2025 – 295: Was soll ich dazu sagen?

Ich weiß es nicht, aber ich lasse es einfach raus.

 

Es herbstet (ohne das Diminuitiv-l). Am Morgen scheinen die kleinen Wasserläufe zu dampfen. Auf ihnen treiben bunte Blätter der Nordsee zu; aber ja, der Weg dahin ist weit, sehr weit. Und vor meinem Mund kann ich Atemwölkchen machen. Nicht mehr lange, und der Tag bzw. die Tageszeiten passen wieder zum Sonnenstand. Am Rand der Dölauer Heide stehen Schmaltiere in lockeren Gruppen. Manchmal ragen nur die Köpfe aus dem Nebel heraus.

Die Sonne wärmt noch immer, wenn sie auf die Haut trifft. Ich meide sie wie immer. Je weiter ich in den Wald gehe, desto stärker riecht es nach Pilzen. Ohne Brille aber kann ich kaum welche sehen. Und ohne Messer und Korb nehme ich sowieso keine mit nachhause. Die Fichtenzapfen lasse ich auch liegen, denn einen Ofen, in dem ich sie verbrennen könnte, hab' ich nicht. Den dazugehörenden Geruch vermisse ich oft, des­halb verkokele ich ab und zu Fichtennadeln in einer Kerzenflamme. Mittlerweile habe ich auch eine Kastanie zuhauseliegen, ein glänzendes braunes Ding.

Ich muß meine Fensterbretter abräumen, die Decken wieder an ihre Winter­plätze legen. Das läßt die Wohnung etwas weniger kühl werden. Meine Bettdecke wurde schon vor Wochen zur Wintervariante zusammengeknöpft. Die Kerzenvorräte sind noch nicht ganz ergänzt, aber ich komme dem Ziel näher. Weihrauchkerzen muß ich allerdings noch bestellen.

Der Oktober geht seinem Ende entgegen. Bald schon ist November, Nebelmond oder Nebelung. Der Charakter der abgespielten Musik ändert sich ein wenig, jahreszeitlich bedingt. Die »richtige« Weihnachstmusik aber läuft erst nach dem Totensonntag. Bis dahin herbstet es bei mir und draußen.

Es herbstet. Was soll ich dazu schon sagen …

 

Erinnerung des Tages:
Beim Lesen alter eigener Notizen erinnerte ich mich daran, daß ständige alleinige Schuld eine Allmachtsphantasie der Depression war und ist.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Am 22. Oktober 2025 war ich zufrieden mit meinen Gedanken zu Alleinsein und Einsamkeit, mit sehr schneller Nudelsuppe (gekörnte Brühe, Suppennudeln, Ei), mit dem aufgeräumten Öffen­li­chen Bücherregal.


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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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