Projekte und Gesellen. Sprachlich betrachtet.
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Ein windiges Ding, eine windige Person, ein windiges Geschäft.
Windig. Im übertragenen Sinne.
Im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm heißt es zu all diesen windigen Gegebenheiten, sie seien „körperlose, werthlose Sache” bzw. „luftig, inhaltlos, eitel, leer, unzuverlässig, auf den schein berechnet, vergänglich, gering, thöricht”. Und über windig genannte Personen herrsche die Vorstellung vor, sie seien „unbeständig, unzuverlässig, leichtsinnig, locker, untreu”. (Quelle: DWb, Stichwort WINDIG adj. zu wind)
Schon öfter habe ich beim Gebrauch von Wörtern bemerkt, daß ich sie auch im Alltag verwende, ohne ihre tatsächliche Bedeutung zu kennen. Gerade diejenigen in sogenannten festen Wendungen sind aussichtsreiche Kandidaten für dieses Phänomen. Diesmal war es ein windiges Projekt, ein windiges Geschäft, das mich zum Nachdenken über meinen Sprachgebrauch brachte. Jaklar: Daß damit etwas Unsicheres, nicht ganz Koscheres (ah, auch so ein Lehnwort) gemeint ist, das war mir durchaus bewußt. Aber etwas genauer wollte ich es wissen und suchte deshalb herum. Mein alter Duden (vom BI Leipzig, 1966) zählte als übertragene Verwendungen „leer, prahlerisch, unsicher” auf. Der Grimm war da schon etwas ausführlicher.
Und was habe ich jetzt von dieser Suche nach der Bedeutung eines Wortes? Die Gewohnheit wird das meiste davon ja sowieso wieder vergessen lassen. Zumindest so weit, daß mir all das nichtmehr ständig gegenwärtig sein wird. Und doch bin ich mir in meiner Sprache, die ich täglich spreche oder schreibe, wieder ein wenig sicherer geworden; vielleicht ist jetzt auch nur eine kleine Unsicherheit ausgemerzt. (Ausmerzen könnte vom mittelhochdeutschen „merzen” für „Handel treiben” her kommen, aber darüber gibt es kein sicheres Wissen.)
Hoffentlich habe ich euch nicht nur gelangweilt mit diesem Text …
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Gut fand ich am 09.04.2022 das halbwegs trockene Wetter, eine Familie mit Sonne im Herzen, das leckere Zeug aus der Pfanne.
Für morgen zog ich die Tageskarte König der Schwerter.
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(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Ich mag die Beschäftigung mit Sprache und den Versuch, einem Wort auf die Spur zu kommen … also mich hast du nicht gelangweilt.
Viele Grüße Lin
Danke.
Auch in Bad Düben hatte ich Gelegenheit, mit geschichtlichen Fakten und vor allem mit alten, heute nicht mehr gebräuchlichen Wörtern einigen Menschen Freude zu bereiten.
Mich langweilst du da gar nicht, denn solche sprachgeschichtlichen Dinge interessieren mich sehr. Vom Verb „merzen“ ist wirklich wenig bekannt. Beim Ausmerzen gibt es auch die Theorie, dass es aus der Schafzucht kommt und sich tatsächlich auf den März bezieht. Im Frühjahr werden die Schafherden immer verkleinert und man markierte schon mal die Tiere, die die Herde verlassen werden. Sicher ist aber auch das nicht.
Vielen Dank für deinen Beitrag. Er gibt dich wieder eine Menge Anregungen.
Ja, das hab ich mittlerweile auch irgendwo gelesen (aber wo, weiß ich nicht mehr).
Am Wochenende fachsimpelte ich mit einer Germanistin über das Wort „Altvordere“ und den Unterschied zu und zwischen Ahnen und Vorfahren.