2025 – 044: Wetterphänomen

Menschen, die das Ende der Normalität wünschen.

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„Also das reicht jetzt. Es sollte wirklich langsam Frühling werden.” Ich hörte diese Worte, als ich heute aus der Straßenbahn stieg, knapp drei Kilometer vom Haus ent­fernt. Und es schneite grad so schön, große Flocken dicht an dicht. Stellt euch meine (Kindliche! Ja!) Freude vor, als ich von dort zu Fuß heimging – und ja, auch spät am Nachmittag, am frühen Abend war fast alles noch von einer dünnen Schicht Schnee bedeckt. Der Schneefall hörte auch nie ganz auf, im Erzgebirge sagt man zu den wenigen kleinen niedersinkenden Flocken „is flaamlt” (aa ist dieser besondere e-ä-a-Laut, im Hochdeutschen drücke ich das mit „es schnieselt” aus).

Ich erinnere mich an meine Kindheit und Jugend: Im Februar waren in der DDR drei Wochen Winterferien, die ihren Namen zumeist zurecht trugen. Es war nicht wirklich immer und die ganze Zeit verschneit, doch wesentlich öfter und wesentlich länger als heute lag Schnee. Das nenne ich noch heute völlig normales Winterwetter, wenn da Flocken vom Himmel torkeln (und ja, ich glaube ganz fest daran, daß die vor Freude torkeln, vor Freude darüber, daß sie die Kinder fröhlichmachen können).

Ich sage es nicht zum ersten und bestimmt auch nicht zum letzten Mal: Klima hierzulande heißt vier Jahreszeiten mit den dazugehörenden Wetterphänomenen. Es ist nicht nur heiß & trocken und kalt & matschig bzw. Trockenzeit und Regenzeit. Und warum soll gerade der Winter zuerst verschwinden? Irgendwann werden einige Menschen mehr feststellen, daß manche Pflanzen und Tiere den Winter unbedingt benötigen. Es gibt Pflanzen, die brauchen Frost, um wieder treiben oder überhaupt keimen zu können. Und wenn Tiere, die seit hunderttausend Jahren Winterschlaf machen, den plötzlich nicht mehr machen können, weil es zu warm dafür ist: Welche Wirkung wird das haben?

Natürlich darf sich jede und jeder nach dem Frühling sehnen. Meinetwegen sogar nach dem Sommer. Nur: Meckert dann bitte nicht über Niederschlagsmangel und Hitze, und bitte auch nicht über Platzregen und Wolkenbrüche und die damit einher­gehenden Hochwasser. Mehr als 1,5 K wärmer als zur vorindustriellen Zeit (also 1900 und davor) war das Jahr 2024 hierzulande. Vor zehn Jahren wurde in Paris ein Vertag geschlossen, in dem die Staaten sich verpflichten – ach, lest selbst bei Wikipedia über das 1,5-Grad-Ziel der Weltklimakonferenz von 2015.

Es ist Winter, heute und vielleicht noch morgen sieht es auch danach aus. Mir gefällt das. Danke, daß ihr mir meine Freude gönnt.

 

Erinnerung des Tages:
Als wir noch in Schlema wohnten (bis 1973), wurde während der Winterferien in zwei oder drei Jahren sogar ein Iglu gebaut im Hof des Mietshauses.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Am 13. Februar 2025 war ich zufrieden mit den vereinbarten Terminen für die Physiotherapie, mit den erledigten Wahlen (OB und BT), mit dem Schneefall und der dünnen Schneedecke.


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Über Der Emil

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