Besuch. Unterm Nussbaum die Sonntagszeitung lesen. Darüber nachdenken, dass ich inzwischen Dinge ganz anders sehe. Beispielsweise es schön finde, wenn die Schwimu mit ihrer Kirchengruppe im Bus auf Wallfahrt geht- über dergleichen hätte ich früher lediglich ironisch gegrinst. Reifungssonntagsschritte ganz ohne Kirchgang. Außerdem kommt heute Abend „Druckfrisch“, was ich zu gucken liebe, im ARD-Fernsehen.
    Und lesen, lesen, lesen neben hübschen Gartenblumensträußen, Postkarten und Briefe in aller Ruhe schreiben….und Sommersonntage sind ganz speziell wunderbar!

  5. Elvira sagt:

    Meister Nadelöhr (ich habe sofort die Melodie im Ohr) und im Radio der Onkel Tobias. Sonntagskonzert bei Oma und Opa aus dem Radio. Von Samstag zu Sonntag im Bett der Großeltern schlafen, in der Besucherritze. Die Teigschüssel vom Kuchenbacken auslecken oder den Puddingtopf. Dann Ausflüge. Botanischer Garten, Dampferfahrt, Zoo. Von der Berliner Weiße kosten im Ausflugslokal. Weiße Spitzenhandschuhe und Handtasche, kleine Dame. Sonntage waren Tage ganz für mich, ohne Eltern und Brüder und Streitereien. Oma-und-Opa-Tage. Unvergesslich. Und heute? Einfach Wochenende, arbeitsfrei, weiter nichts.

  6. Ich finde Sonntage einfach toll. Meine Rituale sind aaaaaaauuuuuuuusssssssssschlafen, mit meiner Püppi (Katze) so ausgiebig kuscheln bis sie keine Lust mehr hat, gemütlich frühstücken, Wäschereste waschen und die ganzen Werbezettel durchschauen ob etwas günstig im Angebot.
    Außerdem telefoniere ich immer Sonntags Abend mit Mutti (Ellis), ja das mach ich auch unter der Woche, aber wenn ich sie nicht gerade am Sonntag besuche ist das Telefonat Ritual. Es wird ausgetauscht was so die letzten Tage war und was wohl die neue Woche mit sich bringt. Außerdem wird immer ein guter Start in die neue Woche gewünscht.
    All diese Rituale gab es bei mir noch vor 2-3 Jahren nicht. Ganz bewusst erlebe ich sie auch erst seit wenigen Wochen. Es ist richtig schön.
    Ich mache den Sonntag für mich als ganz besonderen Tag der Woche.

  7. Gudrun sagt:

    Ich noch mal.
    Lieber Emil, heute war bei mir Wollspinnexperimentiertag. Am Sonntag! Aber ich hatte Zeit, über deine Sonntagsfragen nachzudenken. Zumindest, wie das war, habe ich schon mal aufgeschrieben. Und eine gute Gelegenheit, in alten Fotoalben zu wühlen, war es auch noch.
    Ich wollte nie wieder persönlich werden, und nun steht es doch auf meinem Blog. Und du bist Schuld. 😀

  8. Inch sagt:

    Interessante Frage. Werde ich mich mal auf meinem Blog ausführlich mit beschäftigen. An einem Sonntag

  9. minibares sagt:

    Lieber Emil, was für eine interessante Frage.
    Früher ging es sonntags in die Kirche. Danach Frühstück, denn man musste ja nüchtern sein, um die Kommunion empfangen zu können. Sonntags gab es eine Vorsuppe, natürlich auch mal etwas mehr Fleisch. Nach dem Mittagessen, während meine Mutter spülte und meine Schwester abtrocknete, schwang unser Vater den Bohnerbesen. ich durfte drauf stehen.
    Natürlich gab es auch Sonntagskleidung und Sonntagsschuhe. Die passten genau so lange wie die für alltags, nur waren die vom Sonntag noch schön.
    Nachmittags war Kinderandacht. Und dann gab es Kuchen. Oder wir gingen zu Verwandten oder in den Schrebergarten.
    Heute gehen wir meist am Samstag abend in die Vorabenmesse, das geht. Und nüchtern muss man nicht mehr sein.

  10. Der Emil sagt:

    (Eine Antwort für alle: )

    Vielen Dank für diese Einblicke in eure Sonntage. Mir scheint, daß den Mädchen die Sonntage öfters verleidet wurden als Jungen? Schon mit den Kleidchen und Strumpfhosen usw. usf.

    Ich freute mich zum Beispiel, wenn ich sonntags die Kartoffeln für die Grünen Klöße mit der Maschine reiben durfte. Abwaschen tu ich heut noch gern – Abtrocknen mochte ich nie. Und auch der Kirchgang war in meiner Kindheit nicht üblich …

    Ich hoffe, daß die Erinnerungen nicht zu schmerzhaft waren oder daß zumindest einige schöne dabeiwaren. Jedenfalls werde ich einmal versuchen, einen kompletten, typischen Sonntag aus meiner Kindheit/Jugend zu erinnern. Und eines bleibt noch: Für mich haben sich die Sonntage mit meinem Leben verändert.

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