Montage. Gehaßt und geliebt und irgendwie …
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Meinen 11. Adventskalender hier widme ich allen, die kämpfen, allen, die krank sind, allen, die Unterstützung benötigen. Ich wünsche allen Menschen (und mir) eine im wahrsten Sinne des Wortes wundervolle Weihnachtszeit. Meine Kerzen brennen für Menschen, die Hoffnung brauchen.
So ein Monteur, der von Baustelle zu Baustelle reist, hat auch zur Adventszeit keine Pause. Deshalb hatte ich nur wenig von der Vorfreude der Kinder zuhause. Die geschmückte Wohnung sehe ich noch immer nur an zwei Wochenenden und dann ab dem 23. Dezember. Die übrige Zeit wohne ich in Pensions- oder billigen Hotelzimmern. Irgendwo in Europa, weit entfernt von Zuhause. Und so ist jeder Tag unterwegs nur angefüllt von Arbeit und sehnsüchtiger Einsamkeit in der Unterkunft. Da kommt keine wirkliche Weihnachtsstimmung auf, wirklich nicht. Allerdings änderte sich das vor drei Jahren. Ja, ich hatte selbst nicht geglaubt, daß das möglich ist! Und doch funktioniert es, irgendwie. Verantwortlich dafür ist die Familie. Meine Kinder und meine Frau. Wenn ich mich nach einem Heimatwochenende auf den Weg machen muß, dann läuft das immer ziemlich ähnlich ab. Ich packe meinen Koffer und eine Reisetasche mit den Dingen, die ich brauche. Alle Kleidung, Bademantel, Handtücher und so weiter landen im Koffer. Der ist immer ziemlich prall gefüllt. In die Reisetasche kommen dann ein paar Vorräte, Dosen- und Tütensuppen, Kaffee und Kleinzeug, ein Radio, ein Wecker, die Taschenlampe. Und seit ich schlechte Erfahrungen machte, sind auch ein kleiner Wasserkocher und Filterzeug für Kaffee und mein Kaffeepott darin verpackt. Wenn alles verstaut ist, fahre ich tanken, danach gibt es zuhause noch den Nachmittagskaffee und dann fahre ich los.
So war es auch vor drei Jahren. Ich mußte an die Dänische Grenze, hatte ein Pensionszimmer in Süderlügum. Sieben Stunden Fahrt. Ich kam kurz vor zehn an, bezog das Zimmer und begann, mein Hab und Gut im Schrank zu verstauen. Zum ersten Mal stutzte ich, als ich meinen Bademantel aus der Reisetasche nahm. Na gut, ich mußte beim Packen dabeim ziemlich durcheinander oder abgelenkt gewesen sein … Dann aber wurde mir beim Ausräumen meines Koffers klar, daß das nicht meine Zersteutheit war. Nein, da hatten Frau und Kinder ihre Hand im Spiel! Da lagen ein kleiner Annaberger Fensterstern im Koffer mit einer kleinen batteriebetriebenen Beleuchtung und ein Minischwibbogen mit 10 Teelichtern zwischen den Arbeitshosen und den Wollpullovern. Für ein paar Minuten saß ich neben meinem Koffer auf dem Bett und hatte Tränen in den Augen. Denn: Ich selbst wäre nie auf die Idee gekommen, Weinhnachtskrempel mitzunehmen zum Montageeinsatz. Dann hängte ich den Stern ins Fenster. Der Schwibbogen kam auf den Tisch und das erste Teelich wurde angezündet. Ich räumte den Rest in die Schränke. Und dann fand ich noch Marzipankartoffeln in den Arbeitsschuhen, in jedem eine Tüte. Und im Kulturbeutel war eine Packung Dominosteine versteckt. Natürlich rief ich noch zuhause an. Und ja, ich sprach weit nach elf Uhr abends zuerst mit beiden Kindern. Die hatten nämlich die Idee zum ganz heimlichen Hinzupacken und waren gespannt auf meine Reaktion. Und meine Frau bestätigte mir danach, daß es wirklich die Idee der Kinder war und sie nur Erfüllungsgehilfin sein durfte. Und als wir aufgelegt hatten und ich nach dem Zubettgehen noch ein paar Seiten lesen wollte, da entdeckte ich in meinem Buch eine Adventskalenderpostkarte, an der die ersten drei Türchen schon geöffnet waren. Nun, am nächsten Morgen hatte ich wohl das vierte Türchen zu öffnen, ehe ich zur Baustelle fuhr.
Und so habe ich auch in diesem Jahr meine kleine »Notfall«-Weihnachtsdeko dabei und werde heute Abend beim Licht des Adventssterns und des Schwibbogens ins Bett gehen und doch ein wenig Weihnachtsstimmung haben. Danke, ihr mittlerweile vier Menschen zuhause. Ich vermisse euch trotzdem.
Ich schleiche mich davon und wünsche eine schöne Adventszeit.
Wer eine Gelegenheit sucht, zur Weihnachtszeit anderen zu helfen, der kann das im Dezember täglich ab 21 Uhr des Vorabends bei der Versteigerung von #hand2hand20 tun. Die Aktion ist eine gute Idee von Meg, ihr und allen Mitwirkenden danke ich dafür.
P.S.: Positiv waren am 02.12.2020 weggebrachte Bücher, ein kurzer Schwatz auf dem Marktplatz, völlig unerwartete Weihnachtspost.
Die Tageskarte für heute ist der Ritter der Schwerter.
© 2020 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
So Herz erwärmend.
<3
Ist das schön!!! Das ist Liebe <3
Lieber Emil!
Danke für die schönen Gedanken.
Lydia
Bin nicht sicher, ob ich dieses Jahr noch eine schönere Weihnachtsgeschichte lesen werde.
Ich werde mir Mühe geben. Und hast Du die schon gelesen:
https://christinvonmargenburg.blog/2020/12/03/weihnachten-wirds/
Jetzt ja. Die erste Geschichte gefällt mir besser. Vielleicht weil die Zweite mir sofort wieder ein schlechtes Gewissen macht, Habe mir oft vorgestellt, jemanden „von der Straße“ zu Weihnahten zu mir einzuladen. Aber als Frau riskiert man das nicht ich jedenfalls nicht.