Ein Weihnachtsmärchen für ein kleines Tier.
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Meinen Adventskalender hier widme ich allen, die kämpfen, allen, die krank sind, allen, die Unterstützung benötigen.
Ich wünsche all diesen Menschen und mir eine im wahrsten Sinne des Wortes wundervolle Weihnachtszeit. Meine Kerzen brennen für alle, die Hoffnung brauchen.
Die Maus
Als es langsam kälter wurde Ende November, zog die Maus aus ihrem Loch am Komposthaufen aus. In einem unbeobachteten Moment witschte sie in die Gartenlaube, aus der immer so leckere Sachen zum Kompost gebracht wurden. Also mußte irgendwo da drin Futter zu finden sein, Futter, mit dem eine einzelne, einsame Maus wohl über den Winter kommen könnte.
Ein kuscheliges Plätzchen in der Polsterung eines Sessels war bald gefunden. Und schnell war auch das Regal entdeckt, in dem Kekse, Haferflocken, Zwieback und Nudeln gelagert waren. Die Maus mußte zwar ganz schön klettern, um an die Vorräte zu kommen. Aber klettern hatte sie schon am Kompost gelernt. Nur auf die vier Mausefallen hatte sie zu achten, die um das Regal plaziert waren – aber es war genug Platz, um an denen vorbeizuhuschen. Gut, die Maus war die einzige Maus weit und breit, es würde kälter werden. Vielleicht sogar so kalt, daß sie doch noch heftig frieren müßte. Aber bis dahin hatte sie sich genug angefressen, um auch alleine in ihrem kuscheligen Nest im Sessel zu überleben.
Die Maus lebte bereits ein Weilchen in der Gartenlaube, die Tage wurden immer kürzer. Doch es wollte nicht recht kalt werden. Sie fraß nicht mehr, als sie zum Überleben brauchte. Ein kleines Lager von Haferflocken und anderem Futter hatte sie sich auch schon angelegt im Sessel. Und unter den Fenstern bildeten sich kleine Lachen von Kondenswasser, so litt die Maus auch keinen Durst. Ja, manchmal kamen diese Menschen und wunderten sich. Denn die Maus hinterließ nämlich Spuren: angeknabberte Kekse, eine aufgenagte Haferflockentüte. Und natürlich auch Mäuseköttel, denn nach draußen gab es keinen Weg. Sie wurde also bemerkt. Um die angeknabberten Tüten kamen neue Tüten, es wurden auch zwei Mausefallen mehr aufgestellt. Doch in ihrem Nest unter der Sesselpolsterung war die Maus vor der Entdeckung sicher. Und warm genug war es ihr im Nest auch. Nur auf ihren Ausflügen zum Fressen fror sie zuweilen ein wenig. Die neuen Tüten zierten schon bald neu hineingeknabberte Löcher.
Dann aber war die längste Nacht des Jahres vorbei. Eines Vormittags rumorten wieder Menschen in der Gartenlaube, andere Menschen als zuvor. Die waren nicht ganz so riesig. Und sie gingen nicht gleich wieder weg, blieben lange auf dem von der Maus bewohnten Sessel und der Couch sitzen. Dann bewegten sie sich wieder, die Menschen. Laut waren sie wieder, schoben gar die Behausung der Maus hin und her. Das arme Tierchen war voller Angst, sprang schließlich auf den Boden und flitzte in eine Ecke. Und sie sah sonderbares. Die Mausefallen wurden weggeräumt, alle. Der kleinen Maus, die noch immer zitternd vor Angst in der Ecke saß stiegen verführerische Gerüche in die Nase. Ach, wie wuchs da der Hunger in ihrem Bauch zu einem garstigen Monster an. Aber die Menschen waren noch da. Gut, sie hatten die Maus noch nicht entdeckt und noch nicht gejagt. Aber sie waren noch da und machten Geräusche, vor denen die kleine Maus wirklich große Angst hatte. Und es duftete immer mehr. Sogar Äpfel glaubte die Maus zu riechen.
