343 – Advent 2024: 2. Advent

 
Das ist der 15. Adventskalender hier. Ich widme ihn allen, die krank sind oder Unterstüt­zung benötigen, allen, die einsam oder allein sind. Möge allen Menschen eine im wahrsten Sinne des Wortes wunder­volle Weihnachtszeit beschieden sein. Meine Kerzen brennen wieder für alle Menschen und Tiere, vor allem für die, die Hoffnung und Trost brauchen.

 

Alle Jahre wieder: Keine Advents- und Weihnachtsdekoration.

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Ich verstehe so viele Menschen nicht.

Ich sprach in dieser Woche mit jemandem, da muß aller Schmuck am Weihnachts­baum in der Farbe der Saison glänzen. Und die Adventskerzen auch. Aufgestellt wird zur Dekoration das, was als Trend bezeichnet wird. Dabei ist es völlig egal, welche Art Unsinn das ist. Ich stelle mir vor, im nächsten Jahr gehört ein Glas Senfgurken in Scheiben dazu …

Nein. Nein nein. Ich dekoriere nicht zur Weihnachtszeit. Ich schmücke. Und ich schmücke nicht nur mein Zimmer, nein. Ich schmücke auch die Tage, die Zeit. Von meinem Anfang der Weihnachtszeit, also vom Montag nach dem Totensonntag, bis zu meinem Ende der Weihnachtszeit, dem Tag nach Mariä Lichtmeß. Und das so altmodisch, so traditionell wie nur möglich. Da werden die Räuchermänchen und -häuschen, die übers Jahr weggeräumt waren, ausgepackt. Ich muß ihnen Platz verschaffen, und dann werden sie in Reih und Glied aufgebaut. Die Schwibbögen kommen an die Fenster (Mist, zwei von ihnen funktionieren noch immer nicht, sind aber behelfsmäßig beleuchtet). Der Herrnhuter Stern hängt wieder im Zimmer und leuchtet fast rund um die Uhr. Es riecht nach Räucherkerzen (und leider noch immer nach Zigarettenrauch). Ich höre Weihnachtsradio, entweder das erzgebirgische oder das aus Irland – und wenn mir das nicht paßt, habe ich wirklich ausreichend Weihnachtsmusik auf einer Festplatte, auch die kann ich anhören. Es gibt dann bei mir (solange der Vorrat eben reicht) Pfefferkuchen und Spekulatius, Marzipan und Nougat, Stollen und auch Weihnachtskekse oder -plätzchen.

Ich schmücke die Tage und Stunden meiner Weihnachtszeit. Nicht nur im Außen. Ich hole Erinnerungen hervor, solche an meine Kindertage. Solche an besondere Begeg­nun­gen und Geschehnisse. Mit Gerüchen, mit Geschmack, mit Musik. Und aus denen forme ich Geschichten, Weihnachts- und Adventsgeschichten. Solche, die ich hier herzeigen mag, und andere, die meine Geheimnisse bleiben. Ich albere auch herum und reime Zeug zusammen, das selbst ich nicht ernstnehmen kann. Ich genieße die unaufgeregte, melancholische Weihnachtsstimmung, in die ich so gerne komme.

Heute brennen zwei Kerzen auf dem, was ich meinen Adventsleuchter nenne. Einen, den ich mir schon seit langen Jahren wünsche Bilder von einem besonderen, die ich mir schon lange wünsche, bekomme ich vielleicht zu Weihnachten geschenkt (ich bin mir sicher, ich bekomme sie vor dem Ende meiner Weihnachtszeit). Heute wird den ganzen Tag jahreszeitlich passende Musik dudeln, bei manchen Liedern singe ich sicher mit. Und nicht mehr lange, dann sitze ich mit Kaffee am Tisch. Mal sehen , ob es im Fernsehprogramm etwas Passendes gibt.

Ich habe nicht dekoriert, ich habe geschmückt: das Zimmer, die Zeit, die Gedanken, die Gefühle.

 

Ich schleiche mich davon und wünsche eine schöne Advents- und Weihnachtszeit.

Der Emil

 

P. S.: Zufrieden war ich gestern, am 7. Dezember 2024 mit bisher nicht gehörter Musik (platt­deut­sche Lieder), mit dem sehr reifen Camembert, mit der beherrschten Sehnsucht.


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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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4 Antworten zu 343 – Advent 2024: 2. Advent

  1. Elvira Volckmann sagt:

    Ach, wie schön, noch jemand, der schmückt. Ich sitze gerade bei Tee und Stolle und höre auf Klassik Radio weihnachtliche Musik. Hab noch einen schönen 2. Advent!

  2. @deremil heute haben wir endlich auch
    unsere original Weihnachtspyramide aufgebaut, vor gut 30 Jahren im Erzgebirge gekauft. Eine weite Reise vom Vogtland wo wir in Urlaub waren, viele Umleitungen. Es war viel Geld für uns damals. Heute würde sie wohl ein vielfaches kosten.

  3. Gudrun sagt:

    Das mit den Senfgurken solltest du mal, ernsthaft anregen, lieber Emil. Ich hab reichlich davon eingekocht, denn ich hatte Diesjahr im Garten eine Gurkenschwämme und nun wittere ich Reichtum. 😀
    Ich schmücke auch, mit Dingen, die ich schon viele Jahre habe.Gerade in der dunklen Jahreszeit brauche ich Licht und Erinnerungen.

    • Der Emil sagt:

      Licht, ja. Viele Kerzen und Lichterketten (mittlerweile auch mehrere), aber weiß, nix bunt und gleich gar nichts Blinkendes.

      Puh. Da braucht es ja noch einen speziellen Senfgurken-Tag – oder mehrere – und eine entsprechende Symbolik; ich denke darüber nach 😉

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