Nº 160 (2022) – Fabulierlust

Wenn das Eine das Andere zu stören scheint.

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Mein Denkicht ist gerade sonderbar philosophisch unterwegs. Warum? Das weiß ich nicht. Ich lese zur Zeit auch keine besonders philosophischen Bücher. Und trotzdem philosophiere ich den ganzen Tag vor mich hin und herum, auch wenn es eher Küchenphilosophie ist, was ich da betreibe. Irgendwie bin ich darin „gefangen”. Und damit ist meine Fabulierlust stark eingeschränkt, fast nicht mehr vorhanden. Das ist nämlich, was ich – neben der Phantasie – zum Schreiben von Geschichten brauche: Fabulierlust. Eine Lust zu fabulieren. Zum Niederschreiben erfundener oder ersonnener Dinge, Ereignisse und Handlun­gen, zur Erschaffung nicht-wirklicher Personen. Bei mir allerdings oft unter der Prämisse, daß all das genau so wirklich geschehen oder existieren kann, für wahr gehalten werden kann. Mein Fabulieren, meine Phantasien sollen also – außer beispielsweise bei den Märchen oder der Phantastik – wahrhaftig klingen, eine reale Möglichkeit abbilden.

Immer wieder frage ich mich während des Lesens verschiedener Bücher, wie Autoren es schaffen, solche komplexen Welten und Handlungen zu erdenken und aufzuschreiben. Und immer wieder denke ich, daß ich dazu wohl doch nicht in der Lage, wohl doch nicht dazu berufen bin. Selbstzweifel. Darin war und bin ich wirklich meisterlich. Auf fast allen Gebieten des Lebens. Ich bewun­dere die, die das können, das schaffen, darin erfolgreich sind. Dann seh ich meine Texte an und stelle fest: Eigentlich (Eigentlich?) kann ich es ja auch, dieses Schreiben. Nur kennen mich weniger Menschen und in den Zeitungen und im Fernsehen und im Radio usw. usf. finde ich nicht statt. Will ich auch nicht unbedingt präsent sein. Daß ich hinaufblicke liegt vielleicht „nur” daran, daß ich manche auf einen Sockel stelle, so in Gedanken, wie die Figuren auf den Denkmalen …

Ganz nebenbei entdecke bzw. bemerke ich jetzt, hier, in diesem Text beim Schreiben über den Sockel, daß ich mir die ganze Zeit etwas zusammenfa­bu­liere über Bücherschreiberinnen und ganz viele andere Sachen. Das tu ich, ohne daß ich es selbst bemerke, jeden Tag den ganzen Tag. Menschen reimen sich aus Bruchstücken, die die Wahrnehmung liefert, alles Mögliche und sogar Unmögliche zusammen (erinnert mich an die Zuverlässigkeit von Zeugenaus­sagen).

Das Fabulieren ist also eine ganz gewöhnliche Arbeistweise meines Denkichts, stelle ich fest. Nur empfinde ich nicht immer eine Lust dazu. Hm. Vielleicht ist also die Fabulierlust immer da – nur meine Wahrnehmung dieser Lust wird eingeschränkt von mir selber?

Und was ist für mich der Unterschied zwischen Fabulieren und Phantasieren? Mag sein, es ist für mich eine (logische) Gleichung:

fabulieren = phantasieren & philosophieren

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Gut fand ich am 09.06.2022 notierte einzelne Sätze, alles zusammenge­packt zu haben, die in Butter geschwenkten Gnocchi.
 
Für morgen zog ich die Tageskarte Ritter der Münzen.

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Über Der Emil

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