Dann wurde Dinge auf den Boden rings um das Regal gestellt. Die Menschen gingen und verschlossen die Tür. Die sonderbaren Sachen sahen nicht aus wie Mausefallen. Vorsichtig hatte sich die Maus an einen der Teller auf dem Boden herangemacht. Dieser Geruch! Die Maus wurde mutig. Bald schon knabberte sie genüßlich an einem Apfelstück. Sie verstand nicht, was die Kinder vor der Tür miteinander sprachen. »Meinst Du, Mäuse fressen auch Rosinen? Und die Nüsse auch,« fragte ein Mädchen. »Aber ja, Schwesterlein,« antwortete ein Junge, »wir haben doch extra nachgelesen. Es wird wohl nicht sehr kalt, und Mäuse machen sowieso keinen Winterschlaf. Und für diese eine, kleine, vielleicht einsame Maus, die eben in der Laube in der Ecke saß, reicht das Futter mindestens für eine Woche. Dann gehen wir wieder hin.« »Au ja. Und bis dahin, liebes Mäuschen, wünschen mein Bruder und ich dir frohe Weihnachten.« Daraufhin liefen die Kinder nach Hause.
Damit endet mein Adventskalender 2019. Schließlich ist heute Heiliger Abend. Es war schön, euch wieder durch diese Zeit begleiten zu können, zum zehnten Mal. Erlebt eine schöne Bescherung oder auch nicht: Ich wünsche euch allen eine friedvolle Zeit. Und vielleicht geht es euch wie der Maus in meiner Geschichte.
Ich schleiche mich davon und wünsche eine schöne Adventszeit.
Wer eine Gelegenheit sucht, zur Weihnachtszeit anderen zu helfen, der kann das täglich ab 21 Uhr des Vorabends bei der Versteigerung von #hand2hand tun. Die Aktion ist eine gute Idee von Meg, ihr und allen Mitwirkenden danke ich dafür. Die letzte Versteigerung zu Gunsten von Heimatstern.org endet heute.
P.S.: Am 23.12.2019 waren positiv ein Einkauf, der beendete „Wundertäter“, ein friedlicher Abend.
Die Tageskarte für heute ist XIX – Die Sonne.
© 2019 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Frohe Weihnachten lieber Emil von den Drein aus Flein!
Ich bin ja schon seit Stunden wach und war um sieben Uhr bereits beim Bäcker. Dann habe ich in aller Ruhe ein Brötchen gegessen und meine erste Tasse Kaffee getrunken. Die zweite folgt, wenn mein Mann wach wird und aufgestanden ist. Jetzt aber habe ich mir die Zeit für dein letztes Türchen genommen und wieder, wie so oft in den letzten Tagen, geht mein Herz auf. Natürlich wusste ich, dass die Geschichte gut ausgehen wird. Dennoch war es ein schönes, warmes Gefühl, als das Ende las. Wenn diese Kinder ihr großes Herz ins Erwachsenenleben mitnehmen können, wäre mir nicht bange um unsere Zukunft.
Lieber Emil, vielen Dank für die Zeit und die Gedanken, die du mit uns teilst!
Gesegnete Weihnachten wünscht Elvira
Eine schöne Geschichte. Und vielleicht packe ich sie im nächsten Jahr in meinen Wollkorb und nehme sie mit.
Frohe Weihnachten, lieber Emil.
Das wäre mir eine Freude, zumal ich vergaß zu erwähnen, daß das Mäuslein sich sein Nest unterm Sesselpolster mit etwas Schafwolle ausgepolstert hat, die aus einem Korb zwischen Couch und Sessel quoll … 😉
Danke für diesen Dezember-Kalender!
Lieber Emil!
Danke möchte auch ich sagen oder besser schreiben für Deine Arbeit mit dem Blog und dem Adventkalender.
Auch ich wünsche Dir ein tolles Weihnachtsfest und alles Gute für 2020
Lydia
Ein froh-besinnliches Weihnachtsfest und alles Gute im Neuen Jahr auch Dir, lieber Emil, wuenscht
Pit
Danke, Emil, für die Freude, die du mir mit deinen Einträgen bereitest!
Frohe Weihnachten!
JA!!!!
🙂
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