2021,047: Umständlich

Selbstbeobachtung ganz nebenbei und unter Zeitdruck.

To get a Google translation use this link.

 

Da war ich doch glatt so tief in einem Buch versunken (ein alter wissenschaftlich-phantastischer Roman), daß ich mir noch überhaupt keine Gedanken für den täglichen Blog gemacht habe. Und so ist es bereits halb Neun, als ich diesen Text beginne. Unter Zeitdruck schreibe ich ihn direkt in die Tastatur statt wie sonst vorher auf Papier. Und es stimmt, ich habe das Gefühl, auf Papier sammeln sich die Worte leichter, ist mein Schreiben flüssiger. Andererseits spare ich auf diesem Weg natürlich einiges an Zeit, da einer der Arbeitsschritte entfällt.

Und dennoch: Nicht alles, was ich mache, soll optimiert sein. So weigere ich mich noch immer, in einem Geschirrspüler zu sammeln, was ich in zehn Minuten mit der Hand abgewaschen haben kann. Ich bügele Wäschestücke, die andere niemals vor dem Wegräumen bügeln würden. Ich nutze aus Prinzip keinen vorgemahlenen Muskat, ich muß von der Nuß direkt in das zuzubereitende Essen reiben (bei Pfeffer ist es sonder­barer­weise nicht so). Alle meine Hosen könnte ich anziehen, ohnd sie und den Gürtel zu öffnen, aber ohne das zu tun, ziehe ich keine Hose an (Ausnahme: Jogginghose bzw. Haushose). Bin ich ein Umstandskasten (oh, ein beinahe vergessenes, veraltendes, schönes Wort)? In vielem vielleicht. Meine Marotten pflege ich nunmal gern. Wenn ihr wüßtet, wie genau ich mein Prozedere einhalte beim Kaffeekochen!

In anderen Bereichen allerdings schludere ich gern, nehme ich es nicht so genau, laß ich Fünfe grade sein. (Nein, davon verrate ich heute nichts. Ein andermal vielleicht.)

Wozu aber dieses Vorgehen, dieses umständliche Vorgehen bei so unterschiedlichen und zum Teil unwichtigen Dingen, gut ist, das frage ich mich manchmal. Jedenfalls immer dann, wenn ich eine entsprechende Routine durchbreche und es so einfach mache, wie es nur geht. Dann komme ich zwar zum wirklich gleichwertigen Ergebnis, bin aber völlig unzufrieden damit. Ja. Denn ich habe da etwas »nicht richtig« gemacht. Also was rauskam dabei ist schon richtig, korrekt, entspricht allen Erwartungen. Aber der Weg dahin … Ist es nicht unverständlich, was mein Hirn da mit mir tut? Wozu brauche ich solche detaillierten Handlungs»vorschriften«, die keinen offensichtlichen Nutzen haben, in denen Teile sogar überflüssig sind, warum verweigert sich mein Wohlfühlen der Annahme von Erleichterungen z. B. durch eine Geschirrspülmaschine?

Die Sinnfrage. Hat jemand schon irgendwann einmal eine sinnvolle Antwort auf die Sinnfrage gefunden außer »Der Sinn des Lebens ist das Leben«?

 

In sieben Minuten muß der Text im Backend sein (trotz aller Zeitnot benutze ich zum Schreiben von Blogbeiträgen einen HTML-Editor, aus dem ich dann den Quelltext in meine Blogverwaltungsseite einpflege). (Psssst: Geschafft.)

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Am 16.02.2021 waren positiv die gebügelten Kopftücher, ein beinahe ausgelesenes Buch, der schnell geschriebene Beitrag.
 
Die Tageskarte für morgen ist die Neun der Münzen.

© 2021 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
CC by-nc-nd Website (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).

Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
Dieser Beitrag wurde unter 2021, Erlebtes, One Post a Day abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

9 Antworten zu 2021,047: Umständlich

  1. Sofasophia sagt:

    42.

    Aber das weißt du bestimmt. 😉

  2. Elvira sagt:

    Was die Geschirrspülmaschine betrifft, war es bei uns (4Personen-Haushalt) so ähnlich. Mein Mann meinte immer, solange er zwei gesunde Hände hat, benötigen wir so ein Ding nicht. Da half selbst die Gegenrechnung Strom-/Wasserverbrauch nicht. Erst als er nicht mehr lange stehen konnte, und bei dem Geschirr von vier Personen steht Mann recht lange, kauften wir einen Spüler. Heute leben wir zu zweit und möchten das Teil nicht mehr missen. Obwohl ich lieber Geschirr spülen würde, als Wäsche mit der Hand zu waschen. Viele andere Dinge, wie das Bügeln, veränderte sich im Laufe der Jahre. Darüber schrieb ich kürzlich auch bei mir.
    Liebe Grüße,
    Elvira

    • Der Emil sagt:

      Ich habe wohl nicht einmal so viel Geschirr, daß die Maschine voll werden könnte. Naja. Vielleicht irgendwann doch noch …

      Weißt Du, das bei mir Auffällige ist, daß die Anzahl der umständlicher zelebrierten Tätigkeiten zunimmt, zur Zeit.

      • Elvira sagt:

        Das bedeutet sicher auch einen größeren Zeitaufwand? Zeit, die du in Zeiten ohne Coronabeschränkungen sicherlich anders nutzen würdest?

  3. sabeth47 sagt:

    Ah, diese kleinen Routinen des Alltags. Sie geben Stütze, sind wie ein Kletterrosengitter, an dem man sich auch in kranken oder schlechten Zeiten halten kann.
    Du beweist dir ja in einzelnen Situationen, dass es dir möglich ist, auch anders zu handeln. Mir fällt gerade die Katzenwäsche ein. Es ist also nicht Altersstarrsinn.
    Denn Altersstarrheit und wohltuende Routinen sind später schwer zu unterscheiden. Wie auch immer, an meiner Großmutter konnte ich sehen und ermessen, wie hilfreich zur Tagbewältigung eingeübte Routinen sind. Vielleicht hätte sie sonst viel mehr „Ausfälle“ und Hilflosigkeit erfahren. So aber war genau festgelegt, welches Kleidungsstück beim Ausziehen auf dem Stuhl wo gelagert wurde, Rückenlehne, rechte Armlehne, linke Armlehne, Sitzfläche. Ebenso die Verrichtungen vor dem Zubettgehen.
    Mich von außen hat es oft rappelig gemacht beim Zuschauen, weil ich zeit- und kraftsparendere Abläufe gewusst und genutzt hätte. Bat sie mich aber um Hilfe und ich richtete das Bett – mit demselben Ergebnis – auf meine Weise, war sie traurig bis verzweifelt und endlich zornig. Es war nicht richtig. Zum Richtigmachen gehörte eben auch der Ablauf der Tätigkeite und nicht nur das Endergebnis. Also: musste ich Laken, Decke Kissen wieder abnehmen und neu beginnen genau nach ihrem Schema. So war es richtig. So war es gut.
    Ein Mensch mit Routinen, so kommt mir vor, kann sich nie (oder nicht so schnell) selbst verlieren bei Verwirrtheit oder Altershirn.

  4. sabeth47 sagt:

    Zum Sinn des Lebens, dieser Frage, der ich seit Jahrzehnten hilflos gegenüber stehe, möchte ich dir ein kleines Gedicht, einen Spruch schicken.
    Es ist von Ilse Kilic, Wien.

    Ich frag nicht
    nach des Lebens Sinn,
    weil ich dieser
    selber bin.

    Es ist in einem ihrer Bücher veröffentlicht, in welchem weiß ich gerad nicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert