2025 – 318: Freitags kein Wannenbad

Da gibt es Einiges, das ich mit meiner Wohlfühlzeit verbinde.

 

Für zwei Tage wöchentlich steht in meinem (elektronischen) Kalender ein Alarm: Badewanne. Duschen ist nicht meins, ich genieße lieber Zeit in duftendem Schaum, in warmem Wasser, am liebsten sogar mit Kerzenschein (Teelichter).

Als Kind und Jugendlicher – also zwischen etwa 1968 und 1983 – war Familien­ba­de­tag am Sonnabend; in der Gartensaison oft auch schon am Freitag. Und ja, ich war derjenige, der den Badeofen anfeuerte, beheizte und das Ofenrohr ab und zu zum Glühen brachte. Meist nur mit Holz, davon fiel in den Werkstätten von Opa und Onkel – beide waren Böttcher und Tischler – ausreichend Abfall an. Wir sammelten auch selbst im Wald, es gibt im Erzgebirge die Tradition des „Stöck-raustuh” (Stöcke, also Totholz, raustun, sammeln, abbrechen) auch heute noch. Und es wurden immer „Kuttern un Zappn” – also Rindenstücke und Zapfen – gesammelt; allerdings verbrannte ich die meistens im „Haisl”, dem Wochenendhaus meiner Großeltern, sowohl im Küchenherd als auch im Durchbrandofen im Wohnbereich.

Zwei Dinge sind mir besonders deutlich in Erinnerung geblieben: Der Duft und das Geräusch. Wie harzhaltiges Holz und Zapfen beim Verbrennen riechen und knacken! Noch etwas ist mit den Erinnerungen an dieses Wochenenddomizil am Waldrand verbunden: Immer wurde davor gebadet. Wegen des gebotenen Wassersparens saßen oft eine meiner Cousinen (mütterlicherseits) und ich gemeinsam in der auf Löwentatzen stehenden Wanne, die viel größer und tiefer war als die heute üblichen: 1,90 m lang und fast 90 cm tief (bis zum Rand, Überlauf bei 75 cm bis 80 cm). Wir ließen Rindenschiffchen, selbstgemachte Rindenschiffchen zwischen uns hin- und herfahren, schrubbten uns gegenseitig den Rücken und hatten Spaß. (An Weiblein-Männlein-Dinge dachten wir damals ganz sicher noch nicht.)

Später, in Beziehungen lebend, vermißte ich die große Wanne meiner Großeltern (die später die meiner Familie war). Wie gern hätte ich ab und zu mit meiner Frau dringesessen … (Ja, auch heute gibt es jemanden, mit der ich das liebend gern tun würde, aber das Leben hat anderes vor, leider.)

Ach ja: Freitags erinnert mich mein Kalender nicht daran, daß ich in die Badewanne gehen sollte. Dennoch steige ich ab und zu freitags in meine Badewanne, in diesen unglaublich angenehmen Luxus. Immer dann, wenn ich es am Donnnerstag nicht schaffe. Denn bei mir sind Donnerstage und Sonntage Badetage, ohngeachtet der Tatsache, daß ich sonntags häufig auf den Mittelaltermärkten herumwusele. Da ich aber gestern ausreichend lang mich im warmen Wasser suhlte, war heute kein Wannenbad nötig.

Nächstes Jahr werde ich auch wieder woanders badengehen: Im Fluß oder in einem See oder Teich. Jedenfalls draußen, an der freien Luft. Und: im Zuber auf den Märkten, da auch.

 

Heute weggegeben bzw. entsorgt:
Beim Ausräumen einer Ecke fiel viel Altpapier an, das ich sofort oder nach dem Passieren des Aktenvernichters entsorgte.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Am 14. November 2025 war ich zufrieden mit dem Schlaf kurz nach dem Aufstehen, mit der nachmittäglichen Zeit auf der Schlafstatt, mit dem aufgefüllten Glas mit blauer Tinte.


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Über Der Emil

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3 Antworten zu 2025 – 318: Freitags kein Wannenbad

  1. Nati sagt:

    Das sind schöne Erinnerungen Emil.
    Für viele ist es heute unvorstellbar geworden nur einmal oder zweimal pro Woche Duschen/Baden zu gehen.

